Die Vergangenheit holt einen immer ein – in Form von problematischen Social-Media-Posts, geschuldeten Gefallen, weil einem mal beim Zügeln geholfen wurde oder in diesem Fall: in Form von «Schnappi, das kleine Krokodil».
20 Jahre ist es her, seit sich das mit leicht nasaler Kinderstimme gesungene Liedchen mit der Melodie, die an den «Probier mal!»-Knopf-Demo-Sound eines Fisher-Price-Keyboards erinnert, durch unseren kollektiven Gehörgang gefressen und für immer im Gehirn eingenistet hat. Dort läuft auch das wahrscheinlich in «Microsoft Paint» gezeichnete (und animierte) Musikvideo auf Repeat.
Am 6. Februar 2005 biss sich der Song an der Spitze der Schweizer Charts fest und hielt sich dort während insgesamt acht Wochen. Mit einem kleinen Unterbruch, als «Here I Am» der Finalistinnen und Finalisten der zweiten Staffel von «Musicstar» kurz auf den Hitparaden-Thron plumpste – es war eine wilde Zeit. Alles in allem schnappte der Wasserdrache 30 Wochen in unseren Charts um sich.
Aufgenommen vor 25 Jahren
Schnappis Stimme war zu dieser Zeit gerade mal neun Jahre alt. Eingesungen hatte Joy Ludorf (hiess damals noch Gruttmann) das Lied bereits als Vierjährige, es brauchte einfach ein Weilchen, bis es sich im Netz verbreitete und zum Phänomen wurde.
Heute ist sie 29 und schliesst im Gespräch mit SRF 3 aus, den Viral-Hit jemals wieder auf einer Bühne zu performen. Das Thema sei wegen des Jubiläums jedoch gerade sehr gross und gegen einen Re-Release hätte sie nichts einzuwenden: «Von einem Remake wüsste ich zwar nichts, aber man kann theoretisch ja viele Dinge machen mit der Aufnahme, die's schon gibt.»
Schnappi ist auf Tiktok
Neben dem Kultfaktor fände sie eine Neuveröffentlichung wohl auch finanziell nicht gänzlich uninteressant. Anfang Woche verriet die Düsseldorferin auf Tiktok, dass sie jeweils Geld verdient, wenn «Schnappi, das kleine Krokodil» gespielt oder verwendet wird.
Auf ihren persönlichen Social-Media-Kanälen postet sie ab und an über ihre Vergangenheit als Kinderstar. Die volle Ladung gibt's hingegen bei den 2021 ins Online-Leben gerufenen Schnappi-Channels auf Instagram und Tiktok, wo Joy einerseits stolz, andererseits mit augenzwinkernder Distanz den Hype von damals wiederaufleben lässt.
Ein Puppenhaus für Hazel Bruggers Tochter
Ihre Zeit verbringt die 29-Jährige aber nicht hauptsächlich mit dem Schwimmen in 2000er-Nostalgie, sondern als selbstständige Innenarchitektin. Im Sommer ist sie mit dem entsprechenden Master-Studium durch, wie sie SRF 3 erzählt.
Durch ihren Job hat sie vergangenes Jahr die Schweizer Comedian Hazel Brugger kennengelernt. Diese suchte jemanden, der ihrer Tochter ein Puppenhaus baut – dass Joy Ludorf das ehemalige «Schnappi»-Mädchen ist, realisierten sie und ihr Mann Thomas Spitzer erst später, wie sie in ihrem gemeinsamen Podcast verraten.
Das passiere Joy auch sonst ständig – zum Beispiel an der Uni oder an Partys. «Irgendwer weiss das immer und erzählt es dann ganz stolz», sagt sie zu SRF 3. «Das stresst mich aber überhaupt nicht, ich bin da ganz locker.»
Du vielleicht schon, Joy, aber wir haben jetzt wieder für mehrere Wochen einen richtig üblen Ohrwurm. Den wir wohl nur mit einem anderen üblen Ohrwurm bezwingen können – nächstes Jahr feiert «Baby Shark» sein Zehnjähriges. Davon gibt's übrigens auch eine Version mit Luis Fonsi, dessen «Despacito» 2027 das Zehn-Jahr-Jubiläum hat. Es gibt kein Entkommen.