Im Nachhinein ist man immer klüger. So erging es auch Paul Loepfe. Er räumt heute ein, dass es nicht besonders vorsichtig gewesen sei, einem Altgoldhändler wertvollen Schmuck seiner Frau zu überlassen. Auch nicht gegen ein Depot von 3000 Franken. Aber: «Der Händler sagte, er könne den Wert nicht schätzen, er brauche einen Experten dafür. Was soll ich als Laie dazu sagen?»
Heute ärgert er sich darüber, dass er dem Händler vertraute. Aus der Sache ist nun ein Streitfall geworden, und das Ehepaar fühlt sich betrogen.
Flyer von Leo’s Goldstübli
Anfangs November hatte das Ehepaar beschlossen, Schmuck zu verkaufen, den Frau Loepfe nur noch selten trug. Zuvor hatten sie im Briefkasten einen Flyer von «Leo’s Goldstübli» erhalten.
Sie kontaktierten deshalb den Altgoldhändler aus der Ostschweiz. Dieser wollte den Schmuck nach einer ersten Begutachtung bei Loepfes zu Hause aber erst extern schätzen lassen und dann eine Offerte erstellen. So lautete die Abmachung gemäss Paul Loepfe. Deshalb habe man die Zahlung eines Depots über 3000 Franken für den mitgenommenen Schmuck vereinbart.
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Aus Depot wird plötzlich Kaufpreis
Eine Offerte für den Schmuck hat Paul Loepfe vom Händler jedoch nie erhalten. Auch auf mehrfache Nachfrage war der Händler für ihn nicht erreichbar. Als sie ihn schliesslich doch erreichten, behauptete dieser, das Ehepaar hätte ihm den Schmuck für die 3000 Franken «verkauft».
Viele wertvolle Stücke mitgegeben
Loepfes haben dem Händler mehrere wertvolle Halsketten und Uhren mitgegeben. Eine ältere Versicherungsliste belegt den ansehnlichen Wert verschiedener Objekte. Darunter eine Damenuhr in Weissgold zum damaligen Kaufpreis von 8800 Franken, ein Brillantanhänger für über 23’000 Franken und eine Goldkette für knapp 7000 Franken.
Schätzung liegt weit über «Kaufpreis»
«Kassensturz» liess den aktuellen Wert des Schmuckes von Jürg Jauslin schätzen. Der ausgewiesene Edelsteinexperte war während mehr als 40 Jahren verantwortlich für den Edelsteineinkauf der Zürcher Bijouterie Meister Juwelier.
Jauslin berechnete den sogenannten «Liquidationswert» von fünf Schmuckstücken anhand von Fotos und der Versicherungsliste. Geschätzter Wert: 8000 Franken. Diese Schätzung liege an der unteren Grenze und entspreche dem reinen Materialwert des Goldes und der Edelsteine. Doch auch diese sehr vorsichtige Schätzung liegt immer noch weit über dem Betrag des Depots, den der Händler nun als «Kaufpreis» geltend macht.
Quittung völlig unprofessionell
Schmuck-Experte Jürg Jauslin findet das Vorgehen des Goldhändlers unseriös. Er kritisiert auch die Quittung, diese sei unprofessionell und erschreckend dürftig. So sei nicht einmal vermerkt, um wie viel Gold es sich handle. «Dann steht hier beispielsweise ‹diverse Ringe mit Steinen›. Damit könnten ja auch Kieselsteine gemeint sein. Das ist sehr fragwürdig.»
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«Kassensturz» hat mit dem Goldkäufer in Wil SG gesprochen. Er wollte nicht vor der Kamera Stellung nehmen. Er sieht den Fall ganz anders und sagt: «Das Paar hat den Schmuck für 3000 Franken verkauft. Er ist nun bereits eingeschmolzen. Die Steine sind nichts wert gewesen.» Auf die Aufforderung von «Kassensturz», die Steine an das Ehepaar zurückzuschicken, meinte er bloss, diese seien schon im Abfall.
Paul Loepfe fühlt sich betrogen. Er fordert vom Goldhändler 25'000 Franken für den Schmuck. Doch der Händler will davon nichts wissen. Am Telefon beschied ihm dieser lediglich, der Schmuck sei bereits eingeschmolzen. Und er solle sich unterstehen, nochmals anzurufen. Paul Löpfe hat inzwischen bei der Polizei eine Anzeige erstattet.