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«Wir stellen fest, dass der Markt ziemlich undurchsichtig ist»
Aus Espresso vom 23.07.2024. Bild: Imago / Geisser
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Grosser Preisunterschied Kundin findet Migros-Preise für Hörgerät-Batterien «unverschämt»

Der Detailhändler verkauft Batterien massiv teurer als die Konkurrenz. Fachleute kritisieren den undurchsichtigen Markt.

«Ich finde den Preisunterschied unverschämt», sagt eine Hörerin des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso». Bei der Migros kostet eine Packung mit 16 Hörgerät-Batterien fast 25 Franken – pro Stück über 1.50 Franken. In der Landi finden Kundinnen und Kunden ähnliche Batterien für 40 Rappen pro Stück, im Fachgeschäft kosten sie 50 Rappen.

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Die Basler Seniorin kauft selbst zwar die günstigsten Batterien. «Doch viele ältere Menschen können die Angebote in verschiedenen Läden nicht vergleichen», sagt die Hörerin. Nicht alle seien so mobil wie sie.

Welche Rolle spielt der Gewinn?

Zieht die Migros ihre ältere Kundschaft mit teuren Batterien über den Tisch? Solche Vorwürfe weist der Detailhändler zurück. Verschiedene Faktoren wie die Bestellmenge oder die Produktionskosten würden den Preis beeinflussen. Die Ausgaben für Rohstoffe und Lieferungen seien seit der Corona-Pandemie stark gestiegen. Weiter hält die Migros fest, dass ihre Batterien von höchster Qualität seien.

Wie lange halten Batterien für Hörgeräte?

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Die Laufzeit hängt einerseits davon ab, wie stark der Hörverlust ist. Die gleiche Batterie hält bei einem leichten Hörverlust deutlich länger als bei einem hochgradigen.

Auch die Hörumgebung beeinflusst den Stromverbrauch: Dieser ist in einer ruhigen Atmosphäre kleiner als in einer lauten Umgebung. Das Streamen via Smartphone, TV oder Computer braucht zusätzlichen Strom.

Dies betont jedoch auch die Landi, die günstigere Batterien verkauft. Diese könnten sehr gut mit anderen Produkten mithalten. Ähnlich tönt es beim Fachgeschäft Schaffner Hörberatung. Für 50 Rappen pro Stück bietet es Batterien eines renommierten Herstellers an. Die grosse Preisdifferenz ist laut Geschäftsführer Matthias Schaffner nicht mit Qualitätsunterschieden zu erklären. «Vielmehr spielt mit, wie viel Gewinn ein Anbieter machen möchte», sagt Schaffner.

Betroffene sollen Preise vergleichen

Der Verein Pro Audito Schweiz, die Anlaufstelle für Menschen mit Schwerhörigkeit, kritisiert die massiven Preisunterschiede. «Wir stellen fest, dass der Markt ziemlich undurchsichtig ist», sagt die Co-Geschäftsleiterin Heike Zimmermann. Sie empfiehlt den Kundinnen und Kunden einen Vergleich.

Sie sollen verschiedene Batterien zu unterschiedlichen Preisen einkaufen und ihre Erfahrungen aufschreiben. «Am besten notiert man in diesem Testprotokoll auch, wie man die Batterien nutzt.» Sind Hörgeräte beispielsweise häufig mit dem Fernseher verbunden, brauchen sie mehr Strom.

Nebst herkömmlichen Hörgeräten gibt es heutzutage auch solche mit einem Akku. Bei einem solchen Gerät müssen sich Betroffene nicht um Batterien kümmern. Dies kann ein Vorteil sein: «Ein Batteriewechsel braucht unter Umständen viel feinmotorisches Geschick», sagt Heike Zimmermann.

Der Nachteil der Akku-Hörgeräte: Die Auswahl an Modellen ist beschränkt. Ausserdem kosten sie anfänglich mehr. Langfristig gesehen können sie sich aber finanziell lohnen. Pro Audito Schweiz rät Betroffenen, sich professionell beraten lassen.

«Wofür sich jemand entscheidet, hängt von persönlichen Vorlieben ab», sagt Heike Zimmermann. Wichtig sei jedoch, sich überhaupt um ein Hörgerät zu kümmern. «Damit können Betroffene wieder am sozialen Leben teilhaben. Ein Hörgerät gibt wahnsinnig viel Lebensqualität zurück.»

Espresso, 23.7.2024, 8:10 Uhr

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