Ein Drittel der Schweiz ist mit Wald bedeckt und rund 700 Naturschutzgebiete bewahren unsere Natur. Die grössten Wälder der Schweiz befinden sich im Tessin und im Jura. Jedes Jahr kommt eine neue Waldfläche in der Grösse des halben Thunersees dazu. Natur und Wildnis sind in der Schweiz auch ganz nah der grossen Städte und Agglomerationen zu finden. Und diese Wildnis in Stadtnähe lässt sich gut erwandern.
Die Wanderungen und Ausflüge, die wir hier vorstellen, sind in drei verschiedene Stufen eingeteilt: «Entli»-, «Murmeli»- und «Steinbock»-Routen. So hat es sicher für jeden etwas dabei.
Urwald und Auengebiete vor Aarau
Auen sind Lebensräume, die einem ständigen Wandel unterworfen sind: Bei Hochwasser werden die Gebiete überflutet, bei warmem Wetter zieht sich das Wasser wieder zurück. Sie bieten Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Der Kanton Aargau besteht zu einem Prozent aus Auenlandschaften, diese sind gesetzlich geschützt.
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Bild 1 von 4. Der Wanderweg von Wildegg nach Aarau ist flach und gut ausgebaut – und somit auch kinderwagentauglich. Streckenweise liegt er direkt am Ufer der Aare. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 2 von 4. An anderen Orten führt der Weg durch die angrenzenden Auenlandschaften. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 3 von 4. Die Auengebiete an der Aare sind geschützt. Der Auenschutzpark entstand durch eine Volksabstimmung 1993. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 4 von 4. Augengebiete dienen zahlreichen Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
Zwischen Aarau und Brugg kann man kilometer- und stundenlang entlang der begradigten Aare wandern. Gleich daneben sind aber mehrere Auengebiete entstanden, die die Natur aufwerten und einen wichtigen Naherholungsraum darstellen. Die Wanderung entlang der Aare verläuft auf einem gut ausgebauten Wanderweg, der auch kinderwagentauglich ist.
Wasserfälle, Pferde und Moorseen – die Freiberge vom Jura
Die Jurassischen Freiberge, die Franches-Montagnes, liegen im Südwesten des jungen Kantons. Das auf rund 1000 Meter über Meer liegende Hochplateau um den Ort Saignelégier ist Ausgangspunkt für verschiedene Wanderungen: Neben gemütlichen Routen am Fluss sind auch Wanderungen zu Moorlandschaften oder Wasserfällen und sogar richtige Klettertouren möglich.
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Bild 1 von 7. Die anspruchsvollere Route entlang dem «Bief de Vautenaivre» belohnt den Wanderer mit schönen Szenerien wie diesem Wasserfall. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 2 von 7. Das Bild rund um Saignelégier ist geprägt von den sogenannten Wytweiden. Das sind Weiden, durchsetzt mit Fichtenwäldern, die durch traditionelle Trockensteinmauern getrennt werden. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 3 von 7. Auf den Wytweiden leben im Sommerhalbjahr rund 5000 Freiberger Pferde. Tiere dieser traditionellen Schweizer Rasse sind beliebte Freizeit- und Therapiepferde. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 4 von 7. Wer den Felskamm «Les Sommêtres» bezwingt, findet auf dem Grat die Ruine Spiegelberg – die Überreste einer mittelalterlichen Burganlage. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 5 von 7. Die Aussicht von der Ruine Spiegelberg auf das tiefe Tal des Doubs ist spektakulär. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 6 von 7. Das mittelalterliche Flussstädchen St. Ursanne betritt man durch eines der drei Stadttore. Hier die Porte St-Jean, die man über die historische Doubs-Brücke erreicht. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
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Bild 7 von 7. Der Moorsee «Etang des Royes» liegt im Naturpark Doubs. Bildquelle: SRF/Marcel Hähni.
Für Familien und gemütliche Wanderer empfiehlt sich einen Ausflug zu den verschiedenen Moorseen. Während der Etang de la Gruère an schönen Tagen sehr gut besucht ist, findet man am kleineren Etang des Royes weniger Touristen und mehr Ruhe. Ein wenig Abenteuer bietet der Weg zur Ruine Spiegelberg. Eine gemütliche Wanderung führt entlang des Grenzflusses Doubs nach St. Ursanne, einem historisch wertvollen Flussstädtchen.
