Es geht um die Pfingstegg oberhalb von Grindelwald BE auf rund 1400 Metern über Meer. Ausflugsziel mit Restaurant, Rodelbahn und einer «Fly-Line», bei der man im Gurtsitz durch den Wald schwebt. Erreichbar ist die Pfingstegg unter anderem zu Fuss oder bequem mit der Seilbahn. Aber auf keinen Fall mit dem Auto.
Trotzdem fahren bei schönem Wetter mehr als zehn Fahrzeuge pro Tag den Hang Richtung Pfingstegg hinauf. Auf einem schmalen, holprigen und zunehmend steilen Strässchen. Der Sulzweg ist ein reiner Zubringerweg für Anwohnerinnen, Lieferanten oder die Post. Nur: Das beliebte Navi von Google Maps zeigt eine Route an. Sie führt aber nicht zum Gipfel, sondern endet auf halber Höhe. «Es gibt dort keine Parkplätze», sagt Urs Guggisberg im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».
Gefährliche Situationen
Der 28-Jährige ist im Gemeinderat für die Sicherheit zuständig. Dieser Navi-Fail ist ihm schon lange ein Dorn im Auge. Auf dem Strässchen, das auch als Wanderweg ausgeschildert ist, gibt es kaum Ausweichstellen. Wenden ist praktisch unmöglich. «Vor allem bei Gegenverkehr wird es gefährlich.» Zum Glück sei es bislang noch zu keinem Unfall gekommen, aber der Abschleppwagen habe auch schon ausrücken müssen.
Und wenn Ausweichmanöver und Rückwärtsfahren nötig sind, ist dies meist eine Aufgabe für die Einheimischen, da die meisten Touristen damit überfordert sind.
Dass dort so viele falsch fahren, ist umso erstaunlicher, als für das Strässchen ein Fahrverbot gilt. Und zusätzlich weist eine Tafel in diversen Sprachen darauf hin, dass das Navi falschliegt. Doch manche Autolenker vertrauen der digitalen Hilfe vorbehaltlos, statt auf die Strasse zu schauen.
Erfolglos bei Google interveniert
Ausbaden muss es die Gemeinde. Es gebe immer wieder Rückmeldungen von Anwohnenden, welche sich erkundigen, warum nichts gegen das Problem unternommen werde. Dabei habe man mehrfach bei Google interveniert – unter anderem über deren Melde-Tool für Nutzer sowie über jenes für Behörden. Doch Google reagiert nicht.
Dabei wäre die Lösung laut Guggisberg einfach: «Wer zur Pfingstegg will, muss zur Talstation der Seilbahn geführt werden.» Gleichzeitig sollen die Adressen der Wohnhäuser an jener Strasse weiterhin auffindbar sein.
Bei Grindelwald First – ein anderer Aussichtspunkt im Berner Oberländer Touristen-Hotspot – gab es ähnliche Probleme. Bis 2022 führte Google Maps auch dort Autos und Campingbusse auf steile Strässchen und Wege, statt zur Talstation der Gondelbahn. Als sich «Espresso» bei Google meldet, wird der Fehler dort korrigiert. Sowie auch andere Navigations-Fehler in verschiedenen Regionen der Schweiz.
Endlich doch noch eine Korrektur
Und siehe da, als sich «Espresso» erneut meldet, korrigiert Google auch die Route zur Pfingstegg. Warum es bis dato trotz mehrfacher Intervention der Gemeinde jahrelang nicht geklappt hat, diese Frage lässt Google unbeantwortet.
«Die Historie zu einzelnen Meldungen lässt sich nur mit sehr viel Aufwand recherchieren», begründet die Medienstelle. In einer ersten Anpassung ergänzt Google die falsche Route mit einer Anmerkung, die auf gesperrte oder private Strassen hinweist. Generell wolle Google Maps «die besten Routeninformationen bereitstellen», heisst es.