Es gibt 250 verschiedene Berufe – da ist es nicht einfach für Jugendliche, die richtige Lehrstelle zu finden. Domenica Mauch (35) ist Geschäftsführerin des unabhängigen Berufsbildungsportals «yousty.ch». Das Portal bringt Lehrstellensuchende und Lehrbetriebe online zusammen - und will die Lehrstellensuche im digitalen Zeitalter vereinfachen.
Radio SRF 1: Sie wollten ursprünglich Mediamatikerin werden wollten. Was wurde daraus?
Domenica Mauch: Ich hatte einen Beruf gesucht, bei dem ich digital arbeiten und etwas gestalten kann. Ich ging schnuppern, habe mich dann aber für das Lehrerseminar, respektive die pädagogische Maturitätsschule entschieden. Jetzt bin ich an einem Ort, an dem ich Jugendlichen helfen und gleichzeitig digital arbeiten kann. Eine Kombination von beiden Berufen.
Es gibt 250 verschiedene Berufe. Es ist ein unglaublicher Dschungel, durch den man sich kämpfen muss.
Im Alter zwischen 14 und 17 sollte man sich für einen Beruf entscheiden. Sie haben sich vermutlich noch per Post beworben, heute macht man das digital. Wie funktioniert das?
Auch wenn man sich heute zum Teil immer noch per Post bewirbt, ist eigentlich alles digital geworden. Man informiert sich online, man schnuppert online. Es gibt 250 verschiedene Berufe. Und Sie haben es gesagt, es ist ein unglaublicher Dschungel, durch den man sich kämpfen muss. Da hilft einem die digitale Welt extrem. Ob man sich per E-Mail oder Online-Tools bewirbt, für Jugendliche ist das eine grosse Erleichterung.
Ihre Plattform ist digital. Wie bringen Sie die Jugendlichen und die Lehrbetriebe zusammen?
Bei uns haben die Firmen ein Profil, wo sie Einblick geben und online schnuppern möglich machen. Man sieht zum Beispiel Videos von Lernenden, die den Beruf in dem Betrieb ausüben. So kann man viel über den Beruf und die Firma erfahren und bereits Vertrauen aufbauen. Meistens bewirbt man sich zuerst für eine Schnupperlehre, dann für die Lehrstelle. Und das machen die Jugendlichen über yousty.ch.
In der Schweiz gibt es jedes Jahr Tausende von Lehrstellen, die frei bleiben. Warum?
Momentan gibt es ein Überangebot. Es gibt zu viele Lehrstellen für zu wenig Jugendliche. Da haben die Jugendlichen dann die Qual der Wahl. Will ich eher in einem Grossbetrieb oder in einem kleineren Betrieb arbeiten? Jugendliche können so Lehrstellen suchen, die mehr zu den Interessen und Fähigkeiten passen.
Jugendliche sind es nicht mehr gewohnt, zu telefonieren.
Trotzdem ist es nicht einfach, eine Lehrstelle zu finden. Sie sagten, digital finden sich Jugendliche zurecht – wo hakt es?
Der Haken liegt darin, dass sich die Jugendlichen schnell festlegen, was sie werden wollen. Sie setzen sich zu wenig mit Alternativen auseinander. Man lässt sich vielleicht auch vom Umfeld beeinflussen. Dabei vergisst man, was es für andere lässige Berufsfelder gibt, die auch passen könnten und in denen es noch eine Lehrstelle gäbe.
Wenn man sich bewirbt und den Online-Teil abgeschlossen hat, was sind die nächsten Hürden?
Es geht darum, am Ball zu bleiben. Das heisst: Nachfragen per Telefon, was der Stand der Bewerbung ist. Das sind Herausforderungen: Jugendliche sind es sich nicht mehr gewohnt, zu telefonieren. Heute kommunizieren sie über WhatsApp oder Snapchat. Das geschieht nicht mehr über das Festnetz-Telefon, wo man den Hörer abnimmt und den Vor- und Nachnamen sagt.
Haben Sie auf yousty.ch viele Jugendliche, die in letzter Minute noch eine Lehrstelle suchen?
Das gibt es immer wieder, dass im Sommer für das gleiche Jahr noch Lehrstellen gesucht werden. Das ist nicht weiter schlimm. Man kann sich immer bewerben, solange eine Lehrstelle noch verfügbar ist. Die meisten bewerben sich im Herbst und dann gibt es meistens im Januar/Februar noch einmal einen Schub. Man muss sich gar nicht unter Druck setzen. Man kann sich immer noch informieren und in aller Ruhe bewerben.
Das Gespräch führte Elena Bernasconi.