Worum geht es? Während der Ferien in Südfrankreich verliert das Auto eines Zürchers Kühlwasser. Das Display des Jaguars zeigt weiter an, der Motor sei überhitzt. Es handle sich um einen Motorschaden, diagnostiziert eine offizielle Jaguar-Garage in Frankreich. Der Motor müsse für umgerechnet rund 30'000 Franken ersetzt werden.
So reagiert der Zürcher: Der 86-Jährige traut der Empfehlung nicht und hofft auf seine langjährige Jaguar-Vertretung in der Schweiz. Doch auch die Emil-Frey-Garage in Sihlbrugg erstellt eine Offerte in der Höhe von 30'000 Franken.
Schliesslich empfiehlt eine Bekannte dem Zürcher eine dritte Garage, die keine Markenvertretung sei. Dieser Garagist in Nidwalden stellt einen Riss im Thermostatgehäuse fest und repariert das Leck für 600 Franken. Der Kunde ist begeistert: «Seither läuft das Auto wieder problemlos.»
Die Kritik an Emil Frey: Er störe sich am Service der Jaguar-Garage, sagt der 86-Jährige im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Es habe sich niemand bemüht, das Auto zu untersuchen und das Kühlwasser-Leck zu finden. «Ein richtiger Mechaniker würde doch sagen, ich gehe diesem Problem auf den Grund», sagt der Zürcher. Die Garage setze viel auf ihr Image, doch die Arbeit sei «schlampig» erledigt worden.
Emil Frey weist Vorwürfe zurück: Die Garage schreibt, dass es offensichtlich Kommunikationsprobleme gegeben habe. Es tue ihnen leid, dass sich der Kunde nicht verstanden gefühlt habe. Doch er werfe ihnen etwas vor, dass er explizit nicht in Auftrag gegeben habe.
Sie hätten ihm eine Messung vorgeschlagen, die anzeigt, ob es Verbrennungsgase im Kühlwasser gibt. Dies würde auf einen Motorschaden hindeuten. Diese «fachlich korrekte» Überprüfung habe der Kunde jedoch abgelehnt und – auf Basis der Diagnose in Frankreich – nur eine Offerte verlangt.
Was sagt der Kunde dazu? Der Zürcher sagt, er hätte sich bei der Offerte eine günstigere Lösung erhofft. Eine erneute Messung wie in Frankreich habe er abgelehnt, weil er dieser Diagnose misstraut habe. Dafür habe er nicht nochmals bezahlen wollen. Stattdessen habe er das Auto einem markenunabhängigen Garagisten anvertraut.
Die markenunabhängige Werkstatt: Die dritte Garage entdeckte das Kühlwasser-Leck laut eigenen Aussagen in einer Viertelstunde. Dazu sei nur eine Sichtkontrolle nötig gewesen. Seit der Reparatur verliere das Auto kein Kühlwasser mehr. Für den Nidwaldner Garagisten steht deshalb fest, dass er das Problem gelöst hat. Weitere Schäden hätten sich in den letzten Monaten bereits gezeigt.
Die Sicht der Jaguar-Vertretung: Emil Frey schreibt, der Garagist habe möglicherweise die Symptome behoben. Doch es sei bei diesem Motortypen davon auszugehen, dass er sich stark verzogen habe. Einen solchen Motorschaden habe die Messung in Frankreich bereits angezeigt. Ohne eine zweite solche Messung sei der Fall nicht abschliessend zu beurteilen.
Was sagt ein Experte? Laut Autogewerbeverband Schweiz ist eine Einschätzung schwierig. Es sei grundsätzlich sinnvoll gewesen, dass die markenunabhängige Werkstatt das Leck entdeckt und kostengünstig repariert habe.
Zur Klärung des Falles wäre jedoch eine Messung im Kühlsystem gut gewesen. So wäre jetzt klar, ob ein Motorschaden vorliege oder nicht. Fakt ist: Der Kunde ist mit seinem Jaguar seit Monaten wieder unterwegs – nach einer Reparatur für rund 600 statt 30'000 Franken.