In der Badi oder auf Wanderwegen lassen sich Ameisen derzeit häufig antreffen. Sie haben Hochsaison. Lästige Viecher? Bei genauem Hinschauen eher verblüffend. Das zeigen diese sieben Fakten.
1. Ein gewichtiges Insekt
Etwa 20 Billiarden Ameisen – das sind 20 Tausend Billionen – dürften den Planeten Erde bekrabbeln. Auf diese Schätzung kommt ein Forschungsteam aus Hongkong. Die gesamte Biomasse der Ameisen übersteigt damit die Biomasse aller Vögel und Säugetiere zusammen.
Über 15'000 (bekannte) Ameisenarten bevölkern dabei fast jeden Kontinent – ausgenommen die Polgebiete. Besonders häufig sind sie in Wäldern der Tropen und Savannen.
2. Superkräfte
Ameisen können das 40-fache ihres Körpergewichts tragen. Übertragen auf uns Menschen würde das bedeuten, dass wir mehrere Tonnen stemmen könnten. Ameisen sind sozusagen die Hulks im Tierreich.
3. Kolonien so gross wie Staaten
Die bisher grösste Ameisenkolonie wurde in Europa entdeckt. Sie erstreckt sich über rund 6'000 Kilometer von Portugal über Spanien und Südfrankreich bis Norditalien. Die Superkolonie wurde von der argentinischen Ameise errichtet, einer aus Südamerika eingeschleppten Art.
4. Der Prinz erobert die Prinzessin? Nicht im Ameisenreich
In Ameisenvölker sind die Geschlechterrollen streng geteilt: Die männlichen Tiere sind für die Fortpflanzung zuständig. Und nur dafür. Alles andere übernehmen die weiblichen Tiere.
5. Ausgeklügeltes Sozialleben (und Kriegswesen)
Das Zusammenleben der Ameisen ist verblüffend fein organisiert: Es gibt Ameisen, welche den Nachwuchs betreuen. Andere arbeiten am Nestbau, wieder andere an der Futtersuche. Und nochmals andere Ameisen machen Nestverteidigung, sind also Soldatinnen.
Sowieso spielt Kriegsführung im Reich der Ameisen eine grosse Rolle. Cleo Bertelsmeier, Professorin für Ökologie und Evolution an der Uni Lausanne, hat sich eingehend mit diesen ‹Ameisenkriegen› beschäftigt: «Es gibt Sklaventreiber-Ameisen, welche andere Ameisennester überfallen und dort den Nachwuchs stehlen. Die Ameisenbabys werden ins eigene Nest zurückgebracht und müssen dort dann als Sklaven arbeiten.»
Es finden sich aber auch unblutige Strategien, um Konflikte beizulegen. «Es gibt Ameisenarten, bei denen sich die Heere auf dem Schlachtfeld zu einer Art Tanz treffen. Es gewinnt nicht der Stärkere, sondern wohl eher, wer mehr beeindruckt», erklärt Bertelsmeier.
6. Medizinisch geschult
Wer viel Krieg treibt, hat viele Verletzte zu pflegen – lässt sich im Falle der Ameisen wohl sagen. Dementsprechend haben sie auch hier ausgeklügelte Techniken entwickelt. Forschende haben beispielsweise beobachtet, wie Ameisen ihren Artgenossen ein Bein amputieren, um sie vor Wundinfektionen zu schützen. Auch aufwändige Wundsäuberungen werden durchgeführt.
7. Uralte Bäuerinnen
Nicht die Menschheit hat Viehzucht und Ackerbau erfunden. Ameisen haben dieses Kunststück schon weit vor Millionen von Jahren geschafft. Einige Arten halten sich beispielsweise Blattläuse, deren Honigtau sie konsumieren. Andere Arten ernähren sich von Pilzen, die sie selbst hegen und pflegen.
Das alles zeigt: Ameisen haben viel zu tun. Der Vergleich, fleissig wie eine Ameise zu sein, hinkt dennoch etwas: Aus der Forschung weiss man heute, dass Ameisen oft auch einfach faulenzen. Ein Drittel der Arbeiterinnen einer Kolonie tut nämlich einfach nichts.