Eine Geografiestunde über Brasilien zog Beatrice Tschanz so in den Bann des Landes, dass in ihr die Sehnsucht wuchs, eines Tages dorthin auszuwandern. Anfänglich kam das für ihren Vater überhaupt nicht in Frage. Mit der Zeit schrumpfte dieser Widerstand aber auf eine Bedingung: «Wenn du dort für eine Schweizer Firma arbeiten kannst, dann meinetwegen.»
Der Wille versetzt Berge
Mit einem klaren Ziel vor Augen wurde Beatrice Tschanz aktiv und fand in einer Zürcher Zeitung ein kleines Inserat: Eine Schweizer Bank war auf der Suche nach einer Assistentin in Rio de Janeiro. Die Zürcherin und heute Wahl-Rapperswilerin setzte alles auf eine Karte und wurde im Hauptsitz in der Schweiz beim Auslandschef vorstellig.
Sie sind ja frech!
Dr. Wehrli, der damalige Auslandchef der Bank, lehnte sich nach hinten und sagte: «Sie sind ja frech!» Doch Beatrice Tschanz argumentierte mit ihrem Abschluss der Handelsschule und ihren Spanisch-Sprachkenntnissen. Letztere waren jedoch nicht so fliessend, wie angegeben. Trocken antwortete Dr. Wehrli: «In Brasilien spricht man portugiesisch.»
Auf alle Einwände hatte Beatrice Tschanz jedoch eine überzeugende Antwort und schlussendlich bekam sie die Zusage für die Stelle in Rio – zum Schrecken und zur Verwunderung ihrer Eltern. Zwei Wochen später war die damals 24-Jährige auf dem Weg nach Brasilien. Der 14-stündige Flug via Dakar kostete damals 6'500 Franken – Holzklasse versteht sich.
Die Jahre mit Beatrice Tschanz
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Bild 1 von 11. In der 1. Klasse 1950. Für ihre Mutter war sie das fröhlichste Kind, das sie je kannte. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 11. Zusammen mit ihrer Schwester. Ihr Vater hatte eigentlich gehofft, dass nach der Schwester ein Junge geboren würde (Beatrice Tschanz links im Bild). Bildquelle: ZVG.
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Bild 3 von 11. In der 6. Klasse. Der Lehrer von Beatrice Tschanz (in der Mitte mit einem x markiert) bestrafte sie hart fürs Schwatzen. Ihr Vater nahm sie daraufhin von der Schule. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 11. An die Privatschule. In Zürich schloss Beatrice Tschanz die Sekundarschule ab (mittlere Reihe, 6. von rechts). Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 11. Bereit für Brasilien. Nach der Handelsmatura war Beatrice Tschanz wild entschlossen, nach Brasilien zu reisen und dort zu arbeiten. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 11. Mit der Familie 1961 in Arosa. Die Familie von Beatrice Tschanz (vorne links) genoss das gesellige Zusammensein sehr. Bildquelle: SRF.
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Bild 7 von 11. Als Journalistin unterwegs. Damals gehörte eine Zigarette auf der Arbeit oder in der Freizeit einfach dazu. Bildquelle: SRF.
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Bild 8 von 11. In New York. Nach Rio besuchte Beatrice Tschanz New York. Bildquelle: SRF.
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Bild 9 von 11. Ihr Vater war Unternehmer. Beatrice Tschanz liebte ihren Vater sehr. Hier hält er gerade eine Rede. Bildquelle: SRF.
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Bild 10 von 11. Die Kommunikationsfachfrau. Von der Journalistin zur Mediensprecherin, zuerst bei Jelmoli und dann bei der Swissair. Beatrice Tschanz sprach stets Klartext mit Herz. Bildquelle: SRF.
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Bild 11 von 11. Engagement für Selbstbestimmung. Beatrice Tschanz setzt sich heute für alterskonforme Wohnformen ein. Bildquelle: SRF.
Der Schweizer Wirbelwind in Rio
Auf der Zweigstelle in Rio wurde weniger gearbeitet, dafür Golf gespielt und gebadet. Beatrice Tschanz wurde deshalb umso aktiver und führte Gäste aus der Schweiz durchs Land. So auch den damaligen Rivella-Chef Herr Barth, der in Brasilien eine eigene Rivellasorte mit Passionsfruchtgeschmack herausgeben wollte.
Ich musste die Reissleine ziehen.
Nach zwei Jahren und vielen Erfahrungen reicher, trat Beatrice Tschanz die Rückreise in die Schweiz an. «Ich habe die Reissleine gezogen, denn mein damaliger Verlobter wollte unbedingt heiraten. Ich wollte jedoch meine Freiheit nicht aufgeben.»
Beatrice Tschanz arbeitete 20 Jahre lang als Journalistin, danach wechselte sie in die Unternehmenskommunikation. Seit 2003 ist sie selbstständige Kommunikationsberaterin und engagiert sich für zahlreiche Non-Profit-Organisationen.
In der Schweiz bekannt wurde sie vor allem 1998 nach dem Absturz der Swissair bei Halifax in Kanada. Durch ihre souveräne Berichterstattung und ihr erfolgreiches Krisenmanagement bekam sie grossen Respekt.
Die Lebensgeschichte von Beatrice Tschanz hören Sie in der Sendung «Sinerzyt» jeweils am Dienstag um 9:40 Uhr auf SRF Musikwelle.