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Neue Zahlungsmethode verärgert Ricardo stellt sich Kritik an Moneyguard

Nach einem SRF-Beitrag über Moneyguard haben Ricardo-Nutzende weitere Kritik an dieser Zahlungsmethode geäussert.

Mit Moneyguard hat Ricardo eine Zahlungsmethode eingeführt, die viele Kundinnen und Kunden der Aktionsplattform vor den Kopf stösst. Insbesondere Verkäufer sind irritiert, denn für Angebote bis 1500 Franken ist Moneyguard grösstenteils Pflicht. Nur Käufer können entscheiden, ob ein Verkauf dann tatsächlich über diese kostenpflichtige Methode abgewickelt wird.

In einem Beitrag des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» war von Abzockerei die Rede und es gab Bedenken in Bezug auf den Datenschutz, da Ricardo bei Moneyguard mit einem ausländischen Zahlungsdienstleister zusammenarbeitet. Nach dem Beitrag haben sich Dutzende Ricardo-Nutzende bei SRF gemeldet, mit weiterer Kritik. Wir haben Ricardo, beziehungsweise die Swiss Marketplace Group, zu der Ricardo gehört, mit den Vorwürfen konfrontiert.

Verkäufer sehen sich unter Generalverdacht

Mehrere Ricardo-Nutzende halten fest, dass Ricardo mit Moneyguard das eigene Bewertungssystem für bankrott erkläre. Sämtliche Verkäufer – auch jene mit hunderten guten Bewertungen – würden unter Generalverdacht gestellt.

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Ricardo sagt, dank Moneyguard könne die häufigste Betrugsart auf Ricardo (Käufer zahlt, erhält die Ware nicht) auf ein Minimum reduziert werden. Das Bewertungssystem spiele weiterhin eine wichtige Rolle in Bezug auf die Seriosität der Verkäufer. Es gehe nicht darum, «sämtliche Verkäufer unter Generalverdacht zu stellen». Der Grundgedanke sei, «dass potenzielle Betrüger Moneyguard nicht wählen würden, wenn die Nutzung optional wäre».

Moneyguard als einseitiger Käuferschutz?

Zahlreiche Ricardo-Nutzende sind der Meinung, bei Moneyguard handle es sich um einen einseitigen Käuferschutz. Mehrere stellen die Frage, wie Ricardo die Verkäufer vor unseriösen Käufern schütze. Das Unternehmen sagt dazu, dass Käufer unbegründet reklamierten, komme auch bei Transaktionen vor, die nicht über Moneyguard abgesichert seien. Ricardo verspricht: «Verkäufer haben die Garantie, entweder das Geld oder den verkauften Artikel zurückzuerhalten.»

Streicht Zahlungsdienstleister Adyen die Zinsen ein?

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Bei Moneyguard arbeitet Ricardo mit dem niederländischen Zahlungsdienstleister Adyen zusammen. Das wirft bei den Nutzerinnen und Nutzern Fragen auf: «Wurde überhaupt nach einem Schweizer Partner gesucht?», möchte ein Kunde wissen. Dazu schreibt Ricardo, Adyen sei ein internationaler, regulierter Zahlungsdienstleister «mit hoher Expertise». Schweizer Anbieter von vergleichbaren Lösungen hätten die Anforderungen von Ricardo nicht innerhalb einer akzeptablen Frist erfüllen können.

Eine weitere Frage, die mehrere Ricardo-Nutzerinnen und -Nutzer im Zusammenhang mit Adyen stellen: Was ist eigentlich mit Zinsen, die anfallen, wenn das ihnen zustehende Geld – es dürfte sich insgesamt um hohe Beträge handeln – über mehrere Tage auf einem Konto von Adyen zurückbehalten wird? Ricardo gibt an, keine Zinsgewinne zu machen und verweist an Adyen. Dort gibt es auf die Frage, an wen allfällige Zinsgewinne gehen, keine konkrete Antwort. Ein Sprecher richtet aus: «Die Gelder verbleiben aufgrund der Bearbeitungszeiten für eine kurze Zeit auf unseren Konten, in der niedrige Zinssätze gelten können.» Man konzentriere sich nicht darauf, die Zinssätze für die von Adyen verwalteten Gelder zu optimieren. Das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» findet dazu: Transparenz geht anders.

Ein weiterer Punkt, der unter Verkäufern zu reden gibt: Mit der Bezahlmethode Moneyguard sei es nicht möglich, bei Verkäufen Abholung vor Ort und Barzahlung zu verlangen. Laut Ricardo haben Verkäufer jedoch weiterhin die Möglichkeit, ein Angebot mit Abholung, Begutachtung vor Ort und Barzahlung abzuwickeln. In diesem Fall aber ohne Moneyguard.

Kein Sammelversand mehr möglich

Ricardo-Nutzende kritisieren, dass es mit Moneyguard nicht mehr möglich sei, bei mehreren Bestellungen beim gleichen Verkäufer nur ein Paket zu machen. Jede Bestellung müsse separat verschickt und somit auch mehrfach Porto bezahlt werden. Ricardo bestätigt das und gibt technische Gründe an. «Wir arbeiten auf Hochtouren an einer diesbezüglichen raschen Lösung, die sowohl für Käufer als auch für Verkäufer zufriedenstellend ist.»

Schliesslich äussern mehrere Verkäufer gegenüber SRF den Vorwurf, seit der Einführung von Moneyguard müssten sie teilweise sehr lange auf ihr Geld warten – die Rede ist von bis zu vier Wochen. Ricardo sagt dazu, es sei möglich, dass es in der Anfangsphase zu längeren Wartezeiten gekommen sei. Durchschnittlich dauere es ab dem Kaufdatum sieben bis zehn Tage, bis das Geld an den Verkäufer überwiesen werde. Und: «Wir ermöglichen demnächst eine beschleunigte Auszahlung an Verkäufer, die bestimmte Sicherheitskriterien erfüllen.»

Espresso, 20.12.24, 8:10 Uhr

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