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Gewisse Medikamente werden immer wie knapper
Aus Kassensturz vom 06.02.2024.
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Medikamenten-Verschwendung 4800 Tonnen Medikamente landen jährlich im Abfall

Schweizweit wurden 2022 Medikamente im Wert von geschätzten vier Milliarden vernichtet. Es ginge auch mit weniger.

Hildegard Borath leidet seit Jahren leidet an chronischen Rückenschmerzen. Ihr Arzt verschreibt ihr deshalb eine 20er-Packung Cortison. Frau Borath benötigt jedoch nur 12 Tabletten. In der Apotheke dann der Schock: Sie erhält eine 100er-Packung. Sie muss 88 Tabletten wegwerfen. Auch mit anderen Medikamenten macht sie ähnliche Erfahrungen.

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Hildegard Borath, Rentnerin: «Das treibt die Krankenkassenprämien in die Höhe»
Aus Kassensturz vom 06.02.2024.
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Betroffene melden «Kassensturz» immer wieder ähnliche Fälle von viel zu grossen Medikamentenpackungen. Anders verläuft es für den Pensionär Peter Sutter. In Vorbereitung auf eine Darmspiegelung muss er zwei Tabletten eines Abführmittels nehmen.

Die Apothekerin reicht ihm statt der 30er-Packung die benötigten zwei Tabletten gratis auf die Hand. Um keine Medikamente zu verschwenden, hat die Apotheke eine interne Regelung zur Einzelabgabe. Erlaubt ist das aber nicht.

Keine Ausweitung der Teilabgabe geplant

Die Medikamentenverschwendung ist seit über 15 Jahren im Parlament ein Thema. Doch warum wurde die sogenannte Teilabgabe erst mit der aktuellen Medikamentenknappheit eingeführt?

Teilabgabe von Medikamenten

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Es gibt keine bundesrechtliche Norm, die eine Einzelabgabe von Arzneimittel erlaubt. Die Teilabgabe von Medikamenten ist laut Heilmittelgesetz aber auch nicht explizit verboten.

Grundsätzlich müssen Medikamente aber in ihrer Originalpackung abgegeben werden. Die Personen-Sicherheit und Hygiene-Bedenken würden gegen eine Teilabgabe sprechen, sagt das BAG.

Letztes Jahr wurde die Teilabgabe befristet für neun Wirkstoffe erlaubt. Der Grund: Die Medikamentenknappheit. Das BAG begleitet die Abgabe von Antibiotika mit einer Studie. Ob die Teilabgabe ausgeweitet wird, ist aber unklar.

Das Bundesamt für Gesundheit BAG hat vor drei Jahren eine Feldstudie zur Einzelabgabe durchgeführt. Die Resultate zur Studie erscheinen voraussichtlich Ende Jahr.  Eine Ausweitung auf andere Medikamente wird laut BAG erst nach der Auswertung der Studie genauer geprüft, sagt Simon Gottwalt, Projektleiter Antibiotika-Resistenzen beim BAG.

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Simon Gottwalt, BAG: «Man wird sehen, ob die Erkenntnisse auch für andere Medikamente anwendbar sind.»
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Pflegefachpersonal nutzt Grauzone aus

Alters- und Pflegeheimen müssen besonders viele Medikamente wegwerfen. Die Bewohnerinnen und Bewohner nehmen grosse Mengen Medikamente ein. Muss ein Präparat ausgewechselt werden oder stirbt ein Bewohner, dürfen Restposten nicht für andere Patienten verwendet werden.

Für das Pflegepersonal unverständlich. Unter Wahrung der Anonymität bestätigen mehrere Pflegefachfrauen gegenüber «Kassensturz», dass angebrochene Packungen trotzdem für andere Patienten verwendet würden.

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Dorothée Schubnell, Pflegefachfrau: «Es gibt Heime, die schicken die überschüssigen Medikamente in die Ukraine.»
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Lösungen wären da, doch niemand packt an

Die Teilabgabe wäre auch für Heime eine Lösung. Packungen werden dabei unter den Bewohnerinnen und Bewohnern aufgeteilt. Abgerechnet wird über Pauschalen pro Bewohner. Solche Projekte liefen tatsächlich lange in verschiedenen Kantonen.

Das Freiburger Modell

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Das Pauschalmodell aus dem Kanton Freiburg galt als das Fortschrittlichste. Dank dem Freiburger-Modell hätte der Kanton über 3 Mio. Franken jährlich einsparen können.

Eine Standesinitiative fordert jetzt, dass das Freiburger-Modell schweizweit eingeführt werden kann. In der Frühlingsession berät der Ständerat erneut über die Vorlage.

Beteiligt waren die Alters- und Pflegeheime, der Krankenkassenverband Santésuisse und der Apothekerverband. Die Projekte wurden jedoch gestoppt. Die Schuld dafür schieben sich die Beteiligten gegenseitig zu und argumentieren mit ungenügender Gesetzesgrundlage und den Kosten.

Eine zweite Möglichkeit, um die Medikamentenverschwendung in den Heimen zu senken, ist das sogenannte Blistern. Dabei werden Tabletten aus den Originalpackungen neu und für jeden Patienten portioniert und verpackt.

Doch: Die Krankenkassen zahlen diese Leistung nicht. Viele Alters- und Pflegeheime verzichten deshalb auf das Blistern.

Fazit: Es gäbe Möglichkeiten, den Abfallberg zu reduzieren. Doch niemand packt das Problem richtig an.

Espresso, 6.02.24, 08:10 Uhr

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