In der Schweiz gibt es 2427 konzessionierte Seilbahnanlagen. Vielfach sind sie eine willkommene Abkürzung oder ein Ausgangspunkt für eine Wanderung. Diesmal jedoch liegt der Fokus des Interesses auf ihnen selbst, auf den Seilbahnen – selbstverständlich in Kombination mit einer Wanderung.
1. «Fünf-Bähnli-Tour» in der Innerschweiz
Auf der «Feyf-Bäändli-Tuir» respektive «Fünf-Bähnli-Tour» im Kanton Nidwalden hat man die Gelegenheit auf einer Wanderung mit gleich fünf aussergewöhnlichen Seil- und Sesselbahnen zu fahren. Unter anderem mit einem legendären Niederbergerschiffli, welches an einen aufgehängten «Döschwo» erinnert.
Ein Wandertag – Fünf Seilbahnen
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Bild 1 von 5. Seilbahn Nummer 1. Die «Feyf-Bäändli Tuir» startet mit der Seilbahn Brändlen oberhalb von Wolfenschiessen. Es ist eine Viererkabine mit Selbststeuerung. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 5. Seilbahn Nummer 2. Vom Brändeln aus wandert man zum Schmiedsboden. Hier geht es mit der blauen Vierergondel zurück ins Tal nach Oberrickenbach. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 5. Seilbahn Nummer 3. Ein kurzer Spaziergang und der glückliche Seilbahn-Fan steht an der Talstation der roten Vierergondel zur Alp Oberspies. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 5. Seilbahn Nummer 4. Es folgt das legendäre Niederbergerschiffli – ein einmaliges, spektakuläres und luftiges Erlebnis. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 5. Seilbahn Nummer 5. Ist ein Sessellift, den man sich erwandern muss. Nach Verpflegung und einem Schwatz mit dem Liftbesitzer Kurt Mathis geht es runter zum Alpboden. Bildquelle: SRF.
In der Region ist die Kleinseilbahn oft die einzige Verbindung ins Tal, zur Aussenwelt. Viele Bauernhöfe und Alpen sind nur dank den Bahnen erreichbar. Einst waren es über vierzig Kleinseilbahnen, heute sind im Kanton noch gut zwei Dutzend im Betrieb.
Viele dieser Bahnen kommen langsam an das Ende ihrer Lebensdauer. Sie müssen aufwendig renoviert und technisch aufgerüstet werden. Für viele Besitzer, zum Beispiel die Familie Durrer auf der Alp Oberspies, ist dies fast nicht mehr zu stemmen.
Ohne die Bahn sind wir verloren. Sie ist unsere Verbindung ins Tal, unser Lebensnerv.
Familie Durrer ist es auch, die nach dem Umsteigen das legendäre Niederbergerschiffli auf die Fahrt zur Alp Sinsgäu schickt. Eine spektakuläre Fahrt, in einer offenen Kabine, die oben am Berg völlig unerwartet auf der offenen Wiese endet.
Fünf auf einen Streich
Dort beginnt die eigentliche Wanderung. Sie führt in Richtung Brisen und dann über den Haldigrat, bis zur Sesselbahn von Kurt Mathis. Mit diesem fünften «Bähnli» geht es runter. Es folgt die letzte Wanderetappe zurück zur Bergstation Brändlen, wo die Reise begann.
2. Die vergessene Bahn am Stanserhorn
Einst waren sie Ausflugsziele und Zubringer in den Bergen, heute rosten sie still vor sich hin und warten auf Ihren Rückbau. Ein Rückbau wäre zwar Pflicht, doch eine Frist findet man im Gesetz nicht. So bleiben gewisse Seilbahnruinen als Mahnmal vergangener Zeiten oft jahrzehntelang stehen. Entdecker und Geschichtsinteressierte kommen auf ihre Rechnung.
