Geht es nach dem Plan der Eidgenössischen Kommunikationskommission und des Bundesamtes für Kommunikation, dann findet die Auktion der Frequenzen für das Schweizer 5G-Netz noch in diesem Monat statt. Werden alle Frequenzen zum Tiefstpreis vergeben, nimmt der Bund 220 Millionen Franken ein.
Welche Telekomfirmen an der Versteigerung teilnehmen, ist nicht bekannt. Swisscom, Sunrise und Salt werden wohl mitbieten. Ihre Netze kommen wegen dem kontinuierlich wachsenden Datenvolumen mit der bestehenden Technologie an ihre Grenzen.
Mit 5G kann man in kurzer Zeit grosse Datenmengen transportieren. Ein Kinofilm in HD zum Beispiel ist in wenigen Sekunden heruntergeladen. Der neue Standard kennt bei der Übermittlung auch kaum Verzögerungen, eine neue Verbindung wird augenblicklich aufgebaut.
5G-Ausbau zuerst auf dem Land
Die Industrie erhofft sich deshalb viel von 5G: Selbstfahrende Autos sollen quasi in Echtzeit miteinander kommunizieren, Fabriken ihre Produktionsprozesse per Mobilfunk hochpräzise aufeinander abstimmen. Wie das geht, testet Swisscom seit September in Burgdorf mit einem lokalen 5G-Netz. Zusammen mit der Medizinaltechnik-Herstellerin Ypsomed erprobt Swisscom die vollautomatisierte Produktion der Zukunft mit 5G-Antennen, die in den Produktionshallen Maschinen, Sensoren und Computer vernetzten.
In Bern, Luzern, Zürich, Lausanne und Genf hat die Swisscom ausserdem erste 5G-Testantennen in Betrieb. Auch Sunrise betreibt in Oerlikon eine solche Anlage und hat in Laax ein 5G-Netz aufgebaut. Salt hat die neue Technologie erst im Rahmen einer Präsentation am Hauptsitz in Renens gezeigt.
Damit unterscheidet sich die Schweiz nicht vom Rest der Welt: Auch in anderen Ländern gibt es Testversuche mit 5G, flächendeckend verfügbar ist der neue Mobilfunkstandard aber noch in keinem Land. 2019 und 2020 Jahr soll sich das aber ändern, denn 5G gilt als Zukunftstechnologie und als Standortvorteil.
Darum soll auch der Ausbau des Schweizer Netzes in den nächsten Monaten vorangetrieben werden: Swisscom hat angekündigt, noch in diesem Jahr 60 Städte und Gemeinden mit 5G zu erschliessen. Sunrise will 2020 vor allem auf dem Land ausbauen – also dort, wo schnelle Glasfaser-Anschlüsse die Ausnahme sind und den Kunden eine 5G-Verbindung besonders zu Gute kommt.
Einsprachen und Grenzwerte könnten Ausbau bremsen
Ob es so schnell gehen wird, wie die Telekomfirmen es hoffen, ist aber nicht klar: Einsprachen und Grenzwerte könnten das Tempo bremsen. Um das 5G-Netz zu bauen, müssen die Anbieter neue Mobilfunk-Antennen aufstellen, was vor allen in den Städten wegen den Bauvorschriften häufig nicht möglich ist.
Zwar gelten in der Schweiz im Vergleich zur EU tiefere Grenzwerte für Mobilfunk-Strahlung. Die Telekomfirmen kritisieren trotzdem, dass die Vorgaben der Behörden den Ausbau ihrer 5G-Netze erschwerten
Nachdem der Ständerat im März beschlossen hat, den Strahlenschutz nicht zu lockern, bereitet das Bundesamt für Umwelt nun eine Revision der Verordnung vor. Der Bundesrat soll sie im Frühling verabschieden, damit sie Mitte 2019 in Kraft treten kann. Unabhängig davon arbeitet eine Expertengruppe an einem Bericht über die weitere Zukunft von Mobilfunk und Strahlenbelastung, der ebenfalls für Mitte Jahr erwartet wird.
Dann wird sich zeigen, ob die ehrgeizigen Pläne der Telekomfirmen Realität werden oder ob die Schweiz im Rennen um die Einführung von 5G den Anschluss verliert.