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Duftmarketing So werden Konsumenten an der Nase herumgeführt

Düfte können uns beim Einkaufen und anderen Konsumentscheiden manipulieren.

Jasmin-Duft statt Abgase. Das Duftmarketing funktioniert sogar im Parkhaus. Seit es im Lausanner Parkhaus «Riponne» dezent nach Maiglöckchen und Jasmin duftet, sind die Besucherzahlen gestiegen. Im ganzen Parkhaus verbreiten 15 Parfum-Zerstäuber den hauseigenen Duft. Ob die grössere Nachfrage einzig am neuen Duft liegt, können der Parkhausbetreiber nicht sagen. Aber das Parfum fällt der Kundschaft auf: «Hier riecht es nach Leder, wie in einem neuen Auto», erklärt eine Autofahrerin.

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Auch die Baumarktkette «Bauhaus» beduftete ihre Filialen mit einer Parfummischung, welche nach Zitrusfrüchten und Karamell riecht. Bei «Bauhaus» ist man überzeugt, an einem wohlriechenden Ort fühlt sich die Kundschaft wohler und komme gerne wieder. Sergio Dos Santos, Geschäftsführer der «Bauhaus» Filiale im freiburgischen Matran, erklärt das Ziel des Duftmarketings: «Man soll vor allem Lust haben, bei uns einzukaufen.»

Kantonschemiker empfehlen Deklaration

Raumdüfte müssen gemäss dem Chemikaliengesetz sicher sein. Der Basler Kantonschemiker Yves Parrat schätzt das Gesundheitsrisiko in parfümierten Verkaufslokalen als eher klein ein. Die Detailhandelsflächen seien in der Regel gross und die Kundschaft würde sich ja nur kurz exponieren.

Läden, die Duftmarketing einsetzen, sollten dies allerdings deklarieren, schlägt Yves Parrat vor. Es gehe um die Information und den Schutz sensibler Kundinnen und Mitarbeitenden.

Gerüche wirken oft stärker als Hör- oder Sehimpulse

Sylvain Delplanque ist Forscher an der Universität Genf und spezialisiert auf olfaktorische Neurowissenschaften. Er beschäftigt sich seit Jahren mit Gerüchen. Seine Nase ist sich einiges gewohnt, zum Beispiel Isovaleriansäure: «Sie riecht nach sehr altem Skischuh und Käse. Ein schöner Geruch – gerade weil er so unangenehm ist.»

Sylvain Delplanque und sein Team erforschen, wie Düfte im Hirn wirken: «Die Gehirnstrukturen, die sich mit dem Geruchssinn befassen, sind die gleichen wie die des Gedächtnisses und der Emotionen. Wegen des Geruchs haben wir nicht mehr Erinnerungen, aber emotional stärkere.»

Für den Neurologen ist klar: Düfte beeinflussen unser Konsumverhalten zum Teil stärker als Hör- oder Sehimpulse. «Alleine wegen des Geruchs verfallen wir allerdings nicht in einen unkontrollierten Kaufrausch», relativiert Sylvain Delplanque. Aber bei angenehmen Düften bleibt die Kundschaft tendenziell länger im Laden und kauft potenziell mehr ein.

Erfunden fürs Casino

Das sogenannte olfaktorische Marketing begann vor über 50 Jahren mit der Verbreitung von Parfum in den Casinos von Las Vegas. Das Ziel: die Spielenden dazu zu bringen, länger zu bleiben und folglich mehr Geld zu verspielen. Neuere Studien in Frankreich und den USA zeigen, dass die Verbreitung eines angenehmen Duftes die Kaufbereitschaft der Kundschaft erhöhen kann.

Kassensturz, 28.1.25, 21:10 Uhr

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