Wie hält man es mit Traditionen, festgefahrenen oder vorgespurten Wegen? Etwa wenn man in einem Ort wie dem beschaulichen Wilchingen aufwächst, in der Gegend bleibt, merkt, dass der 30. Geburtstag vor der Tür steht und man drauf und dran ist, sein ganzes Leben lang rund um Schaffhausen zu verbringen (und diese Vorstellung macht doch ein wenig Angst)?
Im Fall von Céline Hales ist die Antwort einfach. Sie zieht um. Nach Zürich. Und ist froh, dass sie es getan hat, weil es auf der Hand liegt und in der Limmatmetropole klar mehr läuft als in ihrer Heimatstadt. So ist der Speicher an Inspiration und Kreativität schneller gefüttert und regelmässiger aufgefüllt.
Die 32-Jährige fesselt mit ihrer souligen Stimme. Sie macht aus Alltagsgeschichten etwas ganz Besonderes.
Dieser Schwank aus dem Leben von Céline Hales ist bezeichnend für die Persönlichkeit der Singer/Songwriterin, die wir bei SRF 3 als «Best Talent» im Juli feiern: Manchmal dauert es länger als gedacht, manchmal passt alles spontan. So wie ihr oft Songs einfach so zufliegen und andere ihre Zeit brauchen, bis sie reif sind, um der Öffentlichkeit präsentiert zu werden. Oder ganz einfach wegen der Tatsache, dass sie als langjährige Kirchenchor-Sängerin nicht von null auf plötzlich, sondern erst kurz über lang endlich den Mut hatte, solo Musik zu machen und diese auch zu zeigen. Das Ganze ist quasi der Spiegel einer lebensfrohen, etwas chaotischen, lauten und trotzdem selbstbewussten, bodenständigen Frau.
Bei ihr sind keine Phantasie-Genre-Bezeichnungen, ist kein Schnick-Schnack angesagt. Beschreibt die als Céline Bührer geborene Musikerin ihre Musik, dann braucht sie dafür nur ein Wort: Pop. Sie erfinde das Rad auch nicht neu, meint sie. Sie lässt die Songs sprechen - und die sprechen für sich: Mit ihrer Eingängigkeit, den kleinen und zugleich grossen Geschichten, die sie erzählen. Es geht um Alltägliches und um Dinge, die das Leben ausmachen. Von Entscheidungen, von Dingen und Menschen. Es sind Geschichten, die ihr am Herzen liegen und das spürt man.
Céline Hales verpackt ihre Gefühle in den Songs wie Geschenke. Wer sie auspackt, entdeckt tolle Pop-Songs, spürt Herzschmerz und Hoffnung.
Vorbilder gibts viele und keines. Oder alles und trotzdem nichts, was das Anhören umso spannend macht. Detektivisch kann man nämlich auf die Suche gehen, ob es wirklich keine Paralellen gibt. Namen von Ikonen wie Whitney Houston, Mariah Carey oder Céline Dion nennt sie bei der Frage nach ihren Idolen. Aber auch Britney Spears, Christina Aguilera oder Beyoncé werden genannt. Nicht zuletzt kommen bei der Wahlzürcherin aber auch Newcomerinnen Holly Humberstone oder Maggie Rogers ins Spiel. Und trotzdem: Sie verpasst mit ihrer souligen Stimme ihren Songs immer eine besondere Note.
Unser neues «SRF 3 Best Talent» arbeitet momentan noch teilzeit in einem Ingenieur-Büro. Den Rest der Zeit widmet sie sich der Musik. Auf der Bühne zu stehen, den Kontakt mit dem Publikum zu haben, das gibt ihr Energie, weiter an ihrer Karriere zu bauen. Ein starkes Fundament hat sie sich bereits gelegt und sie ist dabei, nun die nächsten Pfeiler aufzubauen. Im August ist sie mit ihrer neuen EP am Start. Fünf Songs finden sich darauf, die nur darauf warten live performt zu werden.