SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel hat die Sendung «Forum» begleitet und ausgewählte Behauptungen geprüft.
Einfluss offener Skigebiete
Esther Friedli merkt an, dass die Skigebiete in der Saison 2020/21 offen blieben, ohne negative Konsequenzen für die Pandemie.
SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel: Offen, ob das so stimmt. Der Einfluss der offenen Skigebiete auf den Verlauf der Pandemie ist nicht wirklich gut untersucht, man weiss also nicht, wie viel geschlossene Skigebiete das Infektionsgeschehen allenfalls gebremst hätten.
Grad an Sicherheit
«2G» ist gut, «2G plus» wäre besser, findet eine Hörerin.
Stimmt – zumindest jetzt. «2G» beschränkt den Zugang auf Geimpfte und Genesene. «2G Plus» ist noch strenger, es bedeutet, dass Geimpfte und Genesene nur dann Zugang haben, wenn sie zusätzlich ein negative Testresultat vorweisen können. In der jetzigen Situation, in der klar ist, dass der Immunschutz mit zwei Dosen nicht ausreicht um Infektionen durchweg zu verhindern, ist «2G Plus» die sicherere Option.
Das gilt noch mehr, wenn der bisher erworbene Immunschutz gegen Infektionen mit Omikron tatsächlich noch einmal deutlich schwächer wird. Darauf deuten die bisher vorhandenen Daten zu Omikron hin. Sobald der Immunschutz mit einem Booster oder einer auf Omikron angepassten Impfdosis aufgefrischt ist, und klar ist, dass dieser dann auch Infektionen effektiv unterbindet, kann «2G Plus» unnötig werden.
Faktor Zeit
Esther Friedli ist der Meinung, dass ein Krisenstab die Situation besser bewältigen könnte. Es vergehe zu viel Zeit, wenn alle mitreden.
Das ist richtig. Der Faktor Zeit ist in einer sich dynamisch entwickelnden Situation tatsächlich wichtig. Mit schnell getroffenen Entscheidungen kann man in einer schnell sich verschlechternden Situation eventuell erreichen, dass weniger harte Massnahmen auf lange Sicht ausreichen.
Druck auf die Psyche
Je länger je mehr in dieser Pandemie brauchen wir Dinge für unser Seelenwohl, sagt Rosmarie Quadranti.
Stimmt. Zahlreiche Studien belegen, dass der Druck auf die Psyche der Menschen hoch ist. Angststörungen, Magersucht, Depressionen und anderes sind messbar häufiger geworden.
Impfpflicht
Ein Hörer argumentiert, dass die Pocken mit Impfen ausgerottet wurden - ein grosser Erfolg. Deshalb wäre es gut, eine Impfpflicht einzuführen.
Das trifft zum Teil zu. Das Coronavirus SARS-CoV2 wird sich nicht mehr ausrotten lassen, es wird bleiben. Was aber wohl einmal erreicht sein wird, ist, dass die Immunsysteme der allermeisten Menschen dem Virus in verschiedenen Varianten so oft begegnet sind, dass sie das Virus so gut abwehren können, dass die allermeisten Verläufe mild sind.
Wie schnell dieses neue Gleichgewicht erreicht sein wird, hängt vor allem von zwei Faktoren ab: Erstens davon wie schnell wie viele Menschen wie oft immunisiert werden, also wie viele Infektionen es gibt und wie viele Menschen sich wie schnell impfen lassen. Zweitens hängt es davon ab, wie oft und wie gut neue Varianten des Virus der erworbenen Immunantwort dieser Immunisierten werden ausweichen können.
Dass der Immunschutz nach jetzigem Stand der Wissenschaft jeweils gegen die bisherigen Varianten nie ganz ausgehebelt war – also bis jetzt immer noch ein wenig Schutz erhalten geblieben ist – spricht dafür, dass man hin zu diesem Gleichgewicht, schon auf dem Weg ist. Eine Impfpflicht kann helfen, schneller voranzukommen, aber eine Ausrottung wird es nicht geben.
Saisonalität
Corona habe eine starke saisonale Komponente, ist Esther Friedli überzeugt.
Das ist richtig. Wie stark sich der saisonale Effekt auswirkt, hängt jeweils noch davon ab, wie viele «Infizierbare» es zu einem bestimmten Zeitpunkt gibt. Ist der Anteil der «Infizierbaren» sehr hoch, kann das den Effekt der Saisonalität übersteuern.