Wer gerne wandert, sucht immer wieder neue Inspiration. Im SRF-Chat geben Profis individuelle Tipps für tolle Herbstwanderungen – auf die Bedürfnisse der Userinnen und User abgestimmt. Hier verrät die Expertenrunde ihre persönlichen Highlights.
Durch mystische Lärchenwälder im Wallis
Sonnenverbrannte Holzfassaden, Bergwiesen und mystische Lärchenwälder in herbstlicher Farbenpracht. Und das alles eingebettet in die höchsten Berge der Schweiz. Das ist die Region Bürchen-Moosalp im Wallis. Ein Tipp von Outdoor-Reporter Marcel Hähni für die nächste Herbstwanderung.
Um auch die Kinder für den Wanderausflug zu begeistern, startet man am besten auf dem Eichhörnchenweg ab der Bushaltestelle Ronalp in Bürchen Zenhäusern. Hier gibt es auch einen öffentlichen Parkplatz.
Der Einhörnchenweg ist ein kurzer Lernpfad, der den Kindern die putzigen Waldbewohner näher bringt. Zugleich ist es ein moderater Einstieg in die rund achteinhalb Kilometer lange und dreistündige Wanderung mit knapp 670 Höhenmetern hinauf zur Moosalp. Begleitet wird man hie und da von prächtigen Eringer Kühen. Walliser Kampfkühe zwar, die aber gelassen und zufrieden auf den Weiden grasen und die herbstlichen Sonnenstrahlen geniessen.
Über die Weiler Mittleri und Oberi Hellela mit ihren schönen Walliser Holzäusern, wo wir den Eichhörnchenweg verlassen, gelangt man in den Lochalp-Wald, ein typischer Berg-Lärchen-Wald. Bis hier wandern wir abseits der bekannten Wanderroute. Dann geht es auf dem Waldweg über die Bürchner Alp, wo wir auf die Hauptroute treffen, zum Moos und zur Moosalp.
Die Moosalp mit ihrem weit über die Region hinaus bekanntem Gasthaus liegt auf 2048 Metern über Meer. Hier kehren wir immer noch schnell auf ein Walliserplättli mit Trockenfleisch und Käse ein. Zusätzlich belohnt wird man mit einem Weitblick auf die Mischabelgruppe mit dem Dom, dem höchsten Schweizer Berg, auf die Weisshorngruppe und das imposante Bietschhorn. Zurück nach Bürchen gelangt man von hier aus mit dem Postauto.
Schartihöreli – die kecke Bergspitze im Urnerland
Das Highlight von Anita Rossel für eine Wanderung im Herbst führt ins Herzen des Urnerlands.
Anita könnte unzählige Geschichten zu ihren Wanderungen im Isenthal erzählen. Hier im Kanton Uri hat sie das Schartihöreli seit ihrer Kindheit unzählige Male bestiegen. Die kleine, kecke Spitze zwischen Urnersee und Chlital, zwischen Seedorf und Isenthal. Das Schartihöreli ist ein Wandergipfel mit einer perfekten Aussicht.
Eine grossartige Gratwanderung bis zum Gipfelkreuz und mit etwas Glück, sind sogar Gämsen zu sehen.
Schon der Start zu dieser Herbstwanderung ist spektakulär. Mit dem Postauto geht es auf der schmalen Strasse hinauf nach Isenthal bis zur Posthaltestelle Chäppeli. Wer mit dem Auto anreist, sollte dieses in Isleten am See parkieren und von dort mit dem Postauto zum Ausgangspunkt fahren.
Auf dieser Wanderung sind wir unterwegs auf schmalem Weg und Wegspuren. Wir wandern ein kurzes Stück in einem düsteren Nadelwald und steigen dann hoch zum Grat. «Eine grossartige Gratwanderung mit Gipfelkreuz», schwärmt Anita Rossel und mit etwas Glück sind sogar Gämsen zu sehen. Es geht über Stock und Stein – weglos über Weiden von Markierung zu Markierung und auf einem breiten Rücken dem Grat entlang.
Die Aussicht auf den Vierwaldstättersee wird alle begeistern! Den Gipfelrast, mit dem Blick in die herrliche Landschaft, nehmen wir direkt beim Gipfelkreuz oder noch besser, etwas unterhalb der Bergspitze. Vor lauter Freude nicht vergessen, dass man jetzt dann noch den Rückweg vor sich hat. Über den Grat geht es zur kleinen abenteuerlichen Luftseilbahn in der Gietisflue. Die Tour ist noch nicht zu Ende – von der Talstation der Luftseilbahn marschieren wir dem Bach entlang nach Isenthal hinunter. Ziel erreicht!
