Die sogenannte Hoftötung ist in der Schweiz seit offiziell 2020 erlaubt. Seither wächst die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe, die diese Methode anwenden. Offizielle Zahlen gibt es zwar nicht, aber das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Fibl) schätzt, dass von den insgesamt rund 45'000 Landwirtschaftsbetrieben in der Schweiz rund 240 Hoftötungen durchführen.
Zusätzlich angestiegen ist die Zahl seit einer Regelanpassung Anfang 2024: Seither beträgt die Frist von der Tötung der Tiere auf dem Hof bis zum Ausweiden im Schlachtbetrieb 90 Minuten. Davor waren es nur 45 Minuten und somit zu wenig Zeit für abgelegene Bauernhöfe. Dennoch: Hoftötungen bleiben die Ausnahme in der Schweiz.
Karte zeigt Betriebe mit Hoftötung
Laut dem Fibl bedeutet die Hoftötung nachweislich weniger Stress für das Schlachtvieh: «Wir haben das Blut von Tieren aus Hoftötung mit jenem von Tieren aus herkömmlicher Schlachtung verglichen», sagt Milena Burri vom Fibl. Im Blut von Tieren aus Hoftötung habe es deutlich weniger Hinweise auf Stress gegeben – so sei etwa der Anteil des Stresshormons Cortisol deutlich geringer gewesen. «Uns ist es deshalb wichtig, Fleisch aus Hoftötung zu fördern.»
Aus diesem Grund hat das Fibl kürzlich eine Online-Karte publiziert. Auf dieser können sich Konsumentinnen und Konsumenten informieren, wo es Betriebe mit Hoftötung gibt. Denn im Detailhandel findet sich solches Fleisch so gut wie gar nicht. Es wird von den Betrieben direkt vermarktet. Die Karte wird laufend ergänzt.
So läuft eine Hoftötung ab
Das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» war schon 2018 bei einer Hoftötung dabei. Damals hatte erst eine Handvoll Betriebe eine Bewilligung dazu. Nun haben wir uns den Vorgang erneut zeigen lassen. Dieses Mal auf dem Loohof in Endingen AG. Wir zeigen den Vorgang am Beispiel von Schweinen.
Hoftötung auf dem Loohof in Endingen AG
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Bild 1 von 10Legende: Landwirt Markus Hauenstein führt die zu schlachtenden Tiere in einen von der Herde abgetrennten Bereich. SRF
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Bild 2 von 10Legende: Die Schweine werden durch einen Stromschlag betäubt. Zuerst wird das Hirn mit Strom durchströmt… SRF
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Bild 3 von 10Legende: …danach das Herz. SRF
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Bild 4 von 10Legende: Die betäubten Tiere werden an einem Bein aufgehängt. SRF
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Bild 5 von 10Legende: Nach der Betäubung müssen die Tiere innerhalb von einer Minute ausgeblutet werden. Das passiert mit einem Schnitt in den Hals. Durch den Blutverlust sterben die Tiere. SRF
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Bild 6 von 10Legende: Die toten Tiere werden gesäubert… SRF
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Bild 7 von 10Legende: …und in den dafür vorgesehenen Anhänger verladen. Es darf beim Transport kein Blut aus dem Anhänger tropfen. SRF
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Bild 8 von 10Legende: Von der Tötung bis zum Ausweiden im Schlachtbetrieb darf es maximal 90 Minuten dauern. Für den Loohof kein Problem: Die Dorfmetzg ist keine fünf Minuten entfernt. SRF
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Bild 9 von 10Legende: Metzger Harry Werder weidet das Tier aus. «Eine gute Sache» sei die Hoftötung, findet er. Wichtig sei, dass sie sauber ausgeführt werde. «Bei Markus Hauenstein weiss ich, dass er das macht.» SRF
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Bild 10 von 10Legende: Milena Burri vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Fibl) und Landwirt Markus Hauenstein. SRF
Landwirt Markus Hauenstein führt den Loohof zusammen mit seiner Frau. Hoftötungen macht er aus Überzeugung: «Ich hatte je länger je mehr Mühe damit, die Tiere lebend in einen Transporter zu laden und quasi in die Anonymität zu schicken.» Lieber sei er selbst dabei: «So können die Tiere in ihrer gewohnten Umgebung sterben.» Bei Schweinen und Rindern klappt das schon. Beim Geflügel will er nächstens auch noch auf Hoftötung umstellen.
Es kommt keine fremde Person, die Tiere hören keine fremde Stimme – bis zur Betäubung ist für sie alles ganz normal.
Bei der Hoftötung gäbe es auch die Möglichkeit, dass ein Metzger auf den Hof kommt und Betäubung und Tötung übernimmt. Markus Hauenstein macht jedoch alles selbst. Er sei überzeugt, dass so ein weiterer Stressfaktor ausgeschaltet werden könne: «Es kommt keine fremde Person, die Tiere hören keine fremde Stimme – bis zur Betäubung ist für sie alles ganz normal.» Deshalb hat er als Landwirt beim Metzger das Handwerk gelernt. «Ich hätte mir das früher auch nicht vorstellen können, dass ich einmal Tiere töte.»
«Es muss nicht jeden Tag Fleisch sein»
Auch Tierschutzorganisationen sehen in der Hoftötung eine Methode, die den Tieren dank des Wegfalls der Transporte viel Leid erspart. Dennoch gibt es auch Stimmen, die grundsätzlich kritisieren, dass der Mensch Tiere tötet. Markus Hauenstein sagt dazu: «Der Mensch isst seit Jahrtausenden Fleisch – und da gehört das Töten dazu. Aber es muss nicht jeden Tag Fleisch sein. Lieber weniger, dafür solches aus Hoftötung.»