Zu seiner Pensionierung erhielt ein Baselbieter vor zwei Jahren von seinem Arbeitgeber eine SBB-Geschenkkarte im Wert von 300 Franken. Die Idee dahinter: Er sollte seine neue Freiheit in vollen Zügen geniessen und die Schweiz erkunden. Doch aus der schönen Idee wurde ein schöner Frust.
Das Problem: Offline-Zwang
Bis jetzt konnte man die ÖV-Geschenkkarte nur am Schalter oder an SBB-Automaten einlösen. Leute in einem Dorf ohne SBB-Automat kamen nur mühsam an ihr geschenktes Guthaben. Der ÖV-Kunde aus dem Baselbiet musste jedes Mal mit dem Postauto zum nächsten Bahnhof fahren, um dort mit seiner Geschenkkarte eine Tageskarte zu kaufen. Die rund fünf Franken fürs Postautoticket zahlte er so jeweils doppelt.
Kein Verständnis am Schalter und weiterer Ärger
Am SBB-Schalter in Basel konnte man nicht weiterhelfen. Der Rat der Angestellten: Einfach irgendeine 10er-Karte kaufen. Für den Pensionierten keine Lösung: «Ich will ja nicht immer an den gleichen Ort. Ich möchte in der ganzen Schweiz herumreisen.»
Ein weiteres Problem bei der ÖV-Geschenkkarte: Mit nur noch wenig Restguthaben ist das Einlösen zusätzlich schwierig, weiss der ÖV-Kunde: «Entweder, man findet eine Fahrt, die genau dem Restbetrag entspricht. Oder man muss an einen bedienten Schalter gehen und die Karte entsprechend aufladen.»
Ich kann in der SBB-App Twint, Kreditkarten, Reka oder Apple Pay hinterlegen. Aber die eigene Geschenkkarte der SBB geht nicht.
Der Baselbieter kann nicht nachvollziehen, weshalb ausgerechnet die ÖV-Geschenkkarte in der SBB-App nicht als Zahlungsmittel hinterlegt werden kann: «Das ist völlig unlogisch»m kritisiert er im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». «In der SBB-App kann ich Twint, Kreditkarten, Reka oder Apple Pay hinterlegen. Aber die eigene Geschenkkarte der SBB geht nicht.»
SBB-Community verrät neue Lösung
Nachdem der Baselbieter seinen Frust auf der SBB-Community-Seite deponiert hatte, erhielt er den brandaktuellen Tipp, seine ältere Geschenkkarte am Schalter in eine neuere Gutscheinkarte umzuwandeln.
In der SBB-Preview-App, der Testversion der offiziellen SBB-App, könne er diese seit wenigen Tagen einlösen. Und tatsächlich: Dank dieser Tipps kann der Beschenkte sein Guthaben jetzt endlich auch via App oder Computer nutzen.
ÖV-Branche bestätigt: Problem ist seit wenigen Tagen gelöst
Tatsächlich hat die ÖV-Branche den technischen Knopf nun definitiv gelöst – oder fast. Geschenkkarten, die neuer sind als von April 2024, können seit dem 19. Februar 2025 auch in der normalen SBB-App verwendet werden, bestätigt die Branchenorganisation Alliance Swisspass.
Bei älteren Geschenkkarten hilft nur dieser Trick: Sie müssen am Schalter oder über das SBB Contact Center in eine neue Gutscheinkarte umgetauscht werden.
Hier kann man die neuen ÖV-Geschenkkarten derzeit einsetzen:
Restguthaben-Ärger bleibt bestehen
Das Restguthaben-Problem ist auch bei der neuen ÖV-Geschenkkarte ungelöst. Bei einem verbleibenden Guthaben von beispielsweise fünf Franken muss man entweder eine Fahrt für genau diesen Betrag finden – oder die Karte am Schalter zurückgeben.
Den Restbetrag in der App einlösen und den fehlenden Betrag fürs Ticket mit der Kreditkarte bezahlen, das geht nach wie vor nicht.