Google: Vom Uni-Projekt zum Weltkonzern
Als Larry Page und Sergey Brin sich 1995 an der Stanford-University treffen, ist das Internet gerade geboren. Es besteht hauptsächlich aus akademischen Seiten – aber es wächst rasant. Immer mehr Menschen nutzen das neue Medium, um ihre eigenen Webseiten zu erstellen. Und die wollten gefunden werden. Die ersten Suchmaschinen entstehen.
1994 geht die Suchmaschine Lycos an den Start, im selben Jahr Yahoo!, das die Webseiten erstmals hierarchisch ordnet. 1996 startet AltaVista. 300.000 Menschen nutzen die Suchmaschine am ersten Tag, damals eine enorme Zahl. AltaVista greift auf Messgrössen wie die Worthäufigkeit zurück und wird schnell zum Marktführer. Doch die beiden Doktoranden der Computerwissenschaft, Page und Brin, finden die Suchqualität mangelhaft. Sie entwickeln eine eigene Suchmaschine.
Die Bedeutung der Links
Das ist der Auftakt für das Uni-Projekt Backrub, mit dem nicht weniger als die Internet-Suche revolutioniert werden sollte. Was Page und Brin erstmals berücksichtigten ist, dass es sich beim WWW um ein Netzwerk handelt. Ihr Ansatz ist der logische Schluss. Anstatt wie herkömmlich einfach die Dokumente im Internet zu durchsuchen, nutzen sie die Links als Suchinstrument.
Für Brin und Page gilt: Je mehr Links auf eine Webseite verweisen, desto wichtiger ist diese Seite. Je bedeutender wiederum diese Webseite, desto wichtiger sind die Seiten, auf die sie verlinkt. Jeder Seite kann so ein Wert gegeben werden, der anzeigt, wie relevant sie ist – der Page Rank. Durch dieses Messsystem entsteht tatsächlich eine Revolution: Erstmals werden auch solche Seiten angezeigt, die zwar relevant sind, in denen das gesuchte Wort aber gar nicht vorkommt. Und noch einen Vorteil hat das System: Je grösser das Internet wird, desto mehr Links stehen für die Bewertung zur Verfügung und desto besser ist das Suchergebnis.
Google wird Marktführer
Aus BackRub wird Google und als Brin und Page am 7. September 1998 ihre Gesellschaft anmelden, läuft Google noch immer als Uni-Forschungsprojekt. In Wahrheit ist es längst ein vielversprechendes Startup-Unternehmen. 1999 wird die kommerzielle Google-Version gestartet.
In den 2000er Jahren wächst das Web jährlich um Milliarden von Dokumenten, die gefunden werden wollten. Innerhalb kürzester Zeit wird Google zur beliebtesten Suchmaschine weltweit, sie verfügt über die aktuellsten Daten und den grössten Seiten-Index.
Die Suchprotokolle – der heilige Gral
Bald merken die Google-Gründer, dass sie auf einer Goldmine sitzen, nämlich den Suchprotokollen. Bekommt ein User ein befriedigendes Suchergebnis, so kehrt er nicht zur Suchmaschine zurück. Findet er aber nicht das, was er sucht, startet er eine neue Anfrage – so lange, bis er zufrieden ist. Anhand der Suchprotokolle dieser unzufriedenen Nutzer verbessern Page und Brin ihr Suchsystem ständig. Die Protokolle werden zum Schlüssel der Weiterentwicklung von Google.
Die Informationen über das Verhalten seiner Nutzer nutzt Google bis heute, um seine Produkte weiterzuentwickeln. Wir suchen mit Google, schauen bei Google Maps nach dem nächsten Restaurant, wir kaufen bei Google ein, pflegen unseren Kalender bei Google und unsere Freundschaften bei Google +.
Die Macht von Google
«Google wird Sie einfach tatsächlich besser verstehen lernen und sehr viel mehr auf Ihre Bedürfnisse eingehen können» – zitiert Steven Levy die Suchentwicklerin Johanna Wright in seinem Buch «Inside Google». 82,5 Prozent der Suchanfragen weltweit werden heute über Google abgewickelt, der Suchmaschinen-Gigant ist an immer mehr Entscheidungen unseres Lebens beteiligt. Das verleiht dem Unternehmen eine Macht, die längst über das Internet hinausgeht – und die immer mehr Menschen Angst macht.