Zum Inhalt springen
SRF 1 Wanderexperte Marcel Hähni vor einem Wanderwegweiser.
Legende: SRF 1-Outdoor-Reporter Marcel Hähni macht sich auf den Weg Richtung Marbachegg. SRF / Marcel Hähni

Ferien in der Schweiz Wandervielfalt im Mittelland

Kraftorte, Seen und Gebirgsfeeling. Nicht nur die grossen Gipfel bieten Wanderfreuden, auch im Mittelland gibt es schöne Routen zu entdecken – die Vielfalt ist gross. SRF 1-Outdoor-Reporter Marcel Hähni präsentiert seine Tipps.

Wer beim Thema Wandern in der Schweiz nur an die Gipfel von Jungfrau, Matterhorn und Co. denkt, verpasst etwas – auch das Mittelland hat wandertechnisch einiges zu bieten. SRF 1-Outdoor-Reporter Marcel Hähni hat eine vielfältige Auswahl an Wandertipps zusammengestellt. Von der gemütlichen Familienwanderung im Naturschutzgebiet Baldeggersee bis zur vierstündigen Tour über die Lägern, wo regelrecht Gebirgsfeeling aufkommt – für jeden ist etwas dabei.

Um die Auswahl zu vereinfachen sind die vorgestellten Wanderungen in drei verschiedene Stufen eingeteilt: «Entli»-, «Murmeli»- und «Steinbock»-Routen, von einfach bis schwierig.

Marcel Hähni

SRF 1 – Outdoor-Reporter

Personen-Box aufklappenPersonen-Box zuklappen

Marcel Hähni, Jahrgang 70, ist Redaktor und Produzent bei Radio SRF 1 und ausgebildeter Wander- und Schneeschuh-Wanderleiter. Zu seinen bevorzugten Wanderzielen gehört die Zentralschweiz und die Ostschweiz mit dem Alpstein, dem Rätikon und dem Engadin. Regelmässig berichtet er auf srf1.ch und am Radio über seine neusten Abenteuer und verrät Tipps und Tricks für die Outdoorwelt.

S'Vreneli ab em Guggisberg

Guggisberg liegt im westlichen Teil des Naturparkes Gantrisch, eingebettet zwischen den Kantonen Bern und Freiburg. Von Guggisberg nach Schwarzenburg wandert man auf der 19. Etappe des Alpenpanoramaweges von Genf nach Rorschach. Der Weg führt über das «Guggershörnli».

Das «Guggershörnli» erreicht man in gut einer halben Stunde ab dem Dorf Guggisberg. Der Weg führt direkt nach dem Dorfausgang hin zum Dorf Riffenmatt links hoch Richtung Guggershorn. Der Feldweg weicht bald einer Holztreppe und gleich tüchtig bergauf – 170 Höhenmeter innert 30 Minuten. Auf der Plattform des 1283 Meter hohen Guggershorn beglückt eine Rundsicht über die Freiburger Alpen bis zur Jurakette, Gurnigel und den Berner Alpen. Im Gipfelbuch ist neben der Geschichte auch das melancholische Lied über das «Vreneli ab em Guggisberg» hinterlegt.

Gemütliche Wanderung

Nach einer kurzen Lektüre, einem «Juchz» in die Bergwelt und einem Spruch ins Gipfelbuch wandert man weiter Richtung Schwarzenburg. Die Ortschaft Schwarzenburg präsentiert sich als Parkgemeinde des Naturparkes Gantrisch eingebettet zwischen der Sense und ihrem Nebenfluss, dem Schwarzwasser. Schwarzenburg liegt im Dreieck zwischen den Städten Bern, Freiburg und Thun.

Guggershörnli

Im Tal der Meringues

Neben dem Käse, dem SC Langnau, dem Skirennfahrer Beat Feuz und dem Motorradrennfahrer Tom Lüthi, gehören die Meringues zu den bekanntesten Emmentalern. Auf der Wanderung von Schangnau ins Kemmeribodenbad kann man sich mit den legendären Meringues eindecken.

Der Wanderweg von Schangnau nach Kemmeribodenbad verläuft auf der Wanderroute 2. Diese führt als Trans Swiss Trail vom Jura bis nach Mendrisio in das Tessin. Die Wanderung an der kühlen, noch jungen Emme ist an heissen Tagen eine erfrischende Route. Unterwegs empfiehlt sich ein Abstecher zum Dorfteil Stein. Hier befindet sich die Bäckerei von Elsbeth und Peter Riedwyl-Oberli. Der Familienbetrieb produziert seit 80 Jahren die legendären Kemmeribodenbad- Meringues.

