Die Corona-Infektionszahlen in der Schweiz sind anhaltend hoch – und bald könnte die Omikron-Variante das Bild prägen. Fragen an SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel zum aktuellen Kenntnisstand.
SRF News: Bald könnte in der Schweiz Omikron dominant sein. Was weiss man bisher gesichert über diese Corona-Variante?
Katrin Zöfel: In Dänemark und England, wo sehr genau auf die Varianten geschaut wird, ist deutlich zu sehen, wie schnell Omikron zunimmt. Mit einer Verdopplung alle zwei bis vier Tage ist Omikron schneller als alle Varianten bisher.
Ausserdem zeichnet sich ab, dass Omikron den Immunschutz relativ stark aushebelt. Eine Impfung, die bis jetzt mit zwei Dosen als vollständig galt, gibt nur noch einen geringen Schutz. Die Science Task Force zitiert Studien, nach denen der Schutz vor symptomatischer Infektion bei zehn bis 50 Prozent liegt. Nach dem Boostern steigt der Schutz gemäss den bisher vorliegenden Daten wieder deutlich an.
Offen ist noch, wie schwer krank Omikron macht. Ob weniger oder mehr als Delta und ob Omikron Kinder stärker oder weniger stark betrifft. Dazu gibt es noch keine belastbaren Daten. Was man aus Südafrika hört – von milderen Verläufen oder stärker betroffenen Kindern – sind nur erste Eindrücke.
Wie verbreitet sich Omikron in der Schweiz?
Überraschenderweise war die Omikron-Variante wohl schon in der Schweiz, als sie in Südafrika gerade entdeckt wurde. Also, als die allerersten Meldungen hereinkamen. Das belegen Abwasserproben aus Basel, die man im Nachhinein ausgewertet hat. Für die nächsten Wochen geht die Task Force davon aus, dass Omikron Anfang 2022 das Infektionsgeschehen der Schweiz bestimmen wird.
Was heisst das für die Spitäler?
In der bereits jetzt angespannten Situation kommt eine Variante in die Schweiz, die das Infektionsgeschehen schnell stark beschleunigen kann. Und damit dann auch die Belastung in den Spitälern.
Grossbritannien erhöht das Tempo beim Boostern. Ist das auch für die Schweizer Fachleute die Losung der Stunde?
Ich zitiere da Tanja Stadler von der Science Task Force. Sie sagte gestern, man wisse zwar noch nicht, wie lange der Schutz nach dem Boostern halte, aber kurzfristig helfe der Booster ganz klar. Und das ist wirklich eine gute Nachricht. Um das aber zu nutzen, so Stadler, müssten die Menschen geboostert werden, bevor sie mit Omikron in Berührung kommen. Omikron verändert das Bild. Es ist jetzt ein Boostern gegen die Zeit.
Das Gespräch führte Simone Hulliger.