Die Kosten für das Heizen mit Öl und Erdgas sind deutlich gestiegen. Andreas Meyer, Geschäftsführer vom Gebäudeenergieausweis der Kantone GEAK, beurteilt die energetischen Sanierungsmöglichkeiten und schätzt die Kosten ab. Laut ihm sei eine Sanierung mit relativ geringen Investitionssummen umsetzbar. Abhängig vom Budget könnten schrittweise die Fenster ersetzt, das Dach saniert und die Kellerdecke gedämmt werden. Meyer kennt diverse Fälle, bei denen eine Sanierung die Miete vielleicht ein bisschen erhöhen würde, aber die Nebenkosten markant senken könnte.
Heizkosten gegenüber Sanierungskosten
Michael Töngi vom Mieterinnen- und Mieterverband schätzt, dass in einem günstigen Fall die Heizkosteneinsparung gleich gross sei wie der Mietzinsaufschlag. Es könne aber auch sein, dass durch die Sanierung 50 bis 100 Franken mehr Mietzins im Monat bezahlt werden müsse. Bei grösseren Gebäuden und Bauten aus den 50er- und 60er-Jahren schätzt er die Chancen als relativ hoch ein, dass am Schluss nicht mehr gezahlt werden muss.
Töngi kritisiert aber: «Wir haben heute das Problem, dass vielfach Sanierungen für Luxussanierungen missbraucht werden. Man kündigt den Leuten und vermietet wieder auf einem viel, viel höheren Niveau.»
«Kassensturz» macht den Direktvergleich
Bern: Zwei identische, aneinanderliegende Mehrfamilienhäuser wurden 1939 gebaut. Beim einen Wohngebäude wurden aber Fassade, Dach und Kellerdecke saniert. Die Fenster nicht. Die Kosten für das Heizen mit Gas belaufen sich im energetisch sanierten Mehrfamilienhaus in der Heizperiode 2021/2022 auf 5218 Franken. Im Mehrfamilienhaus, das nicht energetisch saniert wurde, belaufen sich die Kosten in derselben Periode auf 12‘155 Franken. Also rund 7000 Franken mehr.
Wärmepumpe statt fossiler Heizung
Igor Bosshard von der Ostschweizer Fachhochschule OST empfiehlt, die Gebäudesanierung mit einem Heizungsersatz zu kombinieren. Der Vorteil beim Wechsel von einer fossilen Heizung zu einer Wärmepumpe ist, dass um die 80 Prozent CO₂-Emissionen eingespart werden können. Wenn jedoch zu wenig in die Gebäudehülle investiert wird, dann braucht die Wärmepumpe mehr Strom. Wenn nun alle so vorgingen, steige schweizweit der Strombedarf, wodurch das Problem einer möglichen Winterstromlücke verschärft würde.
CO₂-Emissionen und Energieverbrauch reduzieren
Laut Igor Bosshard müssten gesamtschweizerisch bei 1,2 Millionen von 1,8 Millionen Wohngebäuden die Fassade saniert oder auch die Heizung ersetzt werden, um die CO₂-Emissionen und den Energieverbrauch deutlich zu senken. 20 bis 30 Prozent an Strom, fossilen Heizungsträgern oder auch Holz könnte eingespart werden. Jedoch sei das Sanierungstempo zu langsam, um die international vereinbarten Klimaziele bis 2050 zu erreichen. Die Sanierungsquote müsse mindestens von 1 auf 2 Prozent verdoppelt werden, um ab 2050 jährlich insgesamt zwei Milliarden Franken an Heizenergie einsparen zu können.