In der Hoffnung auf eine bessere Zukunft sind vor 700 Jahren die ersten Bewohner aus dem Obergoms im Wallis in Richtung Süden und Osten ausgewandert. Vielerorts sind Sie bis heute geblieben. Auf einer mehrtägigen Wanderung folge ich ihren Spuren.
Ich breche auf, um auf dem Weg der Walser Ruhe und meine eigenen familiären Wurzeln zu finden. Dabei habe ich neben einer atemberaubenden Naturkulisse viele interessante Menschen getroffen und bin zu neuen Erkenntnissen über mich und das Wandern gekommen.
Meine Wanderung auf dem Walserweg
Etappe 1-4: Kamele und Überraschungen auf dem Walserweg
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Bild 1 von 10. San Bernardino. Wer hier aussteigt, sieht, dass San Bernardino mehr ist als ein Ort entlang der Autobahn und ein Tunnel. Zum Beispiel gibt es hier eine ehemalige Mineralquelle. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
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Bild 2 von 10. Hinterrhein. Das Dorf am Nordeingang des San Bernardino Strassentunnels ist die älteste urkundlich nachweisbare Walsersiedlung in Graubünden. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni .
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Bild 3 von 10. Das Bündner Matterhorn. Das Zervreilahorn bei Vals (hinten rechts) gilt als Bündner Matterhorn. Man erzählt sich in Vals, dass die Walser bei diesem Anblick nicht mehr weiterwollten, weil sie dachten, sie seien wieder zu Hause im Wallis. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 4 von 10. Vals. Die Walser bauten Ihre Ställe und Häuser mit dem vorhandenen Material. In Vals waren das Steinplatten und Holz. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
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Bild 5 von 10. Prachtstück im Safiental. Der «Stegelzun»: Ein Zaun der Walser. Die Stecken werden einfach ineinander verkeilt. Dieses Prachtstück ist bei Thalkirch zu finden. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
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Bild 6 von 10. Der Schindelmacher. Jakob Gartmann ist Schindelmacher im Safiental. Mit dem Verein Safierställe rettet er alte Ställe vor dem Einstürzen. Die Schindeln sind aus Fichtenholz und halten zwischen 50 und 70 Jahre lang. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni .
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Bild 7 von 10. Traditionelle Holzschindeln. Viele Dächer und Wände der Walserhäuser sind bis heute mit Schindeln aus Fichtenholz bedeckt. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 8 von 10. Überraschung am Wegesrand. In Safien Platz leben zwei Kamele. Sie sind die Kuscheltiere der Bauernfamilie Bandli. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 9 von 10. Der «Polenweg». Interessantes am Wegrand: Im Zweiten Weltkrieg bauten internierte Polen den Wanderweg über den Tomülpass zwischen Vals und Safien. Im Notfall wäre dies eine Alternative zum San Bernardino-Pass gewesen. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 10 von 10. Piz Beverin. Der Stolz einer ganzen Region zeigt sich nach dem Aufstieg zum Glaspass. Diese Route war die wichtigste Verbindung der Walser vom Safiental nach Thusis auf den Rindermarkt. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni .
Im Dorf San Bernardino an der heute zweitwichtigsten Nord-Süd Verbindung starte ich meine Wanderung. Ich bin positiv überrascht. Noch nie bin ich hier ausgestiegen. Da öffnet sich ein Dorf hinter der Tankstelle und der Toiletten-Anlage direkt beim Tunnelportal. Von der Kioskfrau werde ich mit einem freundlichen «Buongiorno» begrüsst.
Die tägliche Street Parade von Hinterrhein
Auf der anderen Seite des Passes in Hinterrhein treffe ich auf viele Ziegen. Berühmte Ziegen. Ein Teil der Herde soll beim jüngsten «Heidi»-Film mitgespielt haben. Noch heute werden in Hinterrhein um acht Uhr morgens die Ziegen auf dem Dorfplatz gesammelt, um dann mit dem Hirten durch das Dorf hinauf Richtung Pass zu laufen. Pünktlich um sechs Uhr abends trotten sie dann gemeinsam wieder auf den Dorfplatz. Der Hirt, von allen einfach «der Deutsche» genannt, sei vor rund acht Jahren einfach aufgetaucht und geblieben, erzählt mir mein Gastgeber. Seither mache er diese Arbeit jeden Sommer für vier Monate. Er selber würde das nicht aushalten. Ich, der Radiojournalist, wäre wohl auch kein guter «Geissenpeter».
