Eine Woche später als ursprünglich geplant – «aus Respekt für die Menschen im Los Angeles County» wegen der anhaltenden Brände – ist am Freitag das sechste Studioalbum von The Weeknd erschienen. «Hurry Up Tomorrow» ist voraussichtlich das letzte unter diesem Alias, mit dem der 34-jährige Abel Tesfaye zu einem der bekanntesten Artists der Welt geworden ist.
Macht Abel Schluss mit The Weeknd?
Definitiv ist es zwar nicht, vor knapp zwei Jahren sagte der Musiker und Schauspieler jedoch dem «W Magazine»: «Ich bin bereit, das Weeknd-Kapitel zu beenden. Ich werde weiterhin Musik machen, vielleicht als Abel, vielleicht als The Weeknd. Aber ich möchte The Weeknd eigentlich immer noch umbringen.»
Unter diesem Alias releast der Kanadier seit rund 15 Jahren Musik. 2011 schlich er sich mit seiner Mixtape-Trilogie dank Blog-Lobeshymnen in den Mainstream und wurde bald zum Posterboy des alternativen R&B. Zehn Jahre später trat er in der Halbzeitshow des Super Bowl auf und mittlerweile gehört er zu den meistgestreamten Acts auf Spotify – 2024 war nur Taylor Swift vor ihm. Als The Weeknd hat Abel Tesfaye mehr erreicht als die meisten grossen Nummern in ihrem ganzen Leben.
Die Schlüsselszene
Den Wendepunkt brachte die von ihm mitkreierte HBO-Serie «The Idol». Während eines Weekend-Konzerts im SoFi Stadium im kalifornischen Inglewood wurde eine Szene gedreht, in der Abel kurz in seine Serien-Rolle des zwielichtigen Clubbesitzers Tedros schlüpfte.
Nach der Show habe er plötzlich seine Stimme verloren, erzählte er 2023 dem «W Magazine» – das sei ihm noch nie passiert. «Ich habe die Theorie, dass ich nicht mehr singen konnte, weil ich Tedros spielte, der nicht singen kann.» Wenn Abel also jemand anderes als sich selbst ist, wird's schwierig mit der Kunst. Die Serie wurde nach einer Staffel abgesetzt, der Wunsch nach Veränderung nach dem nächsten Album blieb.
The Weeknd war schon mal tot
Wobei Veränderung eine Konstante in der Karriere von The Weeknd ist. Nach der XO-Phase mit der Gockel-Frise in den ersten Jahren wurde er zur Figur Starboy der gleichnamigen 2016er Platte. Im Musikvideo zum Titeltrack erstickt sein neues das bisherige Alter Ego – Abel hat The Weeknd also schon mindestens einmal auf dem Gewissen.
«Hurry Up Tomorrow» stellt nun das Finale einer Trilogie dar, in der sich der Künstler zunächst als psychotisch («After Hours» 2020 – die zugehörige Super-Bowl-Performance wurde sofort zum Meme) und später als verlebt («Dawn FM» 2022) darstellte. Die vorab releasten Visuals seines neusten Werks zeigen The Weeknd sterbend («Dancing in the Flames»), aber auch als Kind – und als singenden Schwangerschaftsbauch in «São Paulo». Das verbindende Thema: Wiedergeburt. Vielleicht. Wenn man es so lesen will.
Und jetzt?
Mit dem Release von «Hurry Up Tomorrow» ist die Wiedergeburt aber noch nicht durch. Am 16. Mai soll der gleichnamige Psychothriller mit Abel Tesfaye selbst, Jenna Ortega («Wednesday») und Barry Keoghan («Saltburn») in den Hauptrollen erscheinen. Der Plot ist noch nicht bekannt. Ebensowenig neue Livedaten, aber die aktuelle «After Hours til Dawn Tour» soll noch dieses Jahr weitergehen.
Was danach kommt, weiss ausserhalb von Team Weeknd aktuell wohl niemand. Dass diese neue (und finale?) Phase für Abel nicht bald genug beginnen kann, war aber spätestens klar, als er den Titel dieser Platte bekanntgegeben hat.