Der Bundesrat will die Corona-Massnahmen weiter verschärfen. Bis am Dienstag hatten Kantone und Verbände Zeit, sich zu den beiden Vorschlägen zu äussern.
Vorgeschlagen wird zum einen 2G oder zum Teil 2G+ für gewisse Innenbereiche. Nur noch Geimpfte und Genesene also dürfen zum Beispiel in ein Restaurant oder ins Fitnesscenter. Und sie müssen sich teilweise noch zusätzlich testen lassen. Vorschlag zwei wäre eine Teilschliessung.
Oberster Touristiker rechnet mit 2G
Verschärfte Massnahmen hätten auch Folgen für die anstehende Hochsaison in den Bergen. Wie sehr würde das die Tourismusbranche belasten? Nicolo Paganini, Präsident des Schweizer Tourismus-Verbandes, sagt es so: «Wir sind in einer Situation, in der es um ein Abwägen geht: Wird wieder vieles oder alles geschlossen oder nimmt man einen vermehrten Einsatz des Zertifikats in Kauf?»
Bei eben dieser Abwägung ist für Paganini klar: Schliessungen müssen vermieden werden. Deswegen sei man auch froh, dass praktisch alle Kantone die bundesrätliche Variante 2 ablehnen würden. «Das wäre Gift für unsere Betriebe», so Paganini zu Schliessungen von Restaurants oder Hotels in den Bergen. «Wir gehen davon aus, dass am Freitag (wenn der Bundesrat seinen Entscheid fällt, Anm. d. Red.) eine 2G-Regelung kommen wird.»
Mit einer 2G-Lösung, bei der Innenbereiche der Gastronomie Geimpften und Genesenen vorbehalten wären, könnte die Tourismusbranche laut Paganini also leben. Vorbehalte habe man aber gegenüber dem +, also der Testpflicht für die 2Gs. Paganini zweifelt nämlich daran, dass diese Lösung praktikabel wäre. «Die Testkapazitäten sind nicht überall in ausreichendem Mass vorhanden.»
Die Skisaison hat gerade erst begonnen. Mit der Omikron-Variante ziehen aber bereits dunkle Wolken herauf. Paganini, der für die Mitte-Partei im Nationalrat sitzt, blickt mit Sorge auf den weiteren Verlauf des Winters. «Wir wollen verhindern, dass es im Januar oder Februar zu Schliessungen kommt, wenn die grosse Zeit der Schulferien ansteht.»
In ländlichen Gebieten, wo die Impfquoten tiefer sind, fallen mit einer 2G-Regelung potenzielle Kunden weg.
Kommt die 2G-Regelung für Hotels und Restaurants, werden ausländische Gäste ohnehin fast nur noch geimpft oder genesen anreisen. Betroffen von allfälligen Einschränkungen in den Skigebieten werden also vor allem Schweizer Gäste sein. Ungeimpfte müssten auch bei garstigen Witterungsverhältnissen mit der Terrasse Vorlieb nehmen, die Tür zum Bergrestaurant bleibt verschlossen.
Es steht viel auf dem Spiel
«In ländlichen Gebieten, wo die Impfquoten tiefer sind, fallen mit einer 2G-Regelung potenzielle Kunden weg», sagt Paganini dazu. Gegenüber Schliessungen sei der Einsatz des Zertifikats aber klar die bessere Lösung. «Mit der Impfung und dem Zertifikat haben wir nun neue Möglichkeiten, die sollten wir auch nutzen. Deswegen haben wir uns auch für das Covid-19-Gesetz eingesetzt.»
Doch Paganini nimmt abschliessend auch die Branche selbst in die Pflicht, wenn es darum geht, griffige Schutzkonzepte umzusetzen – etwa mit Kapazitätsbegrenzungen bei den Seilbahnen. «Alle Teile der touristischen Wertschöpfungskette wissen, was auf dem Spiel steht: Wenn es nicht funktioniert, wird es noch einschneidendere Massnahmen geben.»