In der Schweiz gibt es 2427 konzessionierte Seilbahnanlagen. Vielfach sind sie eine willkommene Abkürzung oder ein Ausgangspunkt für eine Wanderung. Diesmal jedoch liegt der Fokus des Interesses auf ihnen selbst, auf den Seilbahnen – selbstverständlich in Kombination mit einer Wanderung.
1. «Fünf-Bähnli-Tour» in der Innerschweiz
Auf der «Feyf-Bäändli-Tuir» respektive «Fünf-Bähnli-Tour» im Kanton Nidwalden hat man die Gelegenheit auf einer Wanderung mit gleich fünf aussergewöhnlichen Seil- und Sesselbahnen zu fahren. Unter anderem mit einem legendären Niederbergerschiffli, welches an einen aufgehängten «Döschwo» erinnert.
Ein Wandertag – Fünf Seilbahnen
In der Region ist die Kleinseilbahn oft die einzige Verbindung ins Tal, zur Aussenwelt. Viele Bauernhöfe und Alpen sind nur dank den Bahnen erreichbar. Einst waren es über vierzig Kleinseilbahnen, heute sind im Kanton noch gut zwei Dutzend im Betrieb.
Viele dieser Bahnen kommen langsam an das Ende ihrer Lebensdauer. Sie müssen aufwendig renoviert und technisch aufgerüstet werden. Für viele Besitzer, zum Beispiel die Familie Durrer auf der Alp Oberspies, ist dies fast nicht mehr zu stemmen.
Ohne die Bahn sind wir verloren. Sie ist unsere Verbindung ins Tal, unser Lebensnerv.
Familie Durrer ist es auch, die nach dem Umsteigen das legendäre Niederbergerschiffli auf die Fahrt zur Alp Sinsgäu schickt. Eine spektakuläre Fahrt, in einer offenen Kabine, die oben am Berg völlig unerwartet auf der offenen Wiese endet.
Dort beginnt die eigentliche Wanderung. Sie führt in Richtung Brisen und dann über den Haldigrat, bis zur Sesselbahn von Kurt Mathis. Mit diesem fünften «Bähnli» geht es runter. Es folgt die letzte Wanderetappe zurück zur Bergstation Brändlen, wo die Reise begann.
2. Die vergessene Bahn am Stanserhorn
Einst waren sie Ausflugsziele und Zubringer in den Bergen, heute rosten sie still vor sich hin und warten auf Ihren Rückbau. Ein Rückbau wäre zwar Pflicht, doch eine Frist findet man im Gesetz nicht. So bleiben gewisse Seilbahnruinen als Mahnmal vergangener Zeiten oft jahrzehntelang stehen. Entdecker und Geschichtsinteressierte kommen auf ihre Rechnung.
Entdeckungstour zur Seilbahnruine
Von der ehemaligen Gipsbahn bei Ennetmoos am Stanserhorn wissen nur noch wenige. Die wenigen Überreste sind nicht leicht zu sehen. Dorthin aber führt meine Wanderung. Das ist möglich, weil hier, im Gegensatz zu vielen anderen Bahnruinen, ganz in der Nähe ein offizieller Wanderweg vorbeiführt.
Viele ehemalige Bahnanlagen sind heute Privatbesitz oder liegen in Steinschlag gefährdeten Gebieten.
Ausgangspunkt für diesen Ausflug ist die Standseilbahn Stans-Kälti aus dem Jahr 1893, die heute noch in Betrieb ist und der Zubringer zur modernen Cabrio-Stanserhornbahn ist.
Viele andere stillgelegte Seilbahnen können nicht mehr besucht werden. Bahnfreunde und Seilbahnsympathisanten haben jedoch Einzelstücke wie Kabinen oder Steuerungen gerettet und ins Seilbahnmuseum der Schweiz in Kandersteg gebracht.
Viele Bahnen mussten wegen finanzieller Probleme, ausgelöst zum Teil durch schneearme Winter, die Segel streichen. Rettungsaktionen waren nur kleine Lichtblicke und meistens nicht vom Erfolg gekrönt. Anderen Anlagen, wie dem weltweit einzigartigen Stehlift am Bürgenstock, stünden heute diverse Sicherheitsnormen im Wege.
3. Städtisches Seilbahn-Erlebnis in Zürich
Seilbahnen gibt es nicht nur in den Bergen, auch viele Schweizer Städte verfügen über Bahnen auf ihrem Territorium. In und um Zürich zum Beispiel kann man eine Stadtwanderung machen, bei der man bis am Abend fünf verschiedene Bahnen benutzt. Das Tram, quasi die Nummer sechs, gibt es dazwischen immer wieder als Zugabe.
Auf und ab in Zürich
Standseilbahnen fanden im 19. Jahrhundert mit dem Tourismus in die Städte. Diese wollten ihren Bürgern und den Touristen die Naherholungsgebiete ausserhalb der Stadt schmackhaft machen.
