Eine schwarze Jeansjacke, ein Rucksack und eine kleine gelbe Tasche: Alle werden mit einem Tracker ausgestattet, der ihren Retourweg aufzeichnet. Die Produkte kaufte ABE-Journalistin Linda Bourget beim Online-Modegeschäft Shein ein und schickt sie nun retour.
Das ist die Reise der Produkte: Am Anfang werden sie alle in ein Lager in Bern geschickt, dort werden sie kontrolliert. Das Geld wird am Tag nach der Rücksendung rückerstattet. Danach reisen die Retouren durch europäische Häfen: Rotterdam, Hamburg, Brügge und Valencia - und weiter nach Singapur. Von Singapur nach Hongkong, in eine Basis von Shein. Dort werden die Artikel mehrere Tage lang auf dem Hafenareal herumgeschoben, bevor sie sich auf den Weg zu neuen Besitzern machen.
Australien, Südamerika, USA
- Die Jeansjacke reist per Flugzeug, von Hongkong nach Alaska. Von dort aus fliegt sie nach Mexiko City ... Und dann gehts auf dem Landweg in ein Wohngebiet im Landesinneren. Im Februar, drei Monate nach Beginn der Reise, kommt die Jacke an.
- Der Rucksack fliegt von Hongkong nach Sydney und endet in einem Vorort der australischen Metropole.
- Die gelbe Tasche fliegt von Hongkong nach Taiwan, weiter nach Los Angeles und von Kalifornien schliesslich nach Lancaster in Pennsylvania, wo auch sie in einem Wohngebiet landet.
Allein diese drei Objekte haben insgesamt fast 100'000 Kilometer zurückgelegt.
Der neue Besitzer: 6000 km weit entfernt
Aber wurden diese Gegenstände tatsächlich an andere Kunden von Shein weiterverkauft? Um dies herauszufinden, macht sich die USA-Korrespondentin von RTS, Aviva Fried, auf die Suche nach der gelben Tasche. Richtung Reading, einer kleinen Stadt in Pennsylvania. In einem Wohnhaus stösst sie auf die gelbe Tasche, über 6000 Kilometer von Genf entfernt.
Sechsmal mehr CO₂ für den Transport als für die Produktion
Das Fazit dieser Recherche aus ökologischer Sicht ist ernüchternd: Nach diesem Transport um die Welt hat die Tasche ungefähr 6 Kilogramm CO₂ verbraucht – für die Produktion war es ungefähr 1 Kilogramm CO₂.
Gerne hätte «Kassensturz» die Sicht von Shein erfahren. Shein hat es vorgezogen, trotz mehrmaligem Nachfragen weder auf Fragen von «À Bon Entendeur» noch auf die Anfrage und die einzelnen Fragen des «Kassensturz» zu reagieren.