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Schutz vor Krankheit Krankenkasse zahlt Grippeimpfung in Apotheke nicht

Für Impfungen in Apotheken und in Arztpraxen gibt es unterschiedlich lange Spiesse. Das Parlament könnte dies ändern.

Darum geht es: Wer sich in einer Apotheke impfen lässt, bleibt oft auf den Kosten sitzen. Dies muss eine 69-Jährige nach einer Grippe- und Covid-Impfung feststellen. Beide Impfungen empfiehlt der Bund für ihre Altersklasse. Die Apotheke ermutigt sie, die Quittungen bei der Krankenkasse einzureichen. Doch die Grundversicherung der Helsana übernimmt die fast 180 Franken nicht.

Was sagt die Helsana? Sie verweist aufs Krankenversicherungsgesetz: Dort sei streng geregelt, was die Grundversicherung bezahlen dürfe. Bei empfohlenen Impfungen in Apotheken übernehme sie den Impfstoff – jedoch nur mit einem Arztrezept. «Ohne diese Verordnung dürfen wir die Kosten nicht aus der Grundversicherung vergüten», sagt Mediensprecher Nico Nabholz. Diese Regelung gelte für alle Krankenkassen.

Die Krankenkasse hat recht: Die Praxis der Helsana entspricht der Rechtsauffassung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Das Absurde: Selbst mit einem Rezept übernehmen die Krankenkassen nur einen Teil der Kosten. Den eigentlichen Impf-Akt müssen die Kundinnen und Kunden immer selbst bezahlen. Anders läuft es bei Impfungen in Arztpraxen. Dort übernimmt die Grundversicherung die ganze Leistung – also den Impf-Akt und den Impfstoff. Die Patientin zahlt nur den Selbstbehalt und die Franchise.

Neue Regelung in Sicht: In Zukunft könnte es gleich lange Spiesse für Apotheken und Arztpraxen geben. Das Parlament befasst sich mit einer Gesetzesänderung. Kommt die Vorlage durch, müssten die Grundversicherungen Impfungen in Apotheken zukünftig übernehmen. «Sowohl der Impfstoff als auch der Impf-Akt sollen bezahlt werden», sagt Gabriela Giacometti, BAG-Mediensprecherin. Dies stärke die wichtige Rolle der Apotheken beim Impfen.

Nur empfohlene Impfungen gedeckt

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Auch in Zukunft würden die Krankenkassen nur für empfohlene Impfungen aufkommen. Dazu gehört beispielsweise die Grippeimpfung für Personen über 65 Jahren.

Kommt die Vorlage durch? Laut BAG stehen die Chancen gut. Das Parlament berät voraussichtlich im Frühjahr über die Vorlage. Diese will die Kostenexplosion im Gesundheitswesen dämpfen und sieht zahlreiche Massnahmen dafür vor. Wann diese umgesetzt würden, ist offen: Wegen der komplexen Anpassungen ist eine Einschätzung laut BAG schwierig.

Freude bei den Apotheken: Der Schweizerische Apothekerverband Pharmasuisse kämpft schon lange gegen die Ungleichbehandlung. «Eine Änderung wäre vor allem für die Bevölkerung eine Erleichterung», sagt Kommunikationsleiterin Stéphanie Logassi Kury. Die aktuelle Regelung führe dazu, dass sich die Leute eher in einer Arztpraxis impfen lassen. In Zeiten von Ärztemangel seien Impfungen in Apotheken jedoch von grosser Bedeutung.

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Tipp für Impfwillige: Wer sich heute in einer Apotheke impfen lassen will, sollte zuvor seine Krankenkasse kontaktieren. Gewisse Zusatzversicherungen übernehmen die Kosten ohne Arztrezept. Dies bestätigen angefragte Krankenkassen wie die Helsana, die CSS, die Groupe Mutuel oder die Concordia. Je nach Modell kann sich eine Anfrage lohnen.

Espresso, 30.1.25, 8:10 Uhr

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