Gibt es bald abgetrennte Personalrestaurants? Büros für Mitarbeiter mit und ohne Zertifikat? Maskenpflicht nur noch für Ungeimpfte im Betrieb?
All diese Fragen stehen seit Montag im Raum. Seit der Bundesrat beschlossen hat, dass Arbeitgeber ihre Angestellten fragen dürfen, ob sie ein Covid-Zertifikat besitzen. Man könne geteilter Meinung sein, ob das gut sei oder nicht, sagt Roger Rudolph Professor für Arbeitsrecht an der Universität Zürich.
«Aus rechtlicher Sicht bin ich froh über den Entscheid.» Vorher sei es unklar gewesen, in welchen Situationen das Zertifikat am Arbeitsplatz zum Einsatz hätte kommen können. Sicher ist: Für die Arbeitgeber ist das Zertifikat eine Herausforderung.
Beispiel 1: Personalrestaurant
Darf ein Arbeitgeber zwei Räume im Personalrestaurant einrichten? Einen Raum für Angestellte mit Zertifikat und einen Raum für Angestellte ohne Zertifikat. «Ja, eine solche Separierung ist grundsätzlich möglich», sagt Roger Rudolph.
Das heisse aber nicht, dass man Menschen «beliebig an den Pranger stellen» könne. Der Arbeitgeber dürfe die Angestellten ohne Zertifikat beispielsweise nicht in die «hinterste dunkelste Ecke verbannen».
Beispiel 2: Grossraumbüro
Am Sitzungstisch befinden sich 15 Personen. Zwölf davon haben ein Zertifikat und dürfen ohne Maske teilnehmen. Die drei anderen Angestellten ohne Zertifikat müssen eine Maske tragen. Eine Ungleichbehandlung?
«Ja, das kann man nicht wegdiskutieren», sagt Roger Rudolph, Professor für Arbeitsrecht an der Universität Zürich. «Aber, diese Ungleichbehandlung ist nicht gleichzusetzen mit einer Diskriminierung, die dann rechtlich unzulässig wäre».
Mitarbeiter müssen angehört werden
Die Firma darf also ihre Angestellten fragen, ob sie ein Covid-Zertifikat haben. Bedingung: Der Betrieb darf dies nur, wenn er daraus angemessen Schutzmassnahmen ableitet. Zum Beispiel eine Maskenpflicht für Ungeimpfte einführt.
Der Bund schreibt vor, dass die Betriebe die Angestellten anhören müssen. Ausserdem muss die Firma schriftlich festhalten, welche Massnahmen sie einführt.
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«Maskenmüde Angestellte»
Der Schweizerische Arbeitgeberverband begrüsst den Schritt. Die Ausweitung des Zertifikats sei «unausweichlich». Roland Müller, Direktor des Arbeitgeberverbands sagt, er habe Rückmeldungen von Firmen, wo Mitarbeiter mit Zertifikat «darauf bestehen, ohne Maske arbeiten zu können». Mit dem Zertifikat am Arbeitsplatz hätten die Firmen Rechtssicherheit.
Kritik seitens der Gewerkschaft
Skeptisch ist hingegen der Dachverband der Arbeitnehmenden, Travail.Suisse. Deren Präsident Adrian Wüthrich sagt, man bekämpfe entschieden jede Form der Diskriminierung am Arbeitsplatz. «Es soll nicht der Willkür der Arbeitsgebenden überlassen werden, ob ein Zertifikat eingeführt und wie es angewendet wird.» Anders als das Zertifikat im Freizeitbereich, sei arbeiten ja nicht «freiwillig».