Als nach dem Ersten Weltkrieg der Tourismus einbrach und die meisten Städte auf das Tram setzten, verschwanden viele wieder. Einige haben jedoch bis heute überlebt.
Beim Rigiblick und beim Dolder befanden sich Gaststätten. Diese sollten für die Stadtbevölkerung erschlossen werden.
Der Bahnspass in Zürich beginnt unweit des Hauptbahnhofs mit der Polybahn. Mit der Seilbahn Rigiblick geht es danach hoch auf den Zürichberg, von wo man in der Ferne die Alpengipfel sieht. Mit der Dolderbahn, dem Tram und der Üetlibergbahn gelangt man danach auf den Zürcher Hausberg. Nach einer Wanderung bis zur Felsenegg, vorbei an Weiden und Bauernhöfen, gibt es zum Abschluss dann noch eine Luftseilbahn.
Früher wären sogar sechs Bahnen an einem Tag möglich gewesen. 1939 konnte man anlässlich der Landesaustellung mit einer Luftseilbahn über den Zürichsee schweben. Die Kabinen wurden danach in Adliswil weiterverwendet. 1958 schwebten dann Gondeln zwischen Bürkliplatz und Mythenquai und ab 1959 auch wieder quer über den See. Die für die Gartenbau-Austellung errichtete Bahn wurde 1966 wieder abgetragen.
4. Flims: Die Luftseilbahn der Zukunft?
Eine Seilbahn, die nur dann fährt, wenn es Gäste hat, und nur dorthin, wohin diese wollen: Das sei die Zukunft der Seilbahnen. Wer dieses System verstehen möchte, der reist nach Flims. Hier wird zurzeit eine der modernsten Seilbahnen der Welt gebaut. Einer, der hier an der Seilbahnzukunft baut, ist Projektleiter Michael Thoma.
Die Seilbahn auf Abruf am Fusse des Weltnaturerbes
Die Idee des «Flem Xpress» klingt verlockend und verwirrend. Ein erster Blick auf der Baustelle bringt noch keine Hilfe. Das Bauprojekt hat zwar begonnen, zu sehen sind aber erst die Rohbauten der künftigen Seilbahnstationen. Fahren wird die Bahn erst 2024.
Bis zum Jahr 2024 wird hier eine völlig neuartige Bahn entstehen.
Anders als heute sollen die Gondeln nicht mehr nonstop von der Tal- zur Bergstation und zurückfahren, sondern nur dann, wenn es Gäste hat. Diese ordern eine Kabine und wählen ihr Ziel. Mit einer speziellen Lenktechnik auf den Masten und Weichen in den Stationen wird diese dann dorthin geführt.
Heute im Jahr 2022 fährt man noch mit der klassischen Luftseilbahn, zum Beispiel zum Grauberg. Hier, mit dem Ausblick auf die Tschingelhörner, das Martinsloch und den Segnesboden, nimmt man den Wanderweg hinunter Richtung Segneshütte, wo dereinst eine Weiche der neuen Bahn sein wird. Zurück nach Flims fährt man entspannt mit einem der altbekannten Sessellifte.
5. Die ehemalige Militärbahn von Malans
Für den Transport von Material und Truppen in schwierigem Gelände wurden von der Armee stationäre und mobile Seilbahnen eingesetzt. Viele dieser Bahnen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg, spätestens am Ende des Kalten Krieges, ausser Betrieb genommen. Einzelne konnten dank privatem Engagement übernommen und zu öffentlichen Bahnen umgebaut werden.
Aus der Militärbahn wurde eine Ausflugsbahn
Die Älplibahn wurde 1941 in Betrieb genommen. Dank ihr konnten Truppen, die an der österreichischen Grenze stationiert waren, mit Nachschub und Munition versorgt werden. Nach Kriegsende und Umbauarbeiten wurde sie für den Zivilverkehr freigegeben und gehörte mit einer Länge von 3,5 Kilometern zu einer der längsten der Schweiz.
Die Gegend gehört für mich zu den spektakulärsten Wanderregionen der Südostschweiz.
1980 sollte die Bahn abgebrochen werden. Zur Rettung der Bahn wurden der Älplibahnverein und die Genossenschaft Älplibahn gegründet. Es gelang. Wichtig: Wer heute mit der Älplibahn hinauf will, der muss sich anmelden. Das klingt militärisch, hat aber organisatorische Gründe. An schönen Tagen kann die kleine Bahn schnell an ihren Anschlag kommen.
Von oben geniesst man ein wunderbares Panorama ins Churer Rheintal. Für das sichere Gipfelglück empfiehelt sich der Aufstieg zum Vilan und nachher die Wanderung über den Kurort Seewis zurück ins Tal. Optimalerweise macht man die Tour im Mai oder Juni, dann sind die Wiesen dort voller blühender Narzissen.