Franco Bassani ist Journalist mit Leib und Seele. Über drei Jahrzehnte in einer bewegten, sich stetig wandelnden Branche haben daran nichts geändert – im Gegenteil. «Reportare», Information «zurückzutragen», der Kern also des journalistischen Wirkens, das packt ihn heute noch genauso wie den freien Mitarbeiter des «Badener Tagblatts», der er einst war. Einer, der sich an Gemeindeversammlungen und Turnabenden die ersten Sporen abverdiente. Heute lautet Franco Bassanis Jobbezeichnung allerdings «Channel Manager», und sein bevorzugtes Medium für den Informationstransport ist der SRF Live-Chat.
Regelmässig betreut er an Montagabenden alternierend mit Kolleginnen und Kollegen von der Distribution die Live-Chats des Gesundheitsmagazins «Puls». Dabei sichtet er die Fragen des Publikums, gibt sie den Expertinnen und Experten zur Beantwortung frei und publiziert deren Antworten im Chat-Protokoll, das nach dem Ende des Chats dauerhaft verfügbar bleibt. «Ein wahrer Multitasking-Job», wie Franco Bassani sagt.
Von der Live-Sendung ins Netz
Ein Job, den der Badener nun bereits seit 14 Jahren verantwortet. In dieser Zeit hat sich das Chat-Wesen bei SRF stetig weiterentwickelt. Was ursprünglich als Kombination aus Online-Angebot und Live-Telefonie über den Sender ging, funktioniert heute rein virtuell. «Vor 14 Jahren war der Chat zunächst noch integraler und physischer Bestandteil der Live-Sendung», erinnert sich Franco Bassani an seine Anfänge beim damaligen Schweizer Fernsehen SF. Sowohl die Expertinnen und Experten als auch er seien jeweils vor Ort am Standort Leutschenbach präsent gewesen. Heute kann sich die Fachrunde von überall her, zum Beispiel aus einer Tagung am anderen Ende der Welt, zuschalten und Fragen im Chat beantworten.
Was wir hier machen, ist sinnstiftend und eine starke Antwort auf die Frage ‹wofür bezahle ich eigentlich Serafe?›
Dass der Informationsfluss dadurch indirekt und aus einer gewissen Distanz erfolgt und weniger unmittelbare menschliche Interaktion voraussetzt, stört Franco Bassani nicht. «Es sind die Gesundheitsthemen, die den Menschen helfen, und die Antworten der Expertinnen und Experten, die wirklich etwas bewegen, die mich am Ball halten.»
Auch die Zugriffszahlen auf die Chat-Protokolle zeigten, dass das Interesse rund um Gesundheitsfragen nachhaltig und nicht auf einen einzelnen Abend beschränkt sei. «Was wir hier machen, ist sinnstiftend und eine starke Antwort auf die Frage ‹wofür bezahle ich eigentlich Serafe?›. Der Informationsgehalt der Fragen und Antworten hat Bestand, sodass viele Menschen auch später noch auf die Chats zugreifen.»
Nicht nur deshalb ist es Franco Bassani ein Anliegen, die Chats stetig weiterzuentwickeln. Dies ist auch eine von vielen Aufgaben, denen er sich untertags widmet, wenn nicht gerade ein Abendeinsatz ansteht. «Derzeit prüfen wir etwa, ob das Upvoting von Antworten durch die Chat-Nutzenden Sinn machen könnte – ein interaktiver Ansatz, um die kaum sinnvoll sortierbaren Protokolle noch etwas zugänglicher zu machen.»
Eine andere Klientel
Generell sei auffallend, dass sich der Umgang in den Chats viel angenehmer gestaltet als in den Kommentarspalten von Newsartikeln oder Social-Media-Posts. «Mit diesem Angebot locken wir eine andere Klientel an, nämlich eine, die nicht an Selbstdarstellung, sondern wirklich am Thema interessiert ist.»
Dies sei für ihn die beste Motivation – gerade auch im Homeoffice. Denn mittlerweile betreut Franco Bassani die Chats abends nicht mehr aus dem Studio oder Büro. Er arbeitet von zu Hause. «So muss ich nicht mehr um Mitternacht heimpendeln, sondern kann einfach in den oberen Stock wechseln.»
Jeden zweiten Montagabend von 21 Uhr bis Mitternacht ist er jeweils am Drücker und für die «Puls»-Chats zuständig. Die Arbeit in der Nacht sei für ihn indes längst Routine. «Aber natürlich merke ich die Abendschicht, wenn ich am Dienstagmorgen für die nächste Sitzung bereit sein muss.»
Als einsam würde er seine Tätigkeit trotz Homeoffice nicht bezeichnen. Im Gegenteil: «Der Austausch mit den Expertinnen und Experten ist sehr befriedigend und spannend. Und ein Live-Chat lässt das Adrenalin sowieso in die Höhe schiessen, weil man das Konzentrationsniveau über längere Zeit hochhält und den Inhalt der Fragen im Kopf haben muss.» Nach der Arbeit gleich ins Bett zu fallen, ist durch die räumliche Nähe von Arbeitsplatz und Schlafzimmer zwar kein Problem. Aber an Schlaf sei erst mal nicht zu denken. «Da dreht innerlich noch alles und ich muss erst mal runterkommen.»