Entdeckungstour zur Seilbahnruine
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Bild 1 von 6. Die Zubringerbahn. Die Standseilbahn am Stanserhorn wurde 1893 eröffnet. Es war damals die Steilste und die Erste, die mit Strom betrieben wurde. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 6. Die unbekannte noch ältere Stanserhornbahn. Die Ennetmooser Gipsbahn (1888-1931) kennt kaum noch jemand. Die ehemalige Standseilbahn diente ausschliesslich dem Abbau von Gipsgestein. Bildquelle: Buch «Einst in Obwalden» von Christof Hirtler.
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Bild 3 von 6. Unterwegs mit dem Seilbahnhistoriker. Christoph Berger vermisst und protokolliert die Überreste der ehemaligen Bergstation. Diese befindet sich direkt am Wanderweg bei der kleinen Lichtung vor Ribenen. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 6. Ehemaliger Gipsstollen. Versteckt im Wald findet man die alten Gipshöhle. Mit der Hilfe von Einheimischen ist er zu finden. Bis 1931 wurde hier Gips abgebaut. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 6. Blick ins Jetzt. Auch heute wird am Stanserhorn noch Gips abgebaut. Das Abbaugebiet hat sich aber weiter Richtung Ennetmoos verschoben. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 6. Eine Perle für wandernde Ferrophile. Nicht nur Seilbahnen gibt es am Stanserhorn. Dies ist ein zum Schuppen umgebauter Wagen der ehemaligen Bahn Stansstad-Engelberg. Bildquelle: SRF.
Von der ehemaligen Gipsbahn bei Ennetmoos am Stanserhorn wissen nur noch wenige. Die wenigen Überreste sind nicht leicht zu sehen. Dorthin aber führt meine Wanderung. Das ist möglich, weil hier, im Gegensatz zu vielen anderen Bahnruinen, ganz in der Nähe ein offizieller Wanderweg vorbeiführt.
Viele ehemalige Bahnanlagen sind heute Privatbesitz oder liegen in Steinschlag gefährdeten Gebieten.
Ausgangspunkt für diesen Ausflug ist die Standseilbahn Stans-Kälti aus dem Jahr 1893, die heute noch in Betrieb ist und der Zubringer zur modernen Cabrio-Stanserhornbahn ist.
Viele andere stillgelegte Seilbahnen können nicht mehr besucht werden. Bahnfreunde und Seilbahnsympathisanten haben jedoch Einzelstücke wie Kabinen oder Steuerungen gerettet und ins Seilbahnmuseum der Schweiz in Kandersteg gebracht.
Ausflug zur ältesten Seilbahn des Stanserhorns
Viele Bahnen mussten wegen finanzieller Probleme, ausgelöst zum Teil durch schneearme Winter, die Segel streichen. Rettungsaktionen waren nur kleine Lichtblicke und meistens nicht vom Erfolg gekrönt. Anderen Anlagen, wie dem weltweit einzigartigen Stehlift am Bürgenstock, stünden heute diverse Sicherheitsnormen im Wege.
3. Städtisches Seilbahn-Erlebnis in Zürich
Seilbahnen gibt es nicht nur in den Bergen, auch viele Schweizer Städte verfügen über Bahnen auf ihrem Territorium. In und um Zürich zum Beispiel kann man eine Stadtwanderung machen, bei der man bis am Abend fünf verschiedene Bahnen benutzt. Das Tram, quasi die Nummer sechs, gibt es dazwischen immer wieder als Zugabe.
Auf und ab in Zürich
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Bild 1 von 5. Bahn 1: Polybahn . Die «Bähnli-Tour» starten wir beim Central mit der Fahrt hinauf zur Polyterrasse. Von dort geht es spazierend oder per Tram zur Seilbahn Rigiblick. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 5. Bahn 2: Rigiblick. Es fühlt sich an wie in einem Bus, aber auf Schienen. Wie der Name verrät, hat man von der Bergstation bei schönem Wetter einen Blick bis zur Rigi. Entlang des Zürichbergs spaziert man via Zoo zum Dolder. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 5. Bahn 3: Dolderbahn. Unweit des gleichnamigen Nobelhotels fährt die Dolderbahn runter zur Tramhaltestelle Römerhof. Sie war einst eine Standseilbahn, ist heute aber eine Zahnradbahn. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 5. Bahn 4: Uetliberg-Bahn. Mit dem Tram geht es zurück zum Hauptbahnhof und dann auf den Zürcher Hausberg. Vom Gipfel sieht man auf den See, über welchen einst eine Seilbahn schwebte. Hier beginnt die eigentliche Wanderung. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 5. Bahn 5: Felsenegg. Auf dem Üetliberg gibt es mehrere Seilbahnen, doch sind nicht alle öffentlich zugänglich. Nach sechs Kilometern zu Fuss erreicht man die Lufteilbahn, die runter nach Adliswil schwebt. Bildquelle: SRF.
