Noch in den 80er Jahren lebten in der Schweiz rund 6,4 Millionen Menschen. Seither ist die ständige Wohnbevölkerung stetig gewachsen. Mittlerweile leben 9 Millionen Menschen in der Schweiz. Pro Jahr wandern aktuell netto rund 80'000 Personen aus dem Ausland ein, hauptsächlich aus den EU-Ländern. Damit gehört das Bevölkerungswachstum in der Schweiz zu den höchsten in Europa.
Auch die Schweizer Bevölkerung ist gewachsen, durch eine positive Geburtenrate und durch Einbürgerungen. Im Verhältnis ist die Zahl der Zugewanderten jedoch stärker gewachsen. Mittlerweile sind 26 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung Ausländerinnen und Ausländer, 74 Prozent haben einen Schweizer Pass.
Bevölkerungsprognose
Das Bundesamt für Statistik rechnet mit einem weiteren Bevölkerungswachstum. Im mittleren Szenario soll etwa im Jahr 2040 die Grenze von 10 Millionen Einwohnern erreicht werden. Bis 2050 wären es rund 10,4 Millionen.
Die Denkfabrik Avenir Suisse relativiert. Für eine 10-Millionen Schweiz bis 2040 brauche es ein Wachstum von mindestens 0,6 Prozent jährlich, was verkraftbar wäre. Problematisch wäre erst ein Wachstum von über 1 Prozent pro Jahr, das sei bisher aber nur selten vorgekommen. Ohne Zuwanderung würde die Schweizer Bevölkerung in Zukunft sogar eher schrumpfen, so wie in vielen westlichen Ländern. Der Grund sei der demografische Wandel. Weil geburtenstarke Jahrgänge in Pension gingen, brauche die Schweiz weitere Zuwanderung, um den Wohlstand zu sichern.
Initiative der SVP
Ganz anderer Meinung ist die SVP. Um den Wohlstand zu sichern, brauche es eine Begrenzung des Bevölkerungswachstums. Die Situation sei prekär, und man verweist auf die Wohnungsnot, überfüllte Züge und Verkehrsstaus.
Voraussichtlich im Frühling wird die SVP eine Zuwanderungsinitiative einreichen. Sie will verhindern, dass vor 2050 mehr als zehn Millionen Menschen in der Schweiz leben. Zu diesem Zweck soll die Zuwanderung gebremst werden.
Schweiz braucht Zuwanderung
Die Gegner der Initiative haben sich noch nicht formiert. Das Begehren der SVP weckt jedoch Erinnerungen an die Begrenzungsinitiative («Für eine massvolle Zuwanderung»). Sie forderte, dass die Schweiz die Zuwanderung eigenständig regelt und das Freizügigkeitsabkommen mit der EU neu verhandelt oder kündigt. Die Initiative wurde am 27. September 2020 an der Urne verworfen.
Schon damals argumentierten die Gegner (u.a. Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände), dass die Schweiz in den kommenden Jahren auf eine starke Zuwanderung angewiesen sei. Die Babyboomer-Generation geht in Pension, die frei werdenden Stellen können nicht alle mit Personen aus dem Inland besetzt werden.
Die linken Parteien verteidigten schon damals das Freizügigkeitsabkommen mit der EU. Sie werden auch jetzt kaum bereit sein, Verschärfungen im Asylbereich – wie es die neue SVP-Initiative fordert – zu akzeptieren.