Ein Stück Heimat
In Vals treffe ich Alois. Er ist der Alphirt der Zervreila am gleichnamigen Stausee. Dort, wo heute Wasser ist, stand früher eine der ersten Walsersiedlungen, das Dorf Zervreila. Er zeigt hinauf zum Wahrzeichen der Region, dem Zervreilahorn, das auf jeder grossen Valserwasser-Flasche zu sehen ist. Ich finde, das Horn sieht dem Matterhorn in Zermatt verdammt ähnlich. «Ja genau», entgegnet mir Alois, darum seien die Walser schlussendlich auch hier geblieben. Solange unterwegs und dann am Schluss wieder am Matterhorn. Da verging manch einem die Lust, weiterzuwandern. Alois ist ein guter Geschichtenerzähler.
Trampeltiere auf dem Walserweg
Im Safiental treffe ich dann auf zwei Kamele. Die Tiere gehören zur Familie von Angelika Bandli und sind deren Schmusetiere. Sie werden also weder auf dem Bauernhof noch für den Tourismus eingesetzt. Sie werden sofort meine neuen Freunde. Ich lerne jedoch: Kamele, respektive Trampeltiere, können auch ausschlagen. Nicht nur nach vorne oder nach hinten, sondern auch seitwärts.
Etappe 5–9: Holz, Steine und viel Wasser
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Bild 1 von 7. Die höchst gelegene Holzkirche Europas. In Obermutten steht auch die höchst gelegene Holzkirche Europas. Das Dach ist mit Holzschindeln aus Fichtenholz bedeckt. Noch heute finden in der reformierten Kirche regelmässig Gottesdienste statt. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni .
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Bild 2 von 7. Andeer. Im Dorf ist die rätoromanische Vergangenheit allgegenwärtig. Auch in der Architektur. Hier wurden schon früh Badekuren in der Mineralquelle angeboten. Durch den Reichtum wurden grosse Steinhäuser gebaut. Die Walser liessen sich hier nicht nieder, sondern wanderten weiter Richtung Avers. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni .
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Bild 3 von 7. Die Idee aus Amerika. Erbaut hat den Weg durch die Rofflaschlucht Christian Pitschen Melchior. Er sah vor über 100 Jahren in Amerika wie die Leute für das Bestaunen eines Wasserfalles Geld bezahlten. Zurück in er Schweiz bohrte er von Hand eine Felsengalerie von seinem Restaurant bis zum Roffla-Wasserfall. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
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Bild 4 von 7. Die Rofflaschlucht. Hinter einem Wirtshaus in der Schlucht bei Andeer verbirgt sich dieses Naturspektakel. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
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Bild 5 von 7. Strasse der Vergangenheit. Die alte Averserstrasse wird von einem Verein in Stand gehalten. Die Strasse wurde 1895 erbaut und in den letzten Jahren für Wanderer wieder begehbar gemacht. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni .
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Bild 6 von 7. Avers Cresta. Die Kirche des «Hauptorts» vom Averstal. Die Averser traten wie die meisten Walser zwischen 1520 und 1525 zur Reformation über. In Cresta stehen auch die einzige Tankstelle und der einzige Lebensmittelladen des Tales. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni .
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Bild 7 von 7. Das Gewissen der Walser. Robert Heinz hat sein ganzes Leben in Avers gewohnt. Er sagt, er möchte nicht zu Nahe bei den Rätoromanen leben. Warum? Diese hätten den Walsern vor 700 Jahren nur die am schwersten zu bewirtschaftenden Gebiete überlassen. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
Faszinierend, was uns die Walser hinterlassen haben. Gerade die Gebäude, die je nach Tal mit den Materialien gebaut wurden, die man dort angetroffen hat. In Mutten und Obermutten war vor allem Holz vorhanden. Die Dorfkirche ist die höchstgelegene der Schweiz. Im Avers gab es viele Steine. Die Dächer sind dort mit Steinplatten bedeckt.