Tee, Sumpf und grünes Wasser – unterwegs im Tessin
Auch im Tessin ist die Wildnis nur ein paar Schritte vom Tourismus-Strom entfernt. Das Tessin hat die grössten Wälder der Schweiz, grünes Wasser, eine Teeplantage und viele Sümpfe. Ab Juni kann man auch im oberen Tessin tolle Wanderungen entdecken, sobald auch dort der Schnee geschmolzen ist.
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Bild 1 von 8. Dorf Mergoscia (Tessin) – der Ausgangspunkt zur Wanderung. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 2 von 8. Blick ins Verzascatal. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 3 von 8. «Ponte Tibetano». Bildquelle: Keystone / Ti-Press, Samuel Golay.
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Bild 4 von 8. Die Teeplantage auf dem Monte Verità bei Ascona. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 5 von 8. Blick auf das Dorf Lavertezzo. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 6 von 8. Die berühmte Steinbrücke bei Lavertezzo. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 7 von 8. Das Naturschutzgebiet Bolle di Magadino. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 8 von 8. Das Dorf Corippo im Verzascatal ist eines der kleinsten Dörfer im Tessin. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
Strada degli Alpi
Die «Strada degli Alpi» beginnt bei der Bergstation der Seilbahn von Airolo Pesciüm. Auf diesem Wanderweg trifft man auf eine Natur, die durch ihre Artenvielfalt, ihr Farbenreichtum sowie ihre Stille besonders schön ist.
Ritóm-Stausee – Der Schulreisliklassiker im oberen Tessin
Der Lago Ritóm ist ein Speichersee im Pioratal, einem Seitental der Leventina. Mit einer Steigung von knapp 90 Prozent gehört die Standseilbahn Ritóm zu den steilsten der ganzen Welt. Die Rundwanderung führt für aktive Wanderer bis auf die Lukmanier-Passhöhe.
Die Tibetanische Brücke bei Bellinzona
Diese Wanderung führt durch Terassengärten und Weinberge, durch Kastanienwälder bis zur Siedlung Curzútt. Die Siedlung erreicht man mit einer kleinen Luftseilbahn vom Tal bei Monte Carasso. Die Tibetische Brücke «Ponte Tibetano» verbindet den Hang von Sementina und dem Monte Carasso. Sie ist rund 270 Meter lang und schwebt 130 Meter über dem Boden.
Bolle di Magadino
Die Bolle di Magadino ist ein Naturschutzgebiet zwischen Tenero und Magadino im Schwemmgebiet der Flüsse Ticino und Verzasca. Es ist die Heimat von verschiedenen Amphibien, Reptilien und Insekten.
Tee vom Monte Verita
Auf dem Monte Verità findet man seit ein paar Jahren eine der ersten Teeplantagen in ganz Westeuropa. Das Klima und der Boden im Tessin macht es möglich, dass auch in der Schweiz Teeplantagen angelegt werden können. Neben dem kleinen Teefeld kann auf dem Monte Verità auch das traditionelle japanische Teehaus besucht werden.
Grünes Wasser aus dem Verzasca-Tal
Beginnen sollte man die Wanderung im kleinen Dorf Mergoscia. Der Wanderweg führt durch einen typischen Tessiner Mischwald ins Dorf Corippo, bei welchem eine alte Mühle den Dorfeingang ziert.
Das Auried – Froschkonzert zwischen Fribourg und Bern
Die gemütliche Wanderung entlang der Saane startet man vorzugsweise in Laupen oder bei der Schiffenen-Staumauer. Je nachdem kommt man dann links oder rechts am Auried vorbei. Im Frühling und Sommer werden im Auried durch Pro Natura verschiedene Führungen angeboten.
Früher floss die Saane wild durch die Gegend. Für eine Kiesgrube wurde sie begradigt. Zur Aufwertung des Landes wurde 1981 zuerst das Kieswerk eingestellt und dann ab 1985 ein nationales Naturschutzgebiet realisiert.
Ohrenbetäubendes Froschkonzert
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Bild 1 von 3. Im Auried bei Kleinbösingen im Kanton Freiburg, zwischen der Gemeinde Laupen und dem Schiffenen-Stausee, lebt eine der grössten Laubfrosch-Populationen der Schweiz. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 2 von 3. Zwischen April und Mai versammeln sich jeweils hunderte von Fröschen, um sich im Auried fortzupflanzen. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 3 von 3. Früher floss die Saane wild durch die Gegend. Für eine Kiesgrube wurde sie begradigt. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
Im Auried bei Kleinbösingen im Kanton Freiburg, zwischen der Gemeinde Laupen und dem Schiffenen-Stausee, lebt eine der grössten Laubfrosch-Populationen der Schweiz. Zwischen April und Mai versammeln sich jeweils hunderte von Fröschen, um sich im Auried fortzupflanzen.
