Die «Coopzeitung» wirbt mit dem Slogan: «Jetzt ist Beerenzeit.» Die Migros verkauft Blaubeeren für einen Franken und ein halbes Kilo Erdbeeren für 2.40 Franken. Beiden Aktionen gemeinsam: Ausser saisonale Beeren aus Spanien sollen Konsumentinnen und Konsumenten auch der Preis schmackhaft gemacht werden.
Die Migros rechtfertigt sich damit, dass sie bewusst bis Ende Februar auf Erdbeeren-Aktionen verzichte und die Kundschaft wünsche rund ums Jahr eine «gesunde und ausgewogene» Ernährung. Coop will sich nach den Bedürfnissen der Kundschaft richten und biete «daher auch Beeren ausserhalb der Schweizer Saison an».
WWF rät zum Verzicht
Doch sollen Konsumentinnen und Konsumenten im Winter und Frühling Beeren aus Südspanien kaufen? Nein, sagt die Umweltorganisation WWF. «Aus der Region kommen viel zu viele Erdbeeren, 20 Prozent sind illegal angebaut. Die Gesamtnachfrage muss sinken. Deshalb kann man Konsumenten nur raten, dass sie warten, bis die Erdbeeren auch hier in der Schweiz Saison haben», erklärt Sylvia Meyer, Programm-Managerin für nachhaltige Märkte.
Der Hintergrund: Die Beeren stammen aus der Region Huelva in Andalusien, die schon länger unter Dürre leidet. Riesige Plantagen bedecken dort 9000 Hektaren Land – und trocknen das angrenzende Feuchtgebiet des Nationalparks «Coto Doñana» aus.
Ein wichtiges Naturschutzgebiet für Zugvögel auf ihrem Weg nach Süden und Unesco-Weltkulturerbe. Die Doñana stehe vor dem Kollaps, warnen Umweltverbände.
Problem der illegalen Wasserentnahme
Umweltschützer Juan Romero kämpft vor Ort gegen den Wasserraub von illegalen Erdbeerfarmen. Solche Plantagen unter Plastik gibt es überall im Gebiet rund um die Doñana. Seit vielen Jahren: «Das Traurige daran ist, dass die Umweltbehörden das sehen und billigen. Für einen Hektar Erdbeeranbau kann man etwa 14'000 bis 15'000 Euro bekommen. Es geht also um eine Menge Geld beim Erdbeeranbau.»
Juan Romero zeigt, wie Beeren-Produzenten der Doñana das Wasser abgraben. Neben einem Becken ein Rohr und ein Container. Darin, sagt er, eine Pumpe. Und damit zapfen sie unterirdische Wasserläufe an: «Es können in dem Gebiet durchaus 1000 Teiche oder Brunnen sein.»
Inzwischen steht die spanische Regierung wegen des illegalen Erdbeeranbaus unter Druck. Das Austrocknen des Nationalparks hat die EU auf den Plan gerufen. Die droht mit empfindlichen Geldstrafen.
Schweizer Grossverteiler: nur Zusammenarbeit mit legalen Produzenten
Die Schweizer Grossverteiler betonen, nur mit legalen Produzenten zusammenzuarbeiten, die verantwortungsvoll mit Wasser umgehen und unterstützen entsprechende Standards. Sie hätten einen Brief unterschrieben, um die regionale Regierung zum Schutz der Doñana aufzurufen.
Der WWF Schweiz ist unterdessen aus einem lokalen Projekt mit der Migros ausgestiegen, das zum Ziel hatte, bessere Anbaustandards in der Region zu erreichen. «Wir brauchen nicht einzelne Projekte von einzelnen Händlern, wir brauchen eine Allianz von allen Händlern über die Schweiz hinaus, da muss ganz Europa zusammenkommen und sagen, der Anbau muss jetzt nachhaltig werden», erklärt Sylvia Meyer den Schritt.