So verlängert man den Sommer
Seine Wurzeln sind im Kongo. Seine Eltern flüchteten in den 1990ern vor dem Bürgerkrieg in die Schweiz. Hier in Bern ist Murphy aufgewachsen, hier ist seine Heimat. Der 25-Jährige vereint in seinem Sound beide Kulturen: So trifft die Schweiz in seinen Tracks auf das Erbe, die musikalische Gegenwart und Zukunft Afrikas.
Murphy hat Afro-Rhythmen im Blut. Er reitet nicht nur auf der Afro-Trap- und der angesagten Afro-Beats-Welle, er hat sie quasi eingebürgert. Auf seine ganz eigene Art.
Das Resultat ist auf der EP «Sucero» (auf Deutsch: Zucker) zu entdecken. Ein Knallbonbon an guter Laune, das den Sommer definitiv verlängert. Zumindest am Radio bis in den September hinein, denn Murphy ist unser «SRF 3 Best Talent».
Sprachen-Chrüsimüsi aus Bern-Wittigkofen
Nicht nur seine eleganten, topaktuellen Afro-Beats machen Laune. Murphy versprüht positive Vibes mit einem aussergewöhnlichen Sprachen-Chrüsimüsi: Er selbst spricht Lingala (die Nationalsprache Kongos), Französisch und Deutsch.
In seinen Songs kommen gerne noch Italienisch, Englisch, Spanisch und Portugiesisch dazu. Ein einzigartiges Sprachen-Gemisch, das der Berner in seiner Jugend in den Strassen im Multi-Kulti-Vorort Wittigkofen aufgeschnappt hat.
«Ig bi e Wittigkofeler», sagt Murphy im breitesten Berndeutsch.
Die markante Skyline mit ihren Hochhäusern des Quartiers im Osten Berns will er sich demnächst tätowieren lassen. Warum? Es sei der wichtigste Ort in seinem Leben, erklärt der Musiker: «Hier habe ich gelernt, mich durchzusetzen. Das Quartier hat mich stark gemacht. Ich musste lernen, hart zu sein.»
Murphy war ein wildes Kind. Er galt als schwer erziehbar, kam schon im Kindergarten-Alter in ein Heim. Mit 15 durfte er zurück zu seinen Eltern. «Da wollte ich einfach leben.» Aber er kam mit dem Leben nicht zurecht.
In der Vergangenheit habe ich viele Probleme gemacht und gehabt. In der crazy Welt von heute hat man manchmal etwas länger, bis man seine Bestimmung findet. Meine ist die Musik.
Der Wendepunkt: mit 20 im Aufnahmestudio
Musik war zwar schon immer ein Begleiter in Murphys Leben. Mit 20 entdeckte er aber erst, dass sie seine Bestimmung ist. Er war zum ersten Mal in einem Aufnahmestudio - und: «Ich war geflasht, das hat meine Einstellung komplett geändert und mich zurück auf den richtigen Weg gebracht», ist der Berner überzeugt. Zusammen mit einem Team gibt er nun seit einem Jahr so richtig Gas und baut seine Karriere auf. «Mani, mein Manager, hat mir die Augen geöffnet. Er hat mir aufgezeigt, was zählt.»