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Enorme Preisunterschiede bei Ifolor-Kalender
Aus Espresso vom 20.09.2024. Bild: Keystone/Gaetan Bally
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Schweiz-Zuschlag So verteidigt Ifolor seine hohen Schweizer Preise

Der Preisunterschied ist enorm. Dabei werden alle Fotobücher und Kalender hier produziert – zu Schweizer Kosten.

Die Fotokalender und -bücher des Schweizer Herstellers Ifolor kosten in Schweden nur halb so viel. Das stellt ein Mann aus dem Aargau fest, der lange in Schweden gelebt hat. Als Beispiel nimmt er den Panorama-Wandkalender. In Schweden kostet er rund 25 Franken, in der Schweiz knapp 60.

Ein Ifolor-Kalender, der die Nordlichter zeigt
Legende: Dieser Kalender kostet in Schweden weniger als die Hälfte als in der Schweiz. SRF

Von Ifolor Schweden erfährt der Mann Erstaunliches: Die Produkte für Schweden werden ebenfalls in der Ifolor-Fabrik in Kreuzlingen TG hergestellt. Von dort werden sie nach Schweden transportiert. Die Herstellungskosten sind also dieselben. Somit gibt es eigentlich keinen Grund für höhere Schweizer Preise.

Standardbegründung von Ifolor

Auf Anfrage des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» liefert Ifolor zunächst die übliche Begründung für die höheren Schweizer Preise: «Höhere Betriebskosten und strengere gesetzliche Vorschriften.» Dieses Argument sticht wegen der identischen Produktionskosten für beide Länder aber nicht. «Espresso» hakt nach.

Nun sind es höhere Rabatte und Löhne in der Schweiz

Ifolor reagiert mit neuen Argumenten. Erstens, dass es in der Schweiz häufig 30 Prozent Rabatt auf das gesamte Sortiment gebe. Wegen der komplizierteren Vorschriften in der EU gebe Ifolor gesamthaft 30 Prozent in Schweden nur am «Black Friday» – ansonsten meist kleinere Rabatte auf wenige, ausgewählte Produkte.

«Espresso» ist an Ihrer Meinung interessiert

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Spannend ist das zweite Argument von Ifolor: Der Durchschnittslohn in Schweden sei in etwa halb so hoch. Das bedeute, «dass ein Panoramakalender die Kundschaft in Schweden in etwa gleich viel Lohnanteil kostet wie die Kundschaft in der Schweiz».  

Anders gesagt: In der Schweiz haben wir mehr Geld und deshalb auch höhere Preise. Der klassische Schweiz-Zuschlag also. Damit konfrontiert «Espresso» den CEO von Ifolor.

Der Ifolor-CEO nimmt Stellung zum Schweiz-Zuschlag

Hannes Schwarz, CEO von Ifolor, sagt im Interview: «Wir haben Verständnis für diesen Preisvergleich.» Die unterschiedlichen Löhne und Lebenshaltungskosten seien für die Preisgestaltung aber wichtig. Damit Ifolor die Preise in der Schweiz attraktiv halten könne, benötige die Firma zusätzliches Volumen. Dieser zusätzliche Absatz werde im Ausland akquiriert. «Das wiederum funktioniert nur, wenn wir im jeweiligen Land unsere Produkte zu konkurrenzfähigen Preisen anbieten.»

Sie können günstiger produzieren und somit sehr hohe Margen erzielen bei uns in der Schweiz.
Autor: Hannes Schwarz CEO von Ifolor

Zu höheren Preisen würde Ifolor seine Kalender und Fotobücher in Schweden nicht los, sagt CEO Hannes Schwarz. Um die Produktion und die Arbeitsplätze in Kreuzlingen halten zu können, müsse Ifolor sich in anderen Ländern behaupten können.

Wäre sonst die Produktion in der Schweiz also nicht mehr möglich? «Das ist so», sagt Schwarz. «Durch das zusätzliche Volumen können wir die Stückkosten reduzieren.»

Ifolor will Schweizer Preise überprüfen

Die ausländischen Konkurrenten haben gemäss dem Ifolor-Chef eine andere Ausgangslage: «Sie können günstiger produzieren und somit sehr hohe Margen erzielen bei uns in der Schweiz.» Bei Ifolor mit den höheren Schweizer Produktionskosten sei es umgekehrt. «Wir müssen im Ausland zu tieferen Preisen anbieten und haben somit auch geringere Margen.»

Trotz dieser Erklärungen bleibt es für viele Konsumentinnen und Konsumenten vermutlich ein unfairer Schweiz-Zuschlag. Sie bezahlen bei Ifolor deutlich mehr als die Kundschaft in anderen Ländern. «Ich kann das durchaus nachvollziehen. Und wir nehmen es definitiv zum Anlass, um unsere Preise in der Schweiz zu überprüfen», sagt der Ifolor-CEO.

Espresso, 20.9.2024, 8:10 Uhr

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