Standseilbahnen fanden im 19. Jahrhundert mit dem Tourismus in die Städte. Diese wollten ihren Bürgern und den Touristen die Naherholungsgebiete ausserhalb der Stadt schmackhaft machen.
Als nach dem Ersten Weltkrieg der Tourismus einbrach und die meisten Städte auf das Tram setzten, verschwanden viele wieder. Einige haben jedoch bis heute überlebt.
Beim Rigiblick und beim Dolder befanden sich Gaststätten. Diese sollten für die Stadtbevölkerung erschlossen werden.
Der Bahnspass in Zürich beginnt unweit des Hauptbahnhofs mit der Polybahn. Mit der Seilbahn Rigiblick geht es danach hoch auf den Zürichberg, von wo man in der Ferne die Alpengipfel sieht. Mit der Dolderbahn, dem Tram und der Üetlibergbahn gelangt man danach auf den Zürcher Hausberg. Nach einer Wanderung bis zur Felsenegg, vorbei an Weiden und Bauernhöfen, gibt es zum Abschluss dann noch eine Luftseilbahn.
«Bähnlistadt» Zürich
Früher wären sogar sechs Bahnen an einem Tag möglich gewesen. 1939 konnte man anlässlich der Landesaustellung mit einer Luftseilbahn über den Zürichsee schweben. Die Kabinen wurden danach in Adliswil weiterverwendet. 1958 schwebten dann Gondeln zwischen Bürkliplatz und Mythenquai und ab 1959 auch wieder quer über den See. Die für die Gartenbau-Austellung errichtete Bahn wurde 1966 wieder abgetragen.
4. Flims: Die Luftseilbahn der Zukunft?
Eine Seilbahn, die nur dann fährt, wenn es Gäste hat, und nur dorthin, wohin diese wollen: Das sei die Zukunft der Seilbahnen. Wer dieses System verstehen möchte, der reist nach Flims. Hier wird zurzeit eine der modernsten Seilbahnen der Welt gebaut. Einer, der hier an der Seilbahnzukunft baut, ist Projektleiter Michael Thoma.
Die Seilbahn auf Abruf am Fusse des Weltnaturerbes
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Bild 1 von 5. Noch steht sie am Boden . Ab 2024 soll der Gast an der Talstation wählen können, zu welcher Bergstation sie ihn befördern soll. Fahrgäste mit anderem Destinationswunsch bestellen die nächste Gondel. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 5. Segneshütte. Auf dieser Höhe werden gewisse Gondeln links in Richtung Nagens abbiegen, andere recht in Richtung Cassons. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 5. Baustelle am Berg. Projektleiter Michael Thoma erklärt dem Reporter die Route und das System der zukünftigen Seilbahn. Noch braucht es dafür viel Vorstellungskraft. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 5. Faszinierende Landschaft. Der Ausblick wird bleiben, egal wie modern die Bahn sein wird. Von der Bergstation am Grauberg sieht man auf die Glarner Hauptüberschiebung. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 5. Segnesboden. Die Wanderung führt durch den Segnesboden, mitten in der Tektonikarena Sardona, einem Unesco Weltnaturerbe. Bildquelle: SRF.
Die Idee des «Flem Xpress» klingt verlockend und verwirrend. Ein erster Blick auf der Baustelle bringt noch keine Hilfe. Das Bauprojekt hat zwar begonnen, zu sehen sind aber erst die Rohbauten der künftigen Seilbahnstationen. Fahren wird die Bahn erst 2024.
