Kennen Sie das? Man kommt aus den Ferien oder von einem Städtetrip nach Hause. Die erste Frage ist oft nicht, ob es schön, sondern, ob es sehr voll war. «Ja», seufzt man und klagt, wie viele Touristen die Wanderwege in den Cinque Terre verstopfen.
Und wie sich, wahrlich nicht zum Guten, La Boqueria, der schönste Markt von Barcelona, gewandelt hat. Oder wie Besucherströme den Friedhof Père Lachaise in Paris entern und die Horden nun auch in Porto, dieser Perle in Portugal, eingefallen sind.
Touristen sind immer die andern
Die Welttourismusorganisation (UNWTO) zählt den Tourismus zu den am schnellsten wachsenden Wirtschaftssektoren. 2019 wurden mehr als 1.5 Milliarden Ankünfte weltweit registriert. Dann kam Corona. Noch 400 Millionen Ankünfte im Jahr 2020 zählte die UNWTO. Doch 2023 waren es bereits wieder 1.2 Milliarden.
Der Tourist zerstört das, was er sucht, indem er es findet
Kein Wunder also, wenn man vielerorts auf Touristen trifft. Doch jetzt kommt's: Wir alle sind Touristinnen und Touristen, sobald wir unsere Koffer packen und auf die Reise gehen oder in die Ferien fahren. Wir sind Teil des Problems.
Neue Pfade erkunden
An unberührte Strände fahren, wo es kaum andere Touristen hat, Reiserouten wählen, die noch nicht bekannt sind, das ist die Alternative zum Massentourismus. Deshalb schlagen Reisebranche, Reiseblogger und Zeitschriften immer neue Orte vor, die es zu erkunden gibt. Taiwan statt Japan, Flores statt Bali, Łódź statt Krakau, Ksamil statt Rimini.
Doch was heute unbekannt ist, kann übermorgen schon zum Hotspot werden. So erging es Mallorca, Bali, Dubrovnik, die Liste ist beliebig lang. «Der Tourist zerstört das, was er sucht, indem er es findet» beschrieb einst der deutsche Dichter Hans Magnus Enzensberger diesen Vorgang.
Was ist zu tun?
Sollte man das Reisen lieber lassen? Eine Dokumentarsendung über Island gucken, statt selbst hinzufahren? Sich lesend die Welt erschliessen, statt Ressourcen vor Ort zu strapazieren und den Einwohnern auf die Nerven zu fallen? zuhause bleiben, statt neue Orte zu erkunden und damit dem Massentourismus von übermorgen Tür und Tor zu öffnen?