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Günstig-Produkte werden teurer
Aus Kassensturz vom 06.06.2023.
abspielen. Laufzeit 8 Minuten 54 Sekunden.

Inflation in der Schweiz Günstig-Produkte werden teurer

Lebensmittelpreise sind um 5.4 Prozent gestiegen. Einzelne Produkte wie Spagetti kosten sogar bis zu 27 Prozent mehr.

Wer an der Kasse von einem Grossverteiler steht, merkt es sofort: Lebensmittel sind teurer geworden. Seit letztem April sind Nahrungsmittel gemäss dem Warenkorb im Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) um 5.4 Prozent gestiegen, mehr als die Teuerung von 2.6 Prozent.

Balkendiagramm
Legende: Im April betrug die allgemeine Teuerung 2,6 Prozent. Deutlich höher ist der Wert für Nahrungsmittel. Landesindex für Konsumentenpreise / SRF

Warenkorb mit 53 Günstig-Produkten

Das Westschweizer Konsumentenmagazin «Bon à Savoir» hat im letzten Mai damit begonnen, monatlich die Preise zu erheben. Im Fokus sind Nahrungsmittel aus dem Tiefpreissegment. Die Redaktion hat einen eigenen Warenkorb zusammengestellt. Er enthält 53 Artikel des täglichen Bedarfs, jeweils die günstigsten verfügbaren Artikel, wie Getreideprodukte, Obst, Gemüse, Fleisch oder Haushaltsartikel.

Grafik Preissteigerungen Coop, Migros, Lidl, Aldi
Legende: Den grössten prozentualen Preisanstieg innerhalb der letzten zwölf Monate verzeichnen bei beiden Discounter Aldi mit 9,8 Prozent und Lidl mit einem Zuwachs von 7,7 Prozent. SRF

Bei der Migros mit 3.2 Prozent und Coop 1.7 Prozent fiel der Preisanstieg geringer aus. Die Preissteigerungen von Aldi und Lidl liegen über dem Schnitt vom LIK von 5.4 Prozent.

Warenkorb-Preise Lidl, Aldi, Migros, Coop
Legende: Coop hat im April 2023 den teuersten Warenkorb. SRF

Preise für Teigwaren stark gestiegen

Die Preise für Teigwaren sind bei den Grossverteilern stark gestiegen, bis zu 27 Prozent.

Tristan Cerf, Migros-Pressesprecher, erklärt, dass es 2022 massive Preiserhöhungen bei Rohstoffen, Verpackung und Energie gab. Doch es habe einige Zeit gedauert, bis das auf die Produktpreise durchgeschlagen habe. Aldi und Lidl argumentieren ähnlich. Coop betont Kostensteigerungen von 250 Millionen Franken selber getragen zu haben.

Pikant: Gemäss Recherchen des Westschweizer Fernsehens sind bei Günstig-Linien die Preise von gewissen Produkten massiv gestiegen, viel stärker als bei Markenprodukten.

Grafik Preissteigerung gehackte Tomaten
Legende: Beispiel: Gehackte Tomaten in der Dose. Bon à Savoir

Diese Erhöhungen treffen jene Kundschaft, die aufs Geld schauen muss. Der Migros Presse-Sprecher erklärt: «Wenn bei einem Produkt, das einen Franken kostet, der Preis um zehn Rappen angehoben wird, bedeutet das eine Erhöhung von zehn Prozent.» Bei einem Produkt für zwei Franken mache das nur fünf Prozent aus.

Eierverpackungen
Legende: M-Budget-Eier kosten heute 37 Prozent mehr als vor einem Jahr. Eier aus der Schweizer IP-Produktion – sind gleich teuer, den Preis für Bio-Eier erhöhte die Migros um 5.5 Prozent. Bon à Savoir

Pierre-Yves Muller, Chefredaktor von «Bon à Savoir», hält wenig von den Beteuerungen der Detailhändler, sie hätten Mehrkosten selber getragen. Er sagt, das sei nicht überprüfbar. Und er vermutet, dass Detailhändler die aktuelle Situation ausnützten, um die Margen zu erhöhen. Die Margen in der Schweiz gehören zu den höchsten in Europa.

Alle vier Grossverteiler weisen den Vorwurf zurück, sie würden von der Krise profitieren und die Margen erhöhen. Doch die Auswertung zeigt weitere Beispiele, bei denen die Preise für Günstig-Produkte überdurchschnittlich teurer geworden sind.

Stellungnahme der Detailhändler

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Coop schreibt auf Anfrage: «Wir weisen die Vorwürfe zurück, die aktuelle Situation auszunutzen, um die Margen zu erhöhen. Als Genossenschaft setzen wir uns auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten für faire und marktgerechte Preise gegenüber unseren Kund:innen ein. 2022 hat Coop Mehrkosten im Umfang von 250 Millionen Franken selber getragen und nicht an ihre Kund:innen weitergegeben. Der hart umkämpfte Detailhandelsmarkt in der Schweiz sowie der Einkaufstourismus lassen eine solche Praxis gar nicht zu. Die Verkaufspreise sind abhängig von den Beschaffungspreisen. Preisforderungen von liefernden Unternehmen prüfen wir sehr genau und geben diese nur weiter, wenn es absolut unvermeidbar ist. Wir setzen uns für faire und marktgerechte Preise gegenüber unseren Kund:innen ein.»

Auch Lidl weist diesen Vorwurf zurück: «Auch wir haben uns bis vor Kurzem mit steigenden Rohstoffpreisen, steigenden Energiepreisen und der Inflation konfrontiert gesehen, weshalb es punktuell zu Preisanpassungen bei einzelnen Produkten kam. Wo immer möglich, vermeiden wir aber Preiserhöhungen und tragen die Kosten selbst. Bei zahlreichen Produkten konnten wir die Preise sogar senken. Konkret konnte bei rund 146 Artikeln (unser Sortiment umfasst 2000 Produkte) der Preis gesenkt werden seit Jahresbeginn.»

Aldi teilt mit: «Als Fazit möchten wir festhalten: Besonders in Zeiten der Krise sind wir für unsere Kundinnen und Kunden da. Wir verzichten bewusst auf Marge und investieren in beste Verkaufspreise am Markt, ohne dabei die Qualität zu verändern. Von einem Ausnutzen der aktuellen Situation kann also nicht die Rede sein.»

Migros sagt: «Die Migros hat nicht von der Krise profitiert und gesagt: Wir erhöhen die Margen und können so mehr Geld verdienen. Das ist nicht der Fall: Im Jahr 2022 konnte Migros den Umsatz gegenüber dem Vorjahr steigern, der Gewinn ist aber gesunken. Eine grosse Anzahl von Kostensteigerungen haben wir auf unsere Gewinnspanne genommen.»

Preise für Günstig-Butter über dem LIK-Wert

Butter: Gemäss dem Warenkorb im LIK ist der Preis um 8.2 Prozent gestiegen. Die beiden Discounter Aldi und Lidl haben die Preise für ihre Eigenmarken stärker erhöht, noch etwas mehr schlagen Migros und Coop drauf.

Margen und Methoden zur Berechnung der Verkaufspreise seien streng gehütete Geheimnisse der Detailhändler, kritisiert der Chefredaktor von «Bon à Savoir»: «Wenn wir sie anfragen, erhalten wir nie eine Antwort».

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Kassensturz, 06.06.23, 21:05 Uhr

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