Es ist das Tor zum persischen Golf und damit zu den grössten Ölreserven der Welt. Saudi-Arabien, Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait und Irak verschiffen den Grossteil ihres Rohöls durch die Meerenge von Hormus, die in den Golf von Oman und damit auf die Weltmeere führt.
«Das ist ein Nadelöhr des globalen Erdölhandels», sagt Rohstoffanalyst Norbert Rücker von Julius Bär. Gemäss der US-Verwaltung für Energie-Informationen (EIA) gelangten 2016 18.5 Millionen Barrel Öl pro Tag durch die Strasse von Hormus. Das sind rund 30 Prozents des weltweiten Erdölhandels.
Markt wenig emotional
Nun kam es in der letzten Zeit wiederholt zu Zwischenfällen mit Öltankern in der Region. Zuletzt wurden zwei Tanker am Donnerstag im Golf von Oman mutmasslich angegriffen. Die Zwischenfälle verunsichern die Weltpolitik und strapazieren das Verhältnis zwischen den USA und Iran.
Die Meldungen der Schiffsexplosionen von Donnerstag haben zunächst einen Preissprung um bis zu 4.5 % am Ölmarkt ausgelöst. «Natürlich taucht sofort das Schreckgespenst einer Erdölkrise auf», sagt Rücker, «erstaunlicherweise hat der Markt dann sehr verhalten reagiert, obwohl er normalerweise temperamentvoll ist.»
Handelskonflikt bildet Gegengewicht
Der deutliche Anstieg war aber nur von kurzer Dauer. Am Freitag war die Zunahme vom Vortag bereits wieder verschwunden. Der Handelskonflikt und die Sorgen vor einer Abschwächung der Weltwirtschaft würden ein Gegengewicht bilden zu den Ängsten vor einer Eskalation am Golf, sagt Rücker. «Das sorgt dafür, dass sich der Erdölpreis kaum bewegt.»
Allgemein sind die Auswirkungen solcher Krisen auf den Ölpreis nur von kurzer Dauer. Langfristig, sagen Experten, wird der Ölpreis wohl sinken. Weil die Weltwirtschaft sich abkühlt und damit weniger Öl verbraucht wird.