Besonders gut gefallen dem Laubfrosch die gut besonnten Gewässer der ehemaligen Kiesgrube. Bis zu 90 Dezibel lassen sich jeweils an den Liebestagen der Frösche messen. Das ist in etwa so laut, wie ein vorüberfahrender Lastwagen. Der Laubfrosch gehört zu den bekanntesten Amphibien Mitteleuropas und ist streng geschützt.
Seltene Vogelarten
Beliebt ist das Auried auch bei den Watvögeln. Das sind Vogelarten, sogenannte Limikolen, die spitzige, lange Schnäbel haben. Unter anderem nistet im Auried auch immer wieder der seltene Kiebitz. Um die Verwaldung und Verbuschung zu verhindern, weiden zwischendurch schottische Hochlandrinder im Auried. Die Hochlandrinder sind anspruchsloser als einheimische Rinder und auch mit weniger saftigem Grün zufrieden.
Baumriesen im Buchenwald
Der Sihlwald zwischen den Städten Zürich und Zug ist der grösste zusammenhängende Mischwald im Mittelwald. Er beheimatet neben Rehwild und Füchsen eine Vielzahl von verschiedenen Käfer-, Mücken- und Fliegenarten. Flechten und Pilze wachsen am Boden, an Bäumen und im Totholz. Der geschützte Mischwald setzt sich aus Buchen, Eschen und Weisstannen mit bis zu 50 Metern Höhe zusammen.
Im Jahr 2000 wurde ein Teil des Sihlwaldes offiziell als erster Naturerlebnispark der Schweiz ausgezeichnet. Im Wald werden Naturschutz und Erholung kombiniert. Eine Kernzone ist streng geschützt, im anderen Teil können die Besucher den Weg auch verlassen und den Wald auf eigene Faust entdecken. Entstanden ist seither ein eindrücklicher Urwald vor den Toren der Stadt Zürich im Sihltal.
Wanderung über die Albiskette
Die Albiskette ist ein wichtiger Teil und Grenze des Naturerlebnisparks. Auf der einen Seite befindet sich das Zürcher Sihltal, auf der anderen Seite das Knonauer Amt, auch Säuliamt genannt, und dann Teile der Kantone Zug und Luzern. Gewandert wird vorzugsweise auf der Albiskrete. Ein beliebtes Ziel ist die Hochwacht. Ein alter Signalturm aus dem 15. bis 17. Jahrhundert.
Auf der Wanderung von der Albispasshöhe über den Turm der Hochwacht bis hinunter zur Sihl wird man durch einen wunderbaren Weitblick in die Berge und das Mittelland belohnt. Auf dem Weg durch den Wald gibt es Baumriesen, Totholz und Pilze zu entdecken. Die Wanderung endet an der Sihl, beim Bahnhof Sihlbrugg.
Tierpark, Fischottergehege und Besucherzentrum
Zum ganzen Naturpark gehört auch der Tierpark Langenberg. Hier sieht man Steinböcke, Wildschweine, Wisente oder Wölfe. Der Tierpark ist vor allem bei Eltern mit kleinen Kindern sehr beliebt. In der Nähe des Bahnhofs Sihlwald befindet sich eine Fischotter-Anlage und ein Besucherzentrum, das über den Naturerlebnispark Sihlwald informiert.
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Bild 1 von 8. Der Sihlwald zwischen den Städten Zürich und Zug ist der grösste zusammenhängende Mischwald im Mittelwald. Er hat sich zu einem eindrücklichen Urwald vor den Toren der Stadt Zürich entwickelt. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 2 von 8. Das Totholz im Sihlwald ist wichtig für Käfer und Specht. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 3 von 8. SRF1-Wanderexperte Marcel Hähni und Rangerin Nicole Aebli. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 4 von 8. Rotrandiger Baumschwamm am Baum. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 5 von 8. Der Zunderschwamm wurde, wie der Namen verrät, früher zum Feuermachen gebraucht. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 6 von 8. Blick von der Hochwacht Richtung Zürich. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 7 von 8. Ein beliebtes Ziel ist die Hochwacht. Ein alter Signalturm aus dem 15. bis 17. Jahrhundert. Blick von der Hochwacht Richtung Zug und Zugersee. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.
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Bild 8 von 8. Blick von der Hochwacht Richtung Rapperswil. Bildquelle: SRF / Marcel Hähni.