Eine Swiss-Kundin aus Zürich muss zwei Flüge annullieren. Die Airline zahlt ihr darauf den Flugpreis zurück. Die insgesamt rund 150 Franken, die sie zusätzlich freiwillig für die CO2-Kompensation bezahlt hat, behält die Swiss. Die Kundin wundert sich, weshalb die Airline das so handhabe, sie sei ja schliesslich nicht geflogen.
Swiss: «Komplexer Prüfprozess»
Grund sei der «komplexe Prüfprozess der Ticketkonditionen», der stattfinde, wenn eine Kundin oder eine Kunde einen Flug annulliere, erklärt Swiss-Mediensprecherin Karin Montani im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso»: «Deshalb hat man entschieden, dass man nicht auch noch zusätzliche Abklärungen für eine Rückerstattung der Klimabeiträge macht.»
Anders sei es, wenn die Airline einen Flug streiche. Dann erhalten die betroffenen Fluggäste laut der Swiss-Sprecherin den vollen Preis zurück, inklusive «Klimabatzen». Bei einer Umbuchung bleibe der anfänglich bezahlte Klimabeitrag ebenfalls bei der Airline.
Hinweis platziert
Dass die Swiss – und übrigens auch Edelweiss und die anderen Airlines der Lufthansa-Gruppe – dies so handhaben, ist deklariert. Der entsprechende Hinweis ist unterhalb der Klimaschutz-Optionen aufgeführt, in die man den Aufpreis investieren kann.
Vertragsrechtsexperte Frédéric Krauskopf von der Universität Bern findet, dass das Kleingedruckte in diesem Fall «tendenziell» ausreicht. Die entsprechende Zeile sei ja mit einem Info-Zeichen für weiterführende Informationen versehen. Noch besser wäre es laut Krauskopf, wenn der Hinweis hervorgehoben wäre, zum Beispiel mit roter Schrift.
Grundsätzlich verbiete es das Recht einer Firma aber nicht, eine solche Regel aufzustellen. Wichtig sei aber, dass sie hinreichend klar und sichtbar sei. Für die Swiss ist das so in diesem Fall. Die Kundin sagt, sie habe den Hinweis beim Buchen überlesen.
Myclimate-Projekte und nachhaltiger Treibstoff
Für die Kundin ist aber ohnehin wichtiger, dass der behaltene Klimabatzen tatsächlich auch dem Klimaschutz zugutekommt. Und hier verspricht die Swiss, dem sei so.
Die Airline bietet zwei Optionen an, man kann die eine, die andere oder auch beide auswählen. Bei der einen Option fliesst der Klimabatzen in Klimaschutzprojekte der Schweizer Organisation Myclimate – in den Schutz der Wälder von Tansania, beispielsweise, in brasilianische Ökostrom- und Biogasanlagen oder in eine Moor-Renaturierung in Deutschland.
Die zweite Option: Man kauft nachhaltigen Treibstoff. «Praktisch bedeutet das, dass die gewählte Menge dann auch vertankt wird», erklärt die Swiss-Mediensprecherin: «Nicht gerade auf dem eigenen Flug, aber innerhalb der folgenden sechs Monate.»
In Sachen nachhaltiger Flugtreibstoff tut sich ja einiges. Das geht vom recycleten, alten Pommes-Frites-Öl über Elektro- und Wasserstoffantrieb bis zu Kerosin aus Sonnenenergie.
Der Wille zum Kompensieren ist gestiegen
Das gibt zu denken: Bis im letzten Jahr, 2022, hat laut Swiss nur gerade ein Prozent aller Fluggäste einen Klimabatzen bezahlt. Das habe sich aber geändert, seit die CO2-Kompensation in den Buchungsprozess integriert wurde. Mittlerweile zahlt immerhin jeder und jede Zehnte den Aufpreis.