Die Schweizerische Nationalbank (SNB) will eine neue Banknotenserie entwickeln und lanciert dafür einen Gestaltungswettbewerb. Ausgegeben werden sollen die neuen Noten frühestens Anfang der 2030er-Jahre, wie die SNB mitteilte. Die neue Banknotenserie soll sich der einzigartigen Topografie der Schweiz widmen. Manuela Pfrunder, die zwischen 2016 und 2019 die aktuellen Banknoten gestaltete, erzählt im Gespräch mit SRF 1, wie herausfordernd dieser Prozess ist. Ihre Serie erhielt weltweit Anerkennung und wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Titel «Beste Banknote des Jahres» für die 50- und 10-Franken-Noten.
SRF 1: Die 50er-Note ist Ihre persönliche Favoritin. Was macht gerade diese Note für Sie so besonders?
Manuela Pfrunder: Die 50er-Note war die erste, die wir herausgebracht haben – in dieser Entwicklungsphase haben wir unglaublich viel getestet und angepasst. Jede Kleinigkeit musste stimmen, und für mich war das eine Herzensangelegenheit. Sie ist das Fundament der Serie und in gewisser Weise auch mein Lieblingsstück.
Nun werden die Noten bald abgelöst. Wie geht es Ihnen damit?
Natürlich ist es im ersten Moment ein kleiner Schock, schliesslich steckt so viel Herzblut in diesen Designs. Doch es zeigt auch, dass Bargeld weiterhin eine Rolle spielt. Und ich denke, die Menschen werden sich gerne an diese Banknoten erinnern. Das ist ein schöner Gedanke.
Eine Banknote ist mehr als nur ein Geldschein. Wie verläuft der Weg von der Idee bis zur fertigen Banknote?
Der Prozess ist eine intensive Zusammenarbeit vieler Menschen, die sich über Jahre hinzieht. Nichts darf nach aussen dringen, alles bleibt streng vertraulich. Eine Banknote besteht aus mehreren Schichten und Sicherheitsmerkmalen, die wie die Ebenen eines Wolkenkratzers ineinandergreifen und perfekt zusammenspielen müssen. Jedes Detail ist genau abgestimmt und trägt zur Gesamtheit bei.
Die Schweizer Banknotenserien über die Jahre
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Bild 1 von 9. Die erste Banknotenserie der SNB: Die Zeit zwischen der Gründung der SNB im Jahr 1906 und der Öffnung ihrer Schalter genügte nicht, um neue Noten zu schaffen. Deshalb entschied man, diese Interimsnoten nach dem Notenbildmuster der früheren Emissionsbanken zu drucken und zusätzlich mit einer roten Rosette mit Schweizer Kreuz zu versehen. Bildquelle: SNB.
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Bild 2 von 9. Die 5-Franken-Münze wurde damals im Kriegsfall oder während schwerer Krisen gehortet und somit weitgehend dem Zahlungsverkehr entzogen. Die SNB produzierte deshalb diese 5-Franken-Note. Sie ist Teil der zweiten Banknotenserie, die zwischen 1911 und 1914 erstmals ausgegeben wurde. Bildquelle: SNB.
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Bild 3 von 9. Die Kriegsnote: 1918 wurde diese Note als sogenannte Kriegsnote entworfen und ausgegeben. Darauf zu sehen ist Wilhelm Tell. 1930 folgte eine 20-Franken-Note. Sie gehören zur dritten Banknotenserie der SNB. Bildquelle: SNB.
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Bild 4 von 9. Die Reservenoten: Während des Zweiten Weltkriegs haben die beiden Maler Victor Surbeck und Hans Erni von der SNB den Auftrag erhalten, neue Noten zu gestalten. Keine Noten dieser Serie (der vierten) wurden jedoch je in Umlauf gesetzt. Die Banknoten dienten als Reserve. Bildquelle: SNB.
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Bild 5 von 9. Die vier höchsten Bahnknoten der fünften Serie bilden erstmals in der Schweizer Banknotengeschichte eine thematische und formale Einheit, indem das Porträt der Vorderseite jeweils mit dem Sujet der Rückseite zusammenhängt. Ausserdem wurde 1956 erstmals eine 10-Franken-Note nicht nur gedruckt, sondern auch ausgegeben. Bildquelle: SNB.
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Bild 6 von 9. Ende der sechziger Jahre überdachte die SNB ihre Politik betreffend Gestaltung und Herstellung der Noten vollständig neu. Für die sechste Banknotenserie (1976) übernahm die Nationalbank zum ersten Mal die alleinige Federführung bezüglich Planung, Organisation und Realisation. Bildquelle: SNB.
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Bild 7 von 9. Die Noten der siebten Banknotenserie (1984) wurden nie herausgegeben, sondern dienten lediglich als Reserve. Die siebte Serie war die letzte Reserveserie. Anstelle einer Reserveserie wurde das Sicherheitssystem der Banknoten der achten Serie laufend weiterentwickelt. Bildquelle: SNB.
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Bild 8 von 9. Bei der Gestaltung der achten Banknotenserie 1995 kam erstmals elektronische Bildbearbeitung zum Einsatz. Zudem wurde das Sicherheitskonzept angepasst. Neu gab es transparente Sicherheitsmerkmale. Die SNB hat diese Banknoten per 30. April 2021 zurückgerufen. Sie sind somit keine offiziellen Zahlungsmittel mehr. Bildquelle: SNB.
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Bild 9 von 9. Die neunte Banknotenserie wurde seit 2016 gestaffelt in Umlauf gebracht. Als erste Note wurde im April 2016 die 50-Franken-Note herausgegeben. Den Schluss bildet die 100-Franken-Note, sie wurde am 12. September 2019 ausgegeben. Die Noten gelten als offizielles Zahlungsmittel. Bildquelle: Keystone/ALESSANDRO CRINARI.
Was macht den Entwurf so herausfordernd?
Die Gestaltung ist das Ergebnis unzähliger, kleiner Anpassungen. Jedes Detail – von der Farbwahl bis zu den Sicherheitsmerkmalen – muss aufeinander abgestimmt sein und wird immer wieder überprüft. Es ist ein lebendiger Prozess, der ständig im Fluss ist. Genau das macht die Arbeit auch faszinierend.
Es braucht Leidenschaft für jedes noch so kleine Element und den Blick dafür, dass jede Note ein Stück Schweiz repräsentieren muss.
Die nächste Generation von Designern wird den Staffelstab übernehmen. Was möchten Sie ihnen mitgeben?
Geduld ist das Wichtigste. Banknotendesign ist ein Kunsthandwerk, das Liebe zum Detail und ein technisches Verständnis erfordert. Es braucht Leidenschaft für jedes noch so kleine Element und den Blick dafür, dass jede Note ein Stück Schweiz repräsentieren muss.
Die neue Serie wird das Thema «Schweiz und ihre Höhenlagen» haben. Haben Sie bereits Ideen, wie Sie das Thema umsetzen würden?
Das ist ein wunderbares Thema, das unglaublich viel Raum für Kreativität lässt. Es bietet die Balance zwischen Struktur und freier Gestaltung. Gerade diese Balance ist Herausforderung und Freude zugleich.
Das Gespräch führte Stefan Siegenthaler.