Die Universität Göteborg hat in einer Studie untersucht, wer die Rechte der Frauen als Nachteil sieht. Es seien vor allem junge Männer. Insbesondere jene junge Männer, die öffentliche Einrichtungen als ungerecht empfinden und in Regionen leben, in denen die Arbeitslosigkeit gestiegen ist. Das führe zu einem verstärkten Wettbewerb um Arbeitsplätze.
Andere Realität in der Schweiz
Esther-Mirjam de Boer ist Mitinhaberin und CEO von GetDiversity, einer Beratungsfirma, die Vielfalt in Geschäftsleitungen sowie Verwaltungsräte vermittelt und Firmen bei der Entwicklung einer inkludierenden Firmenkultur unterstützt. Esther-Mirjam de Boer sagt: «Es gibt Männer, die das Gefühl haben, dass Frauen ungerechtfertigt bevorzugt werden.» Die Realität sei eine andere. Die Schweiz habe rekordtiefe Arbeitslosenzahlen, viele freie Stellen und Fachkräftemangel. «Chancen gibt es genug». Frauen seien Teil der Lösung, damit die Schweizer Wirtschaft erfolgreich sei.
Privilegien abgeben
Jean-Daniel Strub ist Präsident des Dachverbands der Männer- und Väterorganisationen in der Schweiz. Dass sich Männer in der Arbeitswelt benachteiligt fühlen, begegne ihm «relativ selten». Natürlich gäbe es die Situation. «Die Gleichstellung verlangt den Männern etwas ab, sie müssen Privilegien abgeben.» Bei seinen Beratungen stellt der Ethiker Jean-Daniel Strub fest, dass Männer häufiger die Vereinbarkeit von Beruf und Familie umtreibt. Und das geteilte Sorgerecht, wo Männern tatsächlich Nachteile entstehen könnten. Sicher sei, dass sich das Männerbild im Wandel befinde.
Die Geschlechterfrage ist auch Generationenfrage
Gut die Hälfte der Männer in der Schweiz empfinden die Debatte über die Gleichstellung als «wichtig». Allerdings zeigt sich in der Studie «Männerberfragung» im Auftrag der Zeitschrift Annabelle im Jahr 2021, dass es grosse Unterschiede zwischen den Altersgruppe gibt. Jüngeren Männern ist die Geschlechterdebatte wesentlich wichtiger als älteren Männer.
Männerideal 80% Pensum
Als Ideal betrachten Frauen und Männer in der Deutschschweiz das sogenannte modernisierte traditionelle Familienmodell. Der Mann arbeitet in einem Vollzeitpensum, die Mutter Teilzeit. Dieses Modell wird in der Schweiz auch am häufigsten gelebt. Bemerkenswert an der Annabelle-Männerbefragung ist, dass Männer als ideales Pensum, ein 80%-Pensum, erachten. Als ideales Teilzeitpensum für die Mütter sehen die befragten Männer eine 50%-Erwerbstätigkeit.