Was ist das Problem? In Wagenhausen im Kanton Thurgau ärgert sich ein Gartenbesitzer: Er wohnt direkt am vier Meter hohen Bahndamm der SBB. Und dort wuchern und blühen tonnenweise amerikanische Goldruten – gemäss Einschätzung des Bundes ein invasiver Neophyt, der bekämpft werden soll. Bis anhin hat die SBB einmal im Jahr gemäht, um wenigstens das Versamen der Goldruten einzudämmen. Dieses Jahr passiert gar nichts – um Kosten zu sparen.
Was ärgert am Verhalten der SBB? Dass da nicht mit gleichen Ellen gemessen wird, stösst den Gartenbesitzer vor den Kopf: «Der Bund lanciert Kampagnen, dass wir private Neophyten ausreissen sollen. Und die SBB als Bundesbetrieb lässt sie wachsen.» Rund 3200 Kilometer Schienen betreibt die SBB in der Schweiz. Wenn invasive Pflanzen dort nicht mehr bekämpft werden, kommt es zu Problemen. Im Juli klagten Bauern in den Medien, dass Direktzahlungen gekürzt werden, wenn ihre Felder wegen der SBB mit Neophyten verseucht sind.
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Bild 1 von 2. Anwohner ärgern sich über die Untätigkeit der SBB. Die Bundesbahnen schauen dem Wildwuchs der invasiven Neophyten tatenlos zu. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 2. An dieser Bahnstrecke im Kanton Thurgau wuchern und blühen tonnenweise amerikanische Goldruten. Bildquelle: SRF.
Wie reagiert die Gemeinde Wagenhausen? Gemeinderat Markus Nyffeler intervenierte im Juli höchstpersönlich bei der SBB, doch auch er blitzte ab. Dass sich die SBB trotz breiter Kritik nicht bewegt, irritiert ihn. Seine Gemeinde werde vom Kanton aktiv dazu aufgefordert, invasive Pflanzen zu bekämpfen: «Uns fehlt das Verständnis, dass sich die SBB einfach aus der Verantwortung stehlen kann», so Markus Nyffeler. Er erwarte, dass die SBB ihre Anlagen jährlich pflege, damit die Gemeinde nicht mit Folgekosten kämpfen müsse.
Das sagt der Kanton Thurgau zu den Goldruten: Das Amt für Umwelt des Kantons Thurgau schreibt auf der Webseite: Amerikanische Goldruten müsse man entweder ausreissen oder mindestens zweimal im Jahr mähen – und zwar konsequent, über mehrere Jahre, ansonsten werde kein Erfolg erzielt. Die Bahndämme selbst mähen darf und will die Gemeinde nicht. Erstens wegen der strengen Sicherheitsvorschriften der SBB, zweitens wegen der Kosten.
Das sagt die SBB zur Kritik: Man könne das Unverständnis nachvollziehen, sagt ein Sprecher. Die SBB bekämpfen invasive Arten, wenn sie gesundheitsschädigend seien oder die Sicherheit oder Zuverlässigkeit des Bahnbetriebs beeinflussen würden. Für alles andere fehle dieses Jahr das Budget. Der Grund: Der Unterhalt von Schienen, Brücken, Signale und Fahrleitungen sei dieses Jahr teurer. Deshalb wurde das Budget bei der Grünpflege um zehn Prozent gekürzt, das entspricht rund vier Millionen Franken.
Werden Bahndämme nächstes Jahr wieder gemäht? Das ist noch unklar. Die SBB befinden sich im Moment in Verhandlungen mit dem Bund für die Mittel der nächsten vier Jahre. Diese Frage könne man erst nach den Verhandlungen beantworten, sagt ein Sprecher.