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Der Veranstalter nimmt die Tickets nicht zurück
Aus Espresso vom 05.07.2024. Bild: IMAGO / Gonzales Photo
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Rückerstattung von Tickets Konzert verschoben: Bekomme ich mein Geld zurück?

Wer am Ersatztermin verhindert ist, muss auf kulante Veranstalter hoffen. Rechtsexperten kritisieren diese Praxis.

Worum geht es? Wegen Unwetterwarnungen verschiebt ein Basler Openair Ende Juni seine Konzerte: Auch die Hauptband Patent Ochsner spielt erst am Folgetag. Mehrere «Espresso»-Hörerinnen und Hörer können diese Entscheidung aus Sicherheitsgründen zwar nachvollziehen. Doch sie sind am Verschiebedatum verhindert. Daher fordern sie ihr Geld zurück: für Lounge Tickets haben sie insgesamt 1200 Franken bezahlt.

Wie reagieren die Organisatoren? Der Veranstalter des Events, Act Entertainment, nimmt die Tickets nicht zurück. Wegen der Verschiebung hätten sie selbst hohe Zusatzkosten. Act Entertainment verweist auf das Kleingedruckte: In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen AGB heisst es, dass sie Veranstaltungen verschieben können. Dies bezieht sich auf den Ort und das Datum. Die Tickets würden also nicht zurückerstattet.

Wie verbindlich sind AGB? Laut Rechtsexperten wie Vito Roberto sind solche Klauseln nicht zulässig. «Überraschende Bestimmungen gelten nicht», sagt der Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität St. Gallen. «Und die Bestimmung, dass eine Veranstaltung örtlich und zeitlich verschoben werden kann, ist überraschend.»

Was sagen Konsumentenschützer? Die Stiftung für Konsumentenschutz kennt ähnliche Streitfälle aus der Pandemiezeit. Damals wurden besonders viele Veranstaltungen verschoben. Laut Geschäftsleiterin Sara Stalder können Konsumentinnen und Konsumenten ihr Geld zurückverlangen. Mit einem Ticket würden sie sich die Leistung eines Künstlers zu einem gewissen Preis an einem festgelegten Datum kaufen. «Ändert sich daran etwas, wird der Vertrag nicht richtig erfüllt», sagt Stalder. Konsumentinnen sollten deshalb auf eine Rückerstattung pochen, wenn das Ersatzdatum nicht passt.  

Patent Ochsner-Sänger Büne Huber singt am SnowpenAir 2022
Legende: Patent Ochsner ist Hauptband am diesjährigen «Summerstage Basel»-Openair. Imago /Gonzales Photo /Archiv

Welche Hürden gibt es? Trotz Forderungen von Konsumentenschützerinnen und Rechtsexperten – letztlich sind Ticketbesitzer auf die Kulanz der Veranstalterinnen angewiesen. Würde sich ein Gericht mit einem Streitfall befassen, gäbe es eine verbindliche Leitlinie. Doch wer verklagt schon einen Veranstalter, der auf seinen Klauseln beharrt? Finanziell würde sich dies für ein Ticket kaum lohnen. Die Veranstalter sitzen am längeren Hebel.

Wie steht es um die Kulanz? Dies hängt von den jeweiligen Organisatoren ab. Gemein haben viele, dass sie Absagen und Verschiebungen in den AGBs regeln. Festivals schreiben dort häufig, dass es bei einer Absage wegen Unwetter kein Geld retour gibt. Das Schaffhauser Festival «Stars in Town» sagt aber beispielsweise, sich in solchen Situationen um kulante Lösungen zu bemühen.

Welche Lösung gibt es im Basler Streitfall? Die «Espresso»-Hörerinnen und -hörer einigen sich mit den Veranstaltern des «Summerstage Basel» auf einen Kompromiss. Sie können ihre Tickets auf das nächste Jahr umbuchen. 100 Prozent zufrieden seien sie damit zwar nicht. «Doch es ist besser als wertlose Tickets», sagt ein Hörer. «Dies wäre bitter gewesen.»

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Espresso, 5.7.2024, 08:10 Uhr

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