Die Niagarafälle am Walserweg
In der Rofflaschlucht bei Andeer komme ich an einer Beiz vorbei. Zum Glück kehre ich ein und entdecke so hinter dem Haus eine mir bis anhin unbekannte Sehenswürdigkeit. Christian Pitschen-Melchior, der damals junge Sohn des Wirtepaars, sah vor über 100 Jahren in Amerika, dass Menschen für das Bestaunen eines Wasserfalles Geld bezahlten. Zurück in der Heimat haute er von Hand eine Felsengalerie in den Stein, damit Gäste bis zu den Roffla-Wasserfällen spazieren können. Der Eintritt von fünf Franken lohnt sich.
Alte Wunden der Walserherzen
Im Avers treffe ich auf Robert Heinz. Er ist Averser, Bergbauer, ehemaliger Politiker, Chronist und ganz wichtig: Walser. Durch und durch. Ich darf einen Menschen kennenlernen, der noch viel vom Pioniergeist der alten Walser besitzt. Als ich ihn frage, wo er denn sonst noch leben könnte, antwortet er: «Die Bündner Herrschaft würde ihm noch gefallen, einfach nicht zu nahe bei den Rätoromanen.» Warum? Die hätten schon früher den Walsern nur die am härtesten zu bewirtschaftenden Gebiete in Graubünden überlassen. Aha. Dieses Fass mache ich an diesem Abend nicht mehr auf.
Etappe 10–12: Grenzen erkennen auf dem Walserweg
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Bild 1 von 8. Historischer Ort. Mulegns war bereits für die Walser ein strategisch wichtiger Ort auf dem Weg Richtung Süden. Später wurde das Posthotel in Mulegns ein wichtiger Umschlageplatz für Gäste und Kutschen, die über den Julierpass ins Engadin unterwegs waren. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 2 von 8. Flora und Fauna. Der Fliegenpilz in seiner ganzen Pracht. Auf dem Walserweg immer wieder zu finden am Wegrand, wenn der Wanderer seine Augen offen hält. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
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Bild 3 von 8. Hochmoor Alp Flix. Hier konnten die Walser nie richtig Fuss fassen und zogen sich wieder in andere Walserfraktionen zurück. Heute ist die Alp Flix ein national geschütztes Hochmoor. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
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Bild 4 von 8. Parc Ela. Dort wo einst Gletscher lagen, sind heute vielfach nur noch Geröll und ehemalige Gletscherseen zu finden. Der Lai Mort befindet sich unterhalb des Ela-Passüberganges von der Alp Flix nach Filisur. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
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Bild 5 von 8. Chamonas d'Ela. Die Ela-Hütte der SAC-Sektion Davos ist eine Selbstversorgerhütte. Hier muss der Wanderer selber für sein wärmendes Feuer oder das Essen sorgen. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
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Bild 6 von 8. Hüttencharme. Auf der Ela-Hütte gibt es nur das Notwendigste. Die Hütte bietet dem Wanderer Platz für die Nacht mit den bewährten Militärwolldecken. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
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Bild 7 von 8. Filisur. Zurück in der «Zivilisation». Nach langen Wanderungen ohne einer Menschenseele zu begegnen, wirkt das kleine Dorf Filisur wie eine Grossstadt. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
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Bild 8 von 8. Landwasserviadukt. Nicht typisch walserisch, aber dennoch ein Highlight entlang des Walserweges. Das Landwasserviadukt der Rhätischen Bahn, zusammen mit der Albulalinie im Unsesco Weltkulturerbe. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
Über Juf, das höchstgelegene ganzjährig bewohnte Dorf der Schweiz, wandere ich weiter. Via die Alp Flix und die Ela-Hütte geht es bis Filisur. Ich komme hier zum ersten Mal an meine Grenzen. In vielen Dingen bin ich zu schnell: beim Essen, Trinken, Antworten, Autofahren, aber eben auch beim Wandern. Bei einer angegebenen Wanderzeit von rund sieben Stunden verteilt auf 19 Kilometer habe ich die Höhenkurven von 1400 Höhenmetern vollständig vernachlässigt. Die Quittung kommt am Folgetag. Auf der vermeintlich lockeren Etappe nach Filisur fühlen sich meine Beine an wie Blei.