Wanderungen in alle Richtungen

Vom Kemmeriboden aus, eingebettet zwischen der Hohgant und der Schrattenfluh, führen Wanderwege in unterschiedliche Richtungen. Sehr beliebt ist die Wanderung Richtung Marbachegg und dann mit der Bahn nach Marbach. Hier verläuft der Wanderweg auf dem Grenzpfad Napferbergland – mit einem steilen Anstieg zum Start der Wanderung beim Kemmeriboden. Viel begangen ist auch die Wanderung nach Sörenberg.

Emmental

Wandern im Kraftort

Heiligkreuz im Entlebuch oberhalb des Dorfes Hasle ist ein Wallfahrts-, Kraft – und Ruheort. An schönen Tagen herrscht hier ein grosser Andrang: Für Familien eignet sich der Märchenweg Wurzilla; Ruhesuchende kommen wegen der Wallfahrtskirche oder dem Kraftbaum nach Heiligkreuz.

Der Kraftbaum, ein Bergahorn bei einer kleinen Scheune unterhalb Heiligkreuz hat in seinem mehrhundertjährigen Leben eine dreissig Meter breite Krone gebildet. Der Baum gilt bei der Bevölkerung im Entlebuch als Kraftbaum. Der Seelensteg, ein Rundweg, führt im angrenzenden Wald über eine Brücke in ein märchenhaften Heidelbeer- und Farnwald mit einzigartigen Lebensbildern.

First als Tagesziel für Familien

Eine schöne Wanderung führt über den First und das Berggasthaus First wieder zurück zum Parkplatz bei der Wallfahrtskirche. Diese Wanderung bietet einen wunderbaren Ausblick in das Entlebuch, das Luzerner Hinterland und das gesamte Gebiet der UNESCO-Biosphäre Entlebuch. Diese Wanderung kann mit einer Familie als Tageswanderung geplant werden. Ambitionierte Wanderer planen die Tour als Abendwanderung.

Entlebuch

Rosen im Seetal

Der Baldeggersee liegt idyllisch in einer praktisch unverbauten Landschaft im Luzerner Seetal. Der See gehört seit 1940 Pro Natura und liegt in einem grossen Schutzgebiet. Über dem See thront Schloss Heidegg, das heute dem Kanton Luzern gehört.

Naturjuwel am Tropf

Der Baldeggersee wird seit 1982 wegen der Überdüngung des Kulturlandes künstlich mit Luft versorgt. Der hohe Stickstoff- und Phosphorgehalt lässt Algen und Bakterien wachsen. Dadurch sinkt der Sauerstoffgehalt. Das Belüftungssystem wurde damals zum ersten Mal eingesetzt. Auch bald 40 Jahre nach der Rettung muss der See immer noch belüftet werden. Entlang des Sees hat sich ein eindrückliches Naturreservat entwickelt, in der Gegend findet man grosse Weideflächen und Obstbaumkulturen.

Rund um Baldegg

Gratwanderung im Mittelland

Die Lägern bildet den östlichen Auslauf der Jurakette und eine natürliche Grenze zwischen den Kantonen Zürich und Aargau. Noch vor ein paar hundert Jahren war die Jurakette im Mittelland damit auch Grenze zwischen den reformierten und katholischen Kantonen. Die Wanderung zwischen Baden und Regensberg bietet Gebirgswanderungs-Feeling im Mitelland.

Den Wanderer erwartet eine beeindruckende Aussicht auf die Kantone Zürich, Aargau, Luzern und Zug und ein Wanderweg, der zum Start ab Baden Trittsichercheit und Schwindelfreiheit voraussetzt. Ein Aufstieg von rund fünfhundert Höhenmetern ist zu bewältigen. Der Weg ist hier zum Teil steil, ausgesetzt und bei Regen heikel zu begehen. Die Markierung wechselt schnell von Wander- zu Bergwanderweg. Ist der erste Teil geschafft, wartet ein gemütlicher Höhenweg über die Hochwacht bis nach Regensberg.

Regensberg – Schloss- und Burgstädtchen

Am Ende der Wanderung begrüsst Regensberg die Wanderer mit seinem besonderen Flair. Hier fühlt man sich sofort in die Zeit der Ritter und Burgfrauen zurückversetzt. Die Lägern, der östliche Ausläufer des Juras, verschwinden hier dann im Boden, um sich unterirdisch fortzusetzen.

Rund um Baden (AG)

Radio SRF 1, 13. Juli 2020, 16:15Uhr ; 

Meistgelesene Artikel