Ethanol ist Alkohol. Das dürfte vielen von uns bekannt sein. Nur: Woher kommt dieser Alkohol? Ist er synthetisch hergestellt? Kann man den auch trinken? Bei diesen Fragen stehen vermutlich viele Desinfektionsmitteleinstreicher an, auch die «Espresso»-Crew. Deshalb haben wir uns auf die Suche nach Antworten gemacht.
Ethanol aus Abfall der Zuckerproduktion
Ein Experte in Sachen Ethanol ist Florian Krebs, Geschäftsführer von Alcosuisse. Die Firma mit Sitz in Bern ist der Hauptproduzent und -Importeur von Ethanol in der Schweiz. Ethanol sei reiner Alkohol, sagt Krebs. Man unterscheide zwischen «absolutus», also Ethanol, das zu 99.9 Prozent aus Alkohol bestehe, und 94-prozentigem Ethanol.
Das gängige Ethanol in der Schweiz und in Europa wird aus landwirtschaftlichen Produkten hergestellt, zu einem grossen Teil aus Weizen. Aber auch aus Roggen oder Holzabfällen wird Ethanol produziert. Weit über die Hälfte des gesamten Ethanols wird aber aus einem Restprodukt hergestellt: «In Europa steht Melasse im Vordergrund, ein Abfallprodukt aus der Zuckerproduktion», erklärt Florian Krebs.
Ethanol im Likör
Ethanol wird also aus natürlichen Rohstoffen gewonnen. Die Frage, ob man diesen Alkohol auch trinken könnte, liegt deshalb auf der Hand. Die Antwort vom Experten: «Grundsätzlich können Sie alles trinken.» Wobei es vermutlich nicht so eine gute Idee sei, 94-prozentigen Alkohol zu trinken. «Aber das Ethanol wird tatsächlich verwendet, um Schweizer Spezialitäten herzustellen, beispielsweise den typischen Appenzeller Bitter», erklärt Krebs weiter.
Für alle die nun auf die Idee kommen, selber Likör aus günstigem Ethanol herzustellen: Das lohnt sich nicht. Pro Liter Ethanol wird eine Alkoholsteuer von 29 Franken erhoben. Diese Steuer entfällt beim Ethanol für Desinfektionsmittel: «Dieses Ethanol wird denaturiert, es werden gesundheitlich unbedenkliche Stoffe hinzugefügt, damit es ungeniessbar wird.»