Bis zum Jahr 2024 wird hier eine völlig neuartige Bahn entstehen.
Anders als heute sollen die Gondeln nicht mehr nonstop von der Tal- zur Bergstation und zurückfahren, sondern nur dann, wenn es Gäste hat. Diese ordern eine Kabine und wählen ihr Ziel. Mit einer speziellen Lenktechnik auf den Masten und Weichen in den Stationen wird diese dann dorthin geführt.
Die Route des zukünftigen «FlemXpress» in grün
Heute im Jahr 2022 fährt man noch mit der klassischen Luftseilbahn, zum Beispiel zum Grauberg. Hier, mit dem Ausblick auf die Tschingelhörner, das Martinsloch und den Segnesboden, nimmt man den Wanderweg hinunter Richtung Segneshütte, wo dereinst eine Weiche der neuen Bahn sein wird. Zurück nach Flims fährt man entspannt mit einem der altbekannten Sessellifte.
5. Die ehemalige Militärbahn von Malans
Für den Transport von Material und Truppen in schwierigem Gelände wurden von der Armee stationäre und mobile Seilbahnen eingesetzt. Viele dieser Bahnen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg, spätestens am Ende des Kalten Krieges, ausser Betrieb genommen. Einzelne konnten dank privatem Engagement übernommen und zu öffentlichen Bahnen umgebaut werden.
Aus der Militärbahn wurde eine Ausflugsbahn
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Bild 1 von 5. Einst für Truppen – heute für Wanderfreunde. Die Älplibahn war die erste konzessionierte Luftseilbahnanlage im Kanton Graubünden. Die heutigen Doppelkabinen haben Platz für je vier Personen. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 5. Bahnen zu geheimen Orten. Wie viele Seilbahnen wohl zu Orten auf und in den Alpen führten, von denen die Bevölkerung nichts wusste? (Das Bild stammt aus einer anderen Festung in der Innerschweiz). Bildquelle: Christoph Berger.
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Bild 3 von 5. Der Vilan. Für das Gipfelglück empfiehlt sich der Aufstieg zum Vilan. Von der Bergstation der Älplibahn ist er in rund zwei Stunden zu erreichen. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 5. Eine Wanderung, …. ... die sich lohnt. Vom Gipfel geniesst man einen Weitblick über das Rheintal. Bildquelle: Keystone / Arno Balzarini.
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Bild 5 von 5. Ausgangspunkt. Die ehemalige Militärbahn erschliesst Wanderfreunden eine der spektakulärsten Wanderregionen der Südostschweiz. Mögliche Ziele: der Falknis oder der Prättigauer Höhenweg. Bildquelle: SRF.
Die Älplibahn wurde 1941 in Betrieb genommen. Dank ihr konnten Truppen, die an der österreichischen Grenze stationiert waren, mit Nachschub und Munition versorgt werden. Nach Kriegsende und Umbauarbeiten wurde sie für den Zivilverkehr freigegeben und gehörte mit einer Länge von 3,5 Kilometern zu einer der längsten der Schweiz.
Die Gegend gehört für mich zu den spektakulärsten Wanderregionen der Südostschweiz.
1980 sollte die Bahn abgebrochen werden. Zur Rettung der Bahn wurden der Älplibahnverein und die Genossenschaft Älplibahn gegründet. Es gelang. Wichtig: Wer heute mit der Älplibahn hinauf will, der muss sich anmelden. Das klingt militärisch, hat aber organisatorische Gründe. An schönen Tagen kann die kleine Bahn schnell an ihren Anschlag kommen.
Mit der Älplibahn hoch zum Vilan
Von oben geniesst man ein wunderbares Panorama ins Churer Rheintal. Für das sichere Gipfelglück empfiehelt sich der Aufstieg zum Vilan und nachher die Wanderung über den Kurort Seewis zurück ins Tal. Optimalerweise macht man die Tour im Mai oder Juni, dann sind die Wiesen dort voller blühender Narzissen.