Die SRF Medien-Workshops laufen seit September 2023. Was ist dein Fazit?
Damian Haas: Das Projekt ist sehr, sehr gut angelaufen. Die Kinder sind motiviert, wollen vor die Kamera, aktiv sein. Und die Lehrpersonen schätzen, dass wir den Workshop praktisch gestalten. Denn sind wir ehrlich: Aus der eigenen Schulzeit kann man sich vor allem an Schulreisen und Projektwochen erinnern. Der Workshop ist so ein Erlebnis, das den Kindern ein Leben lang in Erinnerung bleibt.
Wie ist er denn aufgebaut?
Während drei Tagen besuchen wir zu dritt eine fünfte oder sechste Klasse in der Schweiz und setzen mit ihnen einen Artikel und Videobeitrag für die «SRF Kids News» um. In einer Redaktionssitzung lassen wir die Kinder Ideen an die Wandtafel schreiben. Im Prozess der Themenauswahl lernen sie, nach welchen Kriterien wir arbeiten: Ist es Ende Februar zu spät, um über Fasnacht zu berichten? Wie kann man über Gamen sprechen, ohne Werbung für eine Firma zu machen? Am zweiten Tag erstellen wir das Storyboard, recherchieren, üben Moderationen und organisieren Fachpersonen. An Tag drei findet dann der Dreh des Videobeitrags statt. Und es gibt auch theoretische Inputs, zum Beispiel zum Thema Fake News.
Wo wart ihr schon überall?
Wir haben Klassen in Hünenberg (ZG), Merlischachen (SZ) und Kilchberg (ZH) besucht, waren in Städten wie Basel, Winterthur und Luzern und in den Bergen in Visp (VS) und Splügen (GR). In den kommenden Wochen besuchen wir Klassen in St.Gallen, Solothurn, Ettingen (BL), Gstaad (BE), Baden (AG) und St. Moritz (GR). Mir ist es wichtig, verschiedene Regionen und Dialekte zu berücksichtigen und die Kinder so abzuholen. Der Workshop ist eine Chance, verschiedene Lebenswelten der Schweiz abzubilden: In Splügen hat die Schulklasse einen Pistenfahrzeugfahrer begleitet, in der Stadt Basel ist ein interkultureller Brunch mit Spezialitäten aus allen 13 Nationen der Schülerinnen und Schüler entstanden. Diese Vielfalt ist in der Schule von heute Realität.
Als ausgebildeter Lehrer kennst du das Schulsystem. Kommt dir das zugute?
Ja, das ganz sicher. Ich profitiere in vielen Aspekten von meiner Ausbildung. Ich bin es mir gewohnt, einen rhythmisierten Unterricht zu gestalten und kenne den Schulkontext. Ich glaube, das hilft in der Zusammenarbeit mit Lehrpersonen. Es sind die kleinen Bewusstheiten im Alltag: Nicht jeder und jede kann in der fünften Klasse reibungslos einen Text schreiben, den Schülerinnen und Schülern muss erst einmal erklärt werden, was eine Zielgruppe ist. Im Workshop trage ich jedoch nicht die gleiche Verantwortung, das Ganze ist etwas lockerer und ohne Druck. In all den Workshops habe ich noch kein Kind erlebt, das keine Lust hatte. In meinen acht Jahren als Lehrer gab’s das natürlich schon.
Welche Fragen werden dir in den Workshops oft gestellt?
Die erste Frage ist immer: Wie gross bist du? Und die zweite Frage lautet dann, ob «SRF Kids»-Moderatorin Angela Haas meine Frau oder meine Schwester sei (lacht). Spass beiseite, eigentlich fragen die Schülerinnen und Schüler nicht viel. Spezifische Fragen stellen sie in der Umsetzung. Aber für Fragen, die sich an SRF oder unseren Job richten, kennen sie wohl die Zusammenhänge noch zu wenig.
Wie würdest du die Medienkompetenz der Kinder einschätzen? Was hat sich verändert?
Ich vergleiche die Medienkompetenz gerne mit Aufklärung: Viele Kinder haben das Gefühl, sie wissen, wie das alles funktioniert. Im Alltag nutzen sie Medien und Social Media täglich, auf spezifischen Plattformen agieren sie vielleicht besser als ich. Doch Konsequenzen und Folgen ihrer Handlungen im Internet können sie kaum abschätzen. KI stellt Jugendliche vor grosse Herausforderungen. Aus Sicht von SRF und vor allem als Lehrperson beschäftigt mich das. Wie können wir die nächste Generation auf diese schnelllebige Welt vorbereiten?
Was kann und soll SRF hier aus deiner Sicht beitragen?
SRF kann seine hohe Glaubwürdigkeit nutzen, um Eltern und Lehrpersonen ins Boot zu holen und ihnen zu zeigen: Wenn eure Kinder unsere Inhalte schauen, hören und lesen, sind sie gut recherchiert und kindgerecht. «SRF school» bietet Unterrichtsmaterial zu unterschiedlichsten Themen. Aktuell arbeiten wir an neuem Unterrichtsmaterial zum Thema Medien, denn Lehrpersonen wenden sich natürlich vor allem an uns, wenn sie dieses Thema behandeln. Die junge Zielgruppe ist sehr entscheidend für die Zukunft.