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Kritik an Auktionsplattform Ricardo verärgert Kundschaft mit neuer Zahlungsart

Der neue Service sorgt laut Ricardo für maximale Sicherheit. Viele Kunden sehen darin aber reine Abzockerei.

Darum geht es: Mit Moneyguard hat die Auktionsplattform Ricardo Anfang 2024 eine neue Zahlungsart eingeführt. Damit überweist der Käufer sein Geld nicht direkt an den Verkäufer, sondern es kommt zuerst auf ein Sperrkonto. Erst wenn der Käufer die Ware erhalten und geprüft hat, wird das Geld an den Verkäufer überwiesen. Ricardo wird also zur Treuhänderin. Für Moneyguard arbeitet das Unternehmen mit dem niederländischen Zahlungsdienstleister Adyen zusammen. 

So funktioniert Ricardo Moneyguard

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Entscheidet sich ein Käufer für ein Angebot auf Ricardo, so bezahlt er den Kaufpreis entweder mit Twint oder per Kreditkarte. Ricardo bestätigt dem Verkäufer die Zahlung, überweist das Geld aber noch nicht an ihn, sondern es kommt auf ein Sperrkonto. Der Verkäufer verschickt nun den Artikel. Sobald der Käufer den Erhalt bestätigt und das Produkt seinen Erwartungen entspricht, erhält der Verkäufer sein Geld.

Und was ist, wenn der Käufer nicht zufrieden ist? Falls der Käufer das Produkt beanstandet, hat er zwei Wochen Zeit, mit dem Verkäufer «eine einvernehmliche Lösung» zu finden, wie es in den AGB von Ricardo heisst. Können sich die beiden nicht einigen, entscheidet Ricardo, ob der Verkäufer den Kaufpreis ausbezahlt bekommt oder ob das Geld an den Käufer zurückgeht. Ricardo verspricht, dies nach «objektiven Kriterien zu beurteilen».

Was ändert sich jetzt? Bis anhin war Moneyguard freiwillig. Nun macht Ricardo diese Zahlungsart für Verkäufe zur Pflicht. Der Käufer kann allerdings immer noch auf Moneyguard verzichten. Dann findet der Verkauf ohne diese Zahlungsart statt.

Ricardo kassiert Gebühren: Moneyguard ist kostenpflichtig. Die Käufer bezahlen laut Angaben von Ricardo «durchschnittlich 2 bis 5.5 Prozent des Verkaufspreises». Der Mindestbetrag betrage 50 Rappen. Diese Gebühren würden beim Kaufpreis transparent ausgewiesen und direkt zum Verkaufspreis addiert.

Deshalb ärgern sich die Leute: Gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» ärgern sich mehrere Ricardo-Nutzerinnen und -Nutzer über die Verpflichtung zu Moneyguard: «Das ist reine Abzockerei», sagt ein langjähriger Kunde. Es gehe Ricardo doch einzig darum, nach den Verkäufern jetzt auch noch von den Käufern Gebühren zu verlangen. Auch auf der Bewertungsplattform Trustpilot finden sich zahlreiche kritische Kommentare: «Bitte stoppt Moneyguard!», heisst es dort etwa. Es sei «dreist, für so einen unnützen Dienst zusätzliche Gebühren zu verlangen».

Was sagt Ricardo zum Vorwurf der Abzockerei? Ricardo gehört zur Swiss Marketplace Group. Diese verweist in einer Stellungnahme darauf, dass sich aktuell 70 Prozent der Käufer für Moneyguard entscheiden würden: «Dieser hohe Anteil spricht aus unserer Sicht für das zusätzliche Bedürfnis nach einer maximalen Sicherheit beim Kaufen.» Die Käuferinnen und Käufer seien offenbar bereit, für den Extra-Schutz auch eine Gebühr zu bezahlen. Den Vorwurf der Abzockerei «können wir nicht nachvollziehen», so Ricardo.

Nur Verkäufe bis 1500 Franken abgesichert: Ein weiterer Punkt stösst bei der Ricardo-Kundschaft auf Unverständnis: Der Schutz durch Moneyguard ist nur bei Angeboten bis 1500 Franken möglich. Teurere Angebote, bei denen «maximale Sicherheit» noch wichtiger wäre, können also nicht abgesichert werden. Ricardo sagt dazu auf Anfrage, dass man eine erweiterte Deckung bis 5000 Franken in Erwägung ziehe, um künftig auch teurere Artikel abzusichern.

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Misstrauen gegenüber niederländischem Zahlungsdienstleister: Dass Ricardo bei Moneyguard mit dem niederländischen Zahlungsdienstleister Adyen zusammenarbeitet, bereitet einigen Ricardo-Nutzerinnen und -Nutzern Sorge: «Wer weiss, was für Daten von mir dann in Holland landen. Ich will das nicht.» Ricardo sagt dazu, dass bei der Weitergabe von Nutzerdaten an Adyen «der Datenschutz durch umfassende Sicherheitsmassnahmen» gewährleistet sei.

Espresso, 9.12.24, 8:10 Uhr

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