Schluchtwanderung im sagenumwobenen Val-de-Travers
Steile Felswände, tosende Wasserfälle, dunkle Grotten, herbstliche Nebelschwaden und grüne Feen verleihen dieser Wanderung im sagenumwobenen Val-de-Travers einen mystischen Touch. Der herbstliche Wandertipp von Valérie Chételat, die gerne auf unbekannten Pfaden unterwegs ist.
Môtiers, ein Dorf im Neuenburger Jura mit rund 800 Einwohnerinnen. Hier startet Valérie die Wanderung in das Tal des Absinths, der grünen Fee. Die ersten Schritte führen vom malerischen Dorfzentrum zum Waldrand, wo uns ein kleiner Schlenker zu der Cascade und der Grotte de Môtiers auf die Wanderung einstimmt.
Wer gut aufpasst, entdeckt unterwegs vielleicht das versteckte Absinth-Fläschchen.
Anschliessend folgt die Route einem gut gesicherten und markierten Wanderweg tief in die Poëta-Raisse Schlucht im Neuenburger Jura. Knapp 500 Höhenmeter gilt es zu überwinden. «Wer gut aufpasst, entdeckt unterwegs vielleicht das versteckte Absinth-Fläschchen.» Der hier destillierte Schnaps aus Wermutskraut (Artemisia absinthium), Anis und Fenchel war ab 1915 in Europa und den USA während fast 100 Jahren verboten.
Die Schlucht wird nun enger, der Weg wird schmaler und gleichzeitig auch verwunschener. Mit Moos überwachsene Steine säumen den Bachlauf, steile Felswände machen das Durchkommen abenteuerlicher und der Wald wirkt märchenhaft.
Nun erfordern kurze, schmale und ausgesetzte Passagen über rutschige Felsstufen und Holzstege unsere Trittsicherheit und die nötige Portion Vorsicht, insbesondere wenn Kinder mitwandern. Ausgangs der Schlucht lädt ein grosser Holztisch mit Bänken zur verdienten Rast. Der Rückweg führt während 20 Minuten auf demselben Weg zurück zu der Brücke. Beim Wegweiser gehen wird den linken Pfad in Richtung Le Breuil und Château de Môtiers, welcher schliesslich zurück in den Dorfkern von Môtiers führt.
Jegertosse für Schwindelfreie im Berner Oberland
Die Wanderung zur Jegertosse im goldenen Herbst ist ein unvergleichliches Erlebnis. Sie erfordere allerdings Trittsicherheit – die ideale Tour für geübte Bergwanderer, die abseits der Massen die Stille der Natur suchten, sagt Wanderleiter Roger Oechslin.
Kandersteg ist als Ausgangspunkt zum märchenhaften Oeschinensee oder als Heimatort von Altbundesrat Adolf Ogi weltbekannt. Wer etwas abseits der Touristenströme wandern will, fährt etwas weiter ins Tal hinein. Los geht es direkt beim Hotel Waldhaus in Kandersteg und führt sofort steil bergauf durch einen dichten Wald. Nach einiger Zeit zweigt man rechts nach Süden ab und folgt dem Wanderweg bis zur Jägerhütte Fisischafberg (P. 2090).
Wir wandern hier auf einem technisch anspruchsvollen Weg, der über weite Strecken mit Drahtseilen und teilweise mit Tritten entschärft wird. Trotzdem sollte der Aufstieg nur in längeren Trockenperioden unternommen werden, damit die Wege nicht zu rutschig sind. Die Wanderung sollte man auch nicht zu spät im Jahr in Angriff nehmen, um vereiste Stellen zu vermeiden.
Von der Jägerhütte Fisischafberg (P. 2090) aus führt der gut markierte Weg in südwestlicher Richtung über steile Hänge. Auch hier ist Trittsicherheit und Schwindelfreiheit Pflicht.
Oben auf der Jägertosse bietet sich ein wunderbarer Rastplatz mit spektakulärem Blick ins Kandertal und auf die umliegenden Gipfel sowie in das sagenumwobene Gasterntal.
Nach der Rast führt uns der Weg von der Jägertosse wieder zurück zur Jagdhütte beim Fisischafberg. Von dort zweigt man nach rechts in Richtung Osten ab und wandert über ein imposantes Blockfeld in Richtung Fisialp. Vor der Alphütte führt der Weg schliesslich wieder steil und gut markiert durch den Wald hinunter Richtung Kandersteg Waldhaus, dem Ziel und Ausgangspunkt der Wanderung.
Zusatzschlaufe für geübte Alpinwanderer
Wer genügend Zeit eingeplant hat, schwindelfrei ist und über Erfahrung im Alpinwandern bis zur Schwierigkeit T4 hat, kann beim Abstieg unterhalb der Fisialp bei P. 1817 den Felsweg Richtung Doldenhornhütte nehmen und über den normalen Hüttenweg nach Kandersteg Waldhaus absteigen.