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Koreanischer Fan-Kult Reis regiert die K-Pop-Welt

Im Namen ihrer Idole verschenken K-Pop-Fans regelmässig Reis im grossen Stil. So landet Reis in den Tellern von Bedürftigen. Dabei geht es aber nicht nur um Solidarität.

Teddybären auf die Bühne werfen war gestern. Heute beschenken K-Pop-Fans ihre Stars mit Rolex-Uhren, Haute Couture oder Goldbarren. Die luxuriösen Geschenkduschen werden verständlicherweise auch kritisiert. «Es landeten etliche Fan-Geschenke in den Händen und Wohnhäusern der Idols, die sie gar nicht wollten,» sagt K-Pop-Professorin CedarBough Saeji, die seit 30 Jahren in Busan lebt, zum Thema K-Pop doziert und publiziert.

Deshalb werde auf Wunsch der K-Pop-Stars heute nicht mehr so überschwänglich geschenkt, sondern gespendet - und zwar tonnenweise Reis.

Reis für die Bedürftigen

Die Reaktion der K-Pop-Stars auf diese Geschenke war sanft, aber klar: «Statt uns zu beschenken, beschenkt die Gesellschaft.» Laut K-Pop-Professorin Saeji entwickelten sich darauf diverse Wohltätigkeits-Praktiken, die seither von K-Pop-Fans im Namen ihrer Stars ausgeübt werden: Bäume pflanzen, Stipendien fördern, Strände säubern oder eben Reis schenken.

Feiert beispielsweise ein K-Pop-Star Geburtstag, gibt es mittlerweile innerhalb der Fan-Clubs breit angelegte Kampagnen, die dazu aufrufen, im Namen ihrer Lieblings-Band, Reis zu spenden.

BlackPink vor Reiskörnern
Legende: Getty Images/Frazer Harrison/Despositphotos/rakijung

Entweder via Direktzahlung - worauf ein Lieferdienst den Reis an sein Ziel spediert, oder die Fans schleppen 20-Kilo-Säcke an die Konzerte und befüllen damit vor den Konzertlokalen geschmückte Paletten, die im Anschluss, mit Schriftzügen verziert, in Waisenhäuser oder Altersheimen landen.

Die lokale Reiswirtschaft freut's

Wie alles im K-Pop-Universum, sind auch die Auswüchse der Spenden überdimensional: «Bei einem wirklich bekannten Act kommen pro Spendenaufruf gerne mal 12 Tonnen Reis zusammen», so Saeji. Dies ist ausserordentlich viel. Normalerweise seien es ca. 2 Tonnen Reis. «Auch eine eher unbekannter K-Pop-Act (Stella Jang), den ich vor Kurzem sah, brachte es auf ca. 500 Kilo Reis, die in diesem Fall an ein Altersheim gingen.»

Obschon 500 Kilogramm oder 12 Tonnen ein grosser Unterschied ist, beides ist viel und solche Reisspenden passieren regelmässig. Die lokale Reisindustrie sei zwar nicht abhängig davon, merke den Impact aber bestimmt, so die K-Pop-Expertin.

Dies hilft, besonders vor dem Hintergrund, dass in Südkorea immer weniger Reis gegessen wird. Seit 1994 hat sich laut Saeji die Reiskonsumation halbiert. Dies, weil lokaler Reis immer teurer würde und sich Südkorea vermehrt für Nudeln und Brot, als für Reis im Teller entscheide.

Letztlich geht es um Aufmerksamkeit

Die obengenannten 12 Tonnen, gespendet im Namen der berühmten K-Pop-Band Big Bang, ernährte 60'000 Personen und wurde von Fans aus 60 Ländern finanziert. Diese Zahlen sprechen für sich – und sie demonstrieren, wie global das Phänomen K-Pop aufgestellt ist. Überdies schliesst sich durch die Social-Media-Posts der Fans und ihren Spenden laut Saeji auch ein weiterer Kreis: «Wenn die Reisspende des Fanclubs von ihren Stars bemerkt wird, verstärkt das die Fan-Star-Bindung.»

Selbstverständlich geben solche Aktionen K-Pop-Acts auch einen Berühmtheitsschub und ihr Image wird öffentlich aufpoliert. Die wohltätige Reisspende via Fangemeinde geht im Übrigen auch weit über den K-Pop hinaus. Auch K-Drama-Stars lassen in ihrem Namen Reis spenden. Schliesslich ist das alles Teil der Korea-Kultur-Welle «Hallyu!» – in all ihren Facetten im Zürcher Museum Rietberg bis Mitte August zu erfahren.

Radio SRF 3, «Morgenshow», 23.4.2025, 10.15 Uhr ; 

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