Pfadi als Karrierschmiede
Von alt Bundesrätin Ruth Dreifuss über Komiker Beat Schlatter bis hin zum ehemaligen SBB-Chef Benedikt Weibel: Viele bekannte Gesichter aus Politik, Kultur und Wirtschaft haben eine Pfadi-Vergangenheit. Sind Pfadfinder vielleicht prädestiniert für eine erfolgreiche Berufslaufbahn oder gar einen Chefposten? Die Pfadi sei positiv konnotiert und gerade in gewissen Branchen seien die dort erlernten Fähigkeit gesucht, sagt die Headhunterin Stephanie Briner und führt aus: «Gerade bei Berufseinsteigern empfehle ich die Erwähnung der Pfadiaktivität». Denn vor allem jene, die sich in der Pfadi als Leiterin oder Leiter engagieren, lernen früh, Verantwortung zu übernehmen. Sie sammeln zudem Erfahrung in der Kommunikation mit den Eltern und entwickeln planerische Fähigkeiten sowie das entsprechende Reagieren, wenn der Plan nicht wie gewünscht aufgeht.
Pfadi als Partnerbörse und Freundschaftsbasis
Die Pfadi ist für viele Menschen Ursprung einer Liebesgeschichte oder mindestens der Startpunkt von langjährigen Freundschaften. In der Sendung «Nachtclub» sind ein paar schöne Beispiele zusammengekommen. Unter anderem erzählt die 14-jährige Ronja die Liebesgeschichte ihrer Eltern. Erstmals kennengelernt haben sie sich in einem Ausbildungslager. Die Mutter war als Teilnehmerin dabei. Anfangs mochten sie sich eigentlich nicht besonders. Erst sechs Jahre und zahlreiche Begegnungen später hat es dann gefunkt. Es folgte die Ehe und vier Kinder kamen zur Welt, die heute als «Lemur», «Chlüppli», «Ivy» und «Beatle» ebenfalls in der Pfadi aktiv sind.
Pfadi und das Umweltbewusstsein
«Wir Pfadi wollen Sorge tragen zur Natur und allem Leben», das steht im Pfadigesetz. Erklärtes Ziel ist es, aktiv zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Alle Aktivitäten sollen nachhaltig gestaltet und nicht zuletzt auch dieses Engagement gegen aussen sichtbar gemacht werden. Seit einigen Jahren setzt man bewusst auf das Konzept «Faire Lager». Dabei geht es darum, einen möglichst kleinen ökologischen Fussabdruck zu hinterlassen. Im Umwelt-Aspekt sieht Philippe Moser, Co-Präsident der Pfadibewegung Schweiz, auch einen wichtigen Grund dafür, dass die Mitgliederzahl wieder steigt: «An den Waldkindergärten und am allgemeinen Outdoor-Trend sieht man, dass in der Gesellschaft ein Interesse an Themen rund um die Natur da ist. Davon profitiert sicher auch die Pfadi».
Die Pfadi in Bildern
Pfadi als Outdoor-Training
Pfadi findet mehrheitlich draussen statt – egal bei welchem Wetter. Die Pfadis unternehmen in der Gruppe gemeinsam abenteuerliche Aktivitäten wie Geländespiele, Schnitzeljagden, Postenläufe, Lagerbauten und übernachten in Zelten. Sie kochen über dem Feuer, lernen Praktisches wie Karten lesen oder die Prinzipien der Ersten Hilfe. «Ich kann bis heute Morsen, obwohl ich das natürlich nie mache», sagt Radiomoderator Ralph Wicki mit einem Augenzwinkern.
Pfadi als Lebensschule
«Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen als ihr sie vorgefunden habt», sagte einst Lord Robert Baden-Powell, der Gründer der Pfadibewegung. Weltweit setzt sich die Pfadi für Offenheit, Toleranz und friedliches Zusammenleben ein. In der Schweiz orientieren sich die Pfadis am sogenannten Pfadigesetz, das allerdings nicht als strenges Reglement zu verstehen ist. Vielmehr soll es den Pfadfinderinnen und Pfadfindern einen Leitfaden geben, an welchem sie sich im Rahmen ihrer Entwicklung orientieren können. Das Versprechen, sich an das Pfadfindergesetz zu halten, begleitet viele Pfadfinder auch über ihre aktive Pfadizeit hinaus.
Pfadi als Organisation für alle
Ziel der Pfadi ist es, offen für alle Kinder und Jugendliche – unabhängig von sozialer oder religiöser Herkunft und körperlichen oder geistigen Fähigkeiten. Doch ist sie das auch wirklich? Fast seit Beginn gibt es mit der «Pfadi trotz Allem» (PTA) ein Pfadi-Angebot für beeinträchtigte Kinder. Doch andere Gruppen wie z.B. Kinder mit Migrationshintergrund erreicht die grösste Jugendorganisation nur schwer. Philipp Duss, verantwortlich für die Diversitätsfragen bei der Pfadibewegung Schweiz gibt zu: «Die Pfadi ist eine Organisation der gesellschaftlichen Mitte und kämpft mit den gleichen Problemen». Was er meint: sprachliche oder finanzielle Hürden, aber zum Beispiel auch den Umgang mit der queeren Community. Die Unterschiede im Umgang mit Inklusion und Diversität seien in den verschiedenen Abteilung noch sehr gross. Er betont deshalb: «Es ist wichtig, alle Pfadis weiterhin für diese Themen zu sensibilisieren».