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Alterskapital Pensionskassen: grosse Unterschiede bei der Verzinsung

Der Zins ist mitentscheidend, wie hoch das PK-Alterskapital ausfällt. Die Unterschiede sind je nach Kasse massiv.

«Ich weiss, dass ich eine Pensionskasse habe und dass ich sie irgendwann beziehe.» Über die Höhe der Verzinsung wissen viele Versicherte aber wenig. Klar ist, dass es jeden Monat Lohnabzüge gibt und dass der Arbeitgeber ebenfalls seinen Teil einzahlt. Doch wie daraus eine Rente entsteht, ist nicht so klar, ebenso, dass dabei die jährliche Verzinsung durch die Pensionskasse wichtig ist.

«Kassensturz» ist an Ihrer Meinung interessiert

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Zinseszins hat Hebelwirkung

Arbeitnehmende zahlen während ihrer beruflichen Tätigkeit über Jahrzehnte in ihre Pensionskasse ein. Simon Tellenbach vom VZ Vermögenszentrum erklärt: «Eine auf längere Zeit höhere Verzinsung hat am Ende einen massiven Einfluss auf das Guthaben, da spielt der sogenannte Zinseszinseffekt rein.»

Ein Beispiel: Bei einem Lohn von rund 100'000 Franken und einer Verzinsung von drei statt einem Prozent ergeben sich bei der Pensionierung 300'000 Franken mehr Alterskapital.

2024 war für viele Pensionskassen ein sehr gutes Anlagejahr. Eine UBS-Studie zur Performance bei 100 Vorsorgeinstitutionen zeigt: Im Durchschnitt haben diese eine Rendite von 7.7 Prozent erzielt.

Anlageperformance von Pensionskassen
Legende: SRF

Von diesen Renditen wird nicht alles an die Versicherten weitergegeben. Jede Pensionskasse entscheidet selbst, wie viel sie als Zins gutschreibt – vorausgesetzt, der gesetzliche Mindestzins (aktuell 1,25 Prozent) ist eingehalten.

Grosse Unterschiede bei den Zinsen

Eine Stichprobe von «Kassensturz» bei grossen Vorsorgeinstitutionen zeigt massive Unterschiede auf. Am meisten zahlte die Pensionskasse der Swiss Re mit zwölf  Prozent, gefolgt von UBS mit neun Prozent.

Jährliche Gutschrift 2024 durch Verzinsung
Legende: SRF

Anders sieht es bei der Pensionskasse Publica aus, dem Vorsorgewerk des Bundes. Sie zahlt gerade mal 1.5 Prozent.

Stellungnahme Pensionskasse des Bundes, Publica

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Die Pensionskasse des Bundes, Publica, schreibt Kassensturz:

«PUBLICA hat nach zwei Jahren in Unterdeckung den Sprung aus einer möglichen Sanierungssituation geschafft und mit einem Deckungsgrad von 104.6 Prozent per 31.12.2024 abgeschlossen. Der Zielwert der Wertschwankungsreserve von PUBLICA ist 17 Prozent. Darum hat PUBLICA erst ab einem Deckungsgrad von 117 Prozent die Möglichkeit eine höhere Verzinsung zu leisten.

(…)

Wie Sie wissen, verfolgt PUBLICA als öffentlich-rechtliche Pensionskasse eine risikoärmere Anlagestrategie, die auf langfristige Sicherheit und Stabilität ausgerichtet ist. Der aktuelle Deckungsgrad spielt hier eine wesentliche Rolle, da er unsere Fähigkeit bestimmt, Verzinsungen in einem stabilen Rahmen anzubieten. Wenn der Deckungsgrad unterhalb des Zielwertes liegt, werden Entscheidungen in Bezug auf die Verzinsung von den Aufsichtsorganen mit Bedacht getroffen.

(...)

Abschliessend möchten wir darauf hinweisen, dass die Verzinsung von den zuständigen paritätischen Organen unserer 12 Vorsorgewerke unter Berücksichtigung aller relevanten Faktoren beschlossen wird, wobei stets das finanzielle Gleichgewicht und die langfristige Stabilität des Vorsorgewerks im Vordergrund stehen.»

Auch bei den Gemeinschafts- und Sammelstiftungen gibt es deutliche Unterschiede: Profond verzinste mit acht Prozent, Gastrosocial und PKG mit je fünf  Prozent. Am unteren Ende der Skala liegen Servisa mit drei und Tellco PK Pro mit 2.25 Prozent.

Stellungnahme Tellco PK Pro

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Die Tellco PK Pro schreibt Kassensturz:

«Die Vorsorgelösung Tellco pk PRO ist bewusst auf Stabilität, Werterhalt und Risikominimierung ausgerichtet – ein Konzept, das sich insbesondere in anspruchsvollen Marktphasen wie aktuell bewährt.

(...)

Diese geringere Volatilität schützt nicht nur das angesparte Vorsorgevermögen der Versicherten, sondern wirkt sich auch stabilisierend auf den Deckungsgrad aus – ein entscheidender Vorteil in der strategischen Planung von Arbeitgebern. Dass die Performance in wirtschaftlich starken Jahren unter dem Marktdurchschnitt liegen kann, ist Ausdruck eines bewussten, langfristigen Anlageansatzes mit reduziertem Aktienanteil. Unser dynamisches Asset Management verfolgt das Ziel, kalkulierbar und mit begrenztem Risiko Werte aufzubauen – nicht, kurzfristige Renditespitzen zu erzielen.»

Alle Angaben in der Stichprobe beziehen sich auf den obligatorischen Teil der beruflichen Vorsorge. Nicht darin enthalten sind sogenannte Vollversicherungslösungen.

Auch langfristig gibt es grosse Unterschiede bei der Verzinsung, sie sind allerdings kleiner als beim Vergleich allein für das Jahr 2024. Im Fünfjahresdurchschnitt zahlt die UBS laut der «Kassensturz»-Erhebung 7.5 Prozent, die Publica jedoch nur 1.23 Prozent.

Bei den Sammelstiftungen liegt Profond wiederum vorne mit 4.49 Prozent – Tellco PK Pro mit 1.45 Prozent am hinteren Ende.

Rendite und Zinsen – ein komplexes Zusammenspiel

Heisst eine hohe Rendite nicht automatisch auch höhere Zinsen? Nicht unbedingt, sagt Pensionskassenexperte Roger Baumann: «Bei einer hohen Rendite verzinsen die meisten Pensionskassen auch höher, sofern sie Reserven haben. Sie möchten nicht bei der nächsten Börsenkrise sanieren müssen.»

Er betont: Auch wenn Pensionskassen eine schlechte Performance gehabt hätten, müssten sie Zins zahlen. «Deshalb brauchen sie Reserven.»

Eliane Albisser vom gewerkschaftsnahen PK-Netz beurteilt das kritischer: «Die Erträge gehören den Versicherten. Es ist nicht in ihrem Interesse, wenn die Pensionskassen grosse Reserven horten.»

Nur anhand des Zinses lasse sich nicht ableiten, wie gut eine Pensionskasse sei, betont Pensionskassenexpertin Eliane Albisser: «Der Zins ist ein Element der beruflichen Vorsorge – neben den Beiträgen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern.»

Espresso, 8.4.2025, 8:10 Uhr; sten

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