Altes Walserhandwerk
Mein Weg führt immer wieder an verlassenen Walser-Ställen vorbei. Viele werden von den Bauern heute nicht mehr genutzt und drohen zu verfallen. Ich erinnere mich an Jakob Gartmann, den ich im Safiental traf. Der ehemalige Posthalter ist heute Schindelmacher. Er restauriert alte Häuser und produziert Schindeln wie eh und je. Ein Schindeldach aus Fichtenholz hält 50 bis 70 Jahre. Im ehemaligen Postbüro hat Jakob Gartmann heute seine Werkstatt. Schon beim Einspannen des Fichtenholzes schaffe ich es, mir einen Holzsplitter im Finger einzufangen, mache aber tapfer weiter.
Etappe 13–19: Sprachliche Vielfalt entlang des Walserwegs
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Bild 1 von 5. Erzgruben bei Davos-Wiesen. Eine der grössten Walserfraktionen. Auf dem Weg nach Davos führt der Walserweg an den ehemaligen Erzgruben von Davos-Wiesen vorbei. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
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Bild 2 von 5. Kornspeicher. Walser-Vergangenheit. Viele Korn- und Heuspeicher stehen in den Walsergebieten auch heute noch auf Holz-Stützen wie im Wallis. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
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Bild 3 von 5. Ferienhäuser bei Davos-Monstein. Die Oberalp, eine kleine Walserfraktion oberhalb des Dorfes Monstein. Die Alp wurde früher noch von den Bauern mit Tieren bestossen, also genutzt. Heute dienen die Häuser als Ferienhäuser. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
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Bild 4 von 5. Herrliche Bergwiese. Auf der «Fanezmeder» oberhalb von Davos-Monstein wurde die Wiese jahrelang nicht mehr geschnitten. Erst seit ein paar Jahren heuen die Bauern hier wieder. Wo wie ihre Vorfahren, die Walser, vor rund 700 Jahren. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
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Bild 5 von 5. Davos-Sertig. Davos-Sertig ist das besterhaltene Walserdörfchen von «Tavaas», wie die Einheimischen Davos nennen. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
Der Weg von Filisur bis nach Klosters führt mich durch das romantische Albulatal, durch die Landschaft Davos und über Arosa. Unter anderem wandert man hier an ehemaligen Erzgruben und grossen «Wasserspychern» vorbei.
Wer nutzt eigentlich die Wanderwege?
Dieser Gedanke kommt mir nicht zum ersten Mal. Am meisten werden Wanderwege in den Bergen von Kühen, Schafen, Ziegen, allenfalls noch von umgeleiteten Wasserläufen und nicht selten von Bikern genutzt. Nur nicht von den Wandernden. Ich treffe auf der ganzen Weitwanderung lediglich vier andere Wanderer. In den aufgeweichten, mit Wasser gefüllten Tierfusstritten ist es aber auch fast unmöglich vorwärtszukommen. Warum aber nur spaziert das liebe Vieh am liebsten auf den Wanderwegen? Entweder Tiere lieben das bequeme Vorwärtskommen oder sie ärgern uns Menschen bewusst.
Sprachliche Vielfalt
Auf diesem Abschnitt fällt mir einmal mehr auf, wie sich auch die Sprache der Walser fast in jeder Walserfraktion unterscheidet. Haben die Walser im Rheinwald noch von «proche» für gebrochen gesprochen, sagt man hier in der Landschaft Davos und dem Prättigau «gebroche» zum gleichen Wort. Oder «trunke» für trinken. Im Prättigau wird es zu «getruuche» und das junge Rind wird zum «Jäärlig».
Etappe 20–23: Walser kannten keine Grenzen
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Bild 1 von 7. Rätikon. Nach Klosters beginnt das Rätikon, wo sich ebenfalls zahlreiche Walserfraktionen befinden. Ab hier verändert sich auch das Gebirge. Im Rätikon ist vor allem Kalkstein zu finden. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
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Bild 2 von 7. Im Gafiental. Ganz hinten und ganz oben. Die Walser besiedelten Gebiete, die die Anderen nicht wollten. Der Weg durch das Gafiental bei St. Antönien über das Madrisajoch, benutzten die Walser als Verbindung nach Klosters. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
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Bild 3 von 7. Dorfzentrum in St. Antönien. Die Dorfkirche von St. Antönien bildet das Dorfzentrum. Auch hier war die Kirche zentral für die Walser. Hatte man eine Kirche, war die Zukunft der Fraktion gesichert. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
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Bild 4 von 7. Das «Schweizertor». Die Gipfel des Rätikons bilden die natürliche Grenze zwischen der Schweiz und dem Bundesland Vorarlberg in Österreich. Für die Walser war der Durchgang beim «Schweizertor» der Zugang Richtung Lindau und den Bodensee. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
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Bild 5 von 7. Grenze. Die Walser kannten keine Grenzen. Nebst dem heutigen Graubünden besiedelten sie auch Gebiete im heutigen Österreich, Liechtenstein und Italien. Das alte Grenzschild oberhalb des Lünersees steht bereits auf österreichischem Grund. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni .
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Bild 6 von 7. Trittsichere Auswanderer. Die Walser überschritten hohe Pässe und überquerten vielerorts Flüsse und steile Hänge. Heute sind viele Passagen, wie hier im Brandnertal, als schwierig gekennzeichnet. Bildquelle: SRF/ Marcel Hähni.
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Bild 7 von 7. Zielort. Brand ist der Zielort des Walserwegs Graubünden. Auch hier in Vorarlberg halten die Nachkommen der Walser an ihren Traditionen fest. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
Der Abschluss der Wanderung führt mich von Klosters nach St. Antönien, vorbei am Partnunsee. Der Übergang von der Schweiz nach Österreich führt über das markante Schweizertor im Kletterparadies des Rätikons.
Ein Leben mit Lawinen
St. Antönien, sozusagen der Hauptweiler der verstreuten Walserfraktion, ist von Hügeln und Bergen umgeben, von denen sich im Winter regelmässig Lawinen lösen. Viele der Häuser liegen noch heute in den Ausläufen ehemaliger Lawinen. Nach den Unglücken im vergangenen Jahrhundert wurden sie einfach wieder aufgebaut. Viele ältere Leute hätten aber noch heute jeden Winter Angst vor der nächsten Lawine, erzählt mir Irene Schuler, die Initiantin des Walserweges. Dies, obwohl heute über dem Dorf eine der grössten Lawinenschutzüberbauungen der Schweiz steht.
Endspurt, respektive nochmals innehalten.
Wenn auch Sie zu den Weitwanderern gehören, dann kennen Sie den Schmerz, der den Wanderer kurz vor dem Ziel befällt: der Schmerz vom Abschied. Bald ist es vorbei. Habe ich auch wirklich alles verwirklicht, was ich vorhatte? Die Antwort lautet meistens Nein. Ich bin nicht stundenlang barfuss gelaufen, war nicht baden im Bergsee und habe nicht stundenlang den Kühen beim Fressen zugesehen. Ich habe einmal mit dem Postauto abgekürzt, einmal Schnipo bestellt, mich sonst aber vom Essen überraschen lassen. Eines aber habe ich auf dieser Wanderung definitiv erreicht: Ich habe tolle Menschen getroffen, habe Einladungen angenommen, zugehört, gelacht und gestaunt. Ich habe knapp 300 Kilometer und 12'000 Höhenmeter zurückgelegt. Ich bin glücklich und stolz, diesen Weg erwandert zu haben.