Strom aus Sonne, Wasser und Wind – dazu haben die Stimmberechtigten im Juni 2024 ja gesagt. Zum Atomstrom im Jahr 2017 nein. Die Energiewende war und ist eines der umstrittensten Themen in der Politik und in der Bevölkerung.
Befeuert wird die Diskussion zurzeit auch durch den Bundesrat, der mit einem angekündigten indirekten Gegenvorschlag zur Blackout-Initiative neue Atomkraftwerke wieder ermöglichen möchte.
Atomkraft ist keine Alternative
Florian Kasser ist Präsident Allianz Atomausstieg und bei Greenpeace für das Nukleardossier zuständig. Für ihn ist klar, dass die Atomkraft nicht nachhaltig ist. Er sieht eine Zukunft ohne Atomstrom.
Die Gründe:
- Neue Atomkraftwerke bremsen den Ausbau sauberer erneuerbarer Energien. Sie erfordern Milliardeninvestitionen, die für Solar-, Wind-, Wasserkraft und Energieeffizienz fehlen.
- Neue Atomkraftwerke tragen nicht zur Versorgungssicherheit bei. Planung und Bau würden 20 Jahre dauern. Zuvor müsste das Parlament zweimal darüber beraten, jeweils mit einer nationalen Volksabstimmung am Ende. Der Ausbau der erneuerbaren Energien geht viel schneller und zuverlässiger.
- Atomkraftwerke produzieren radioaktive Abfallberge, die für Hunderttausende von Jahren gefährlich bleiben. Es gibt weltweit keine Lösung für den Atommüll. Diese Energieform ist nicht nachhaltig.
Kernkraft nicht aussen vor lassen
Alexander Keberle ist Mitglied der Geschäftsleitung Economiesuisse, Bereichsleiter Umwelt, Energie und Infrastruktur. Für ihn ist klar, dass man die Kernkraft in Zukunft nicht aussen vor lassen kann. Er kann sich eine Zukunft mit Atomstrom vorstellen.
Die Gründe:
- Wir müssen unsere Stromproduktion bis 2050 verdoppeln, wenn wir wollen, dass es uns in der Schweiz dann noch so gut geht wie heute und wir unsere Klimaziele tatsächlich erreichen.
- Es ist fahrlässig, einzelne grüne Technologien wie die Kernkraft aussen vorzulassen. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Rest der Welt wieder auf die Kernkraft setzt – die EU hat sie sogar soeben als «essenzielle Technologie für Netto Null» erkoren.
- Die Debatte ist aktuell von extremen Positionen und Vergleichen von Äpfeln mit Birnen geprägt. Es geht nicht um die Frage: Bauen wir jetzt ein neues Kernkraftwerk. Sondern darum, ob wir die Debatte jetzt entweder wieder ergebnisoffen, unverkrampft und faktenbasiert führen wollen, oder an ideologischen Denkverboten festhalten.
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