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Überzuckerte Lebensmittel So werden wir beim Einkaufen ausgetrickst

Für die Gesundheit ist das problematisch: «Zucker ist für den ganzen Körper, für alle Organe schädlich», warnt Bettina Wölnerhanssen. Die Ärztin forscht seit Jahren zu den Folgen des Zuckerkonsums. Übergewicht und Diabetes nehmen in der Schweiz massiv zu. «Diese Erkrankungen sind ein kritisches Problem für die öffentliche Gesundheit, und der Zuckerkonsum ist dabei ein wichtiger Faktor», erklärt die Forscherin.

Am meisten Zucker nehmen wir in Süssigkeiten und Getränken zu uns. Doch Zucker versteckt sich auch in Produkten, die einen gesunden Eindruck machen. Wie gut sind Sie darin, Zuckerfallen zu erkennen?

Das sagen die Hersteller der süssen Produkte

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Alnatura schreibt zur Beerenschnitte:

«Wir haben das Alnatura Produkt mit ähnlichen Artikeln verglichen. Der Zuckergehalt der Alnatura Beeren-Fruchtschnitte liegt in einem für diese Produktkategorie typischen Bereich. Etwas mehr als die Hälfte des Zuckers in der Alnatura Beeren-Fruchtschnitte stammt aus den Fruchtzutaten. Die Zutaten Rohrohrzucker, Honig und Invertzuckersirup sorgen für einen ausgewogenen Geschmack indem sie die Fruchtsäure ausgleichen, und für eine gute Konsistenz. Auch trägt Zucker zur Stabilität und Haltbarkeit solcher Produkte bei.»

Coop schreibt zum Jamadu Fruit & Herbal Tea:

«Dieses Produkt enthält Zutaten, die natürlicherweise Zucker enthalten. Es wird kein zusätzlicher Zucker hinzugefügt. Im Rahmen der Erklärung von Mailand arbeiten wir auch bei Produkten, die sich an Kinder richten, kontinuierlich an einer schrittweisen Zuckerreduktion. Eine angepasste Rezeptur mit tieferem Zuckergehalt ist für das angesprochene Produkt derzeit in Umsetzung.»

Migros schreibt zu den Bio Dinkelpops, deren Zuckergehalt sei bereits schrittweise reduziert worden. Das Produkt habe 2015 einen Zuckergehalt von 40 Gramm pro 100 Gramm gehabt, heute seien es nur noch 32 Gramm. «Aktuell sind wir in der Rezepturüberprüfung und werden den Zuckergehalt der Migros Bio Dinkelpops weiter deutlich reduzieren. (...) Wir arbeiten stetig daran, den Zuckergehalt in unseren Produkten zu reduzieren, ohne dabei die Qualität und den Geschmack zu beeinträchtigen, was teilweise eine Herausforderung darstellt, da dies auch Auswirkungen auf die Textur und den Geschmack haben kann, die von unseren Kundinnen und Kunden geschätzt werden.»

Aldi Suisse schreibt zum Milfina Erdbeerjoghurt:

«Die Rezeptur des Fruchtjoghurts «Milfina Joghurt Erdbeere» befindet sich derzeit in einer Umstellungsphase. Die neue, zuckerreduzierte Rezeptur wird bald in allen ALDI-Filialen erhältlich sein. Übrigens: Wir bieten bereits zwei Joghurtsorten «ohne Zuckerzusatz» an.»

Hohe Zuckergehalte trotz Industrie-Versprechen

Auch die Behörden sind besorgt über den vielen Zucker in unseren Lebensmitteln. 2015 wurde die sogenannte «Erklärung von Mailand» lanciert: Alt-Gesundheitsminister Alain Berset vereinbarte in den Folgejahren mit 24 Firmen eine freiwillige Selbstverpflichtung, den Zucker beispielsweise in Joghurts und Süssgetränken zu reduzieren. Das Ziel: Zwischen 10 und 20 Prozent weniger Zucker im Zeitraum von zwei bis sieben Jahren.

Das überzeugt Konsumentenschützerin Sara Stalder nicht: «Die Firmen reduzieren Zucker bei einem kleinen Teil ihres Sortimentes. Aber sicher nicht bei den Bestsellern, an denen wollen sie gar nichts ändern.» Dass die Senkungen übers ganze Sortiment hinweg zusammengerechnet werden, findet sie «Bschiss».

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Warum wehrt sich die Industrie gegen griffige Zuckerregulierung? Karola Krell Zbinden, Leiterin Kommission Ernährung, Fial
Aus Kassensturz vom 08.11.2024.
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Die Lebensmittelindustrie sieht das anders: «Die Industrie arbeitet seit Jahren daran, den Zuckergehalt in den Lebensmitteln zu reduzieren», sagt Karola Krell Zbinden von der Föderation der Nahrungsmittelindustrien. Das sei eine grosse Herausforderung, denn weniger Zucker bedeute weniger Geschmack - der müsse ersetzt oder ergänzt werden.

Gleich viel Geschmack mit weniger Zucker

Studien zeigen hingegen, dass Konsumentinnen weniger Zucker oft gar nicht bemerken. Bis zu 16 Prozent weniger Zucker in Fruchtjoghurt und bis zu 22 Prozent in Cerealien sind möglich, ohne dass im direkten Vergleich ein Unterschied bemerkt wurde. In diesem Licht scheinen die Ziele der Industrievereinbarung wenig ambitioniert.

«Ohne Zuckerzusatz» kann trügerisch sein

Andere Produkte enthalten viel Zucker und tragen trotzdem die Aufschrift «Ohne Zuckerzusatz». Etwa Jamadu «Fruit & Herbal Tea» mit 7 Gramm Zucker pro Dezi – Coca Cola hat 10.6 Gramm. Der Zucker kommt aus den enthaltenen Fruchtsäften. Oder Ovomaltine: 100 Gramm Pulver enthalten 42 Gramm Zucker aus den Zutaten Malzextrakt und Milchpulver.

Ist das erlaubt? Gemäss Gesetz darf «ohne Zuckerzusatz» auf der Verpackung stehen, wenn kein Zucker zugesetzt wurde und kein «anderes wegen seiner süssenden Wirkung verwendetes Lebensmittel ». Coop und Wander stellen sich auf den Standpunkt, Fruchtsaft respektive Malzextrakt seien geschmacksgebende Haupt-Komponenten, darum sei diese Formulierung erlaubt.

Ist Fruchtzucker schädlich?

Ist der Zucker aus dem Fruchtsaft gesünder als Kristallzucker in einem Süssgetränk? Nein, sagt Ernährungs­wissen­schaftlerin Esther Infanger: «Fruchtzucker aus Säften, Smoothies und Pürees geht genau so schnell ins Blut. Ausserdem sättigen flüssige oder pürierte Produkte kaum. Darum nimmt man schnell grössere Portionen zu sich als von frischen Früchten.»

Bei Säften & Co. überwiegen die negativen Effekte des Zuckers gegenüber den positiven Effekten, welche Vitamine oder Mineralstoffe bringen. Aber: Zwei Portionen Früchte pro Tag sind empfohlen, über den Fruchtzucker darin brauche man sich keine Sorgen zu machen.

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Zu viel Zucker: Wie uns die Lebensmittelindustrie verführt
Aus Kassensturz vom 12.11.2024.
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Legende: SRF

Felicitas Flohr, Roland Specker, Julian Gerber (Redaktion), Balz Rittmeyer, Fabian Schwander, Marina Kunz (Frontend-Entwicklung / Design).

Espresso, 12.11.24, 8:10 